Abstillen, Schwangerschaft & Geburt
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Stillen in der Schwangerschaft – umfassender Guide mit aktuellem Wissenstand & Studien

Stillen in der Schwangerschaft
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Stillst du schon länger und planst demnächst eine Schwangerschaft, aber du stillst immer noch? Oder hast du überraschend festgestellt, dass du erneut schwanger bist, obwohl du noch stillst? Stillen in der Folgeschwangerschaft kann beides sein – ein unerwartetes Ereignis oder geplant.

Plötzlich überschneiden sich Schwangerschaft und Stillzeit.

Stillen und schwanger

In beiden Fällen ist eines wichtig: Du möchtest die Sicherheit deines Ungeborenen genauso gewährleisten, wie die deines Stillkindes.

Wunderbar!

Bestimmt hast du schon einmal gehört, dass vom Stillen während einer Schwangerschaft abgeraten wurde. Oder dein Arzt hat bei der ersten Vorsorgeuntersuchung zum Abstillen geraten, als du ihn gefragt hast, ob du weiterstillen darfst?

In diesem Blogartikel werde ich den aktuellen Wissensstand, praktische Erfahrungen und Studien zum Stillen in einer weiteren Schwangerschaft so gut wie möglich aufdröseln. Damit du trotz Schwangerschaft weiter stillen kannst, ohne dein Ungeborenes zu gefährden, wenn du das möchtest.

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Kann man trotz Stillen schwanger werden?

Ja, eine Schwangerschaft ist trotz Stillen möglich.

Bevor du schwanger stillen kannst, musst du erstmal schwanger werden. Es ist gar nicht immer so leicht, den Kinderwunsch zu erfüllen.

Wie Stillen den mütterlichen Hormonhaushalt verändert

Als Frau kennst du es gut: Innerhalb von 4 Wochen verändert sich unser Hormonhaushalt immens. Jeder Zyklus ist ein wahres Hormonfeuerwerk.

Durch das Stillen bemerken Frauen mit Hashimoto z. B., dass sie einen schwankenden Verbrauch an Schilddrüsenhormonen haben und ihre L-Thyroxin-Dosierung ggf. immer wieder angepasst werden muss.

Genauso verändert das Stillen deinen Hormonhaushalt. Das kann dein Wohlbefinden, dein Schlafverhalten und andere Lebensbereiche betreffen. Und den Kinderwunsch.

Sexualität in der Stillzeit

Die Lust auf Sex kann in der Stillzeit verringert sein. Muss aber nicht.

Manche Frauen kämpfen mit Scheidentrockenheit, aufgrund der hormonellen Lage in der Stillzeit. Das veränderte Scheidenmilieu führt häufiger als ohne Schwangerschaft & Stillen zu Pilzinfektionen, die auch unangenehm sind.

Es kann sein, dass es gerade einfach nicht passt mit dem Sex.

Unabhängig davon, was dich gerade bewegt: red’ mit den Menschen drüber, mit denen du gern Sex haben magst. Bei einem unangenehmen Gefühl, jucken, brennen oder Rötung ist deine Gyn-Praxis der beste Ansprechpartner.

Sollte dich “nur” die Scheidentrockenheit von Sex abhalten, gibt es Gleitgele. Lass dich da gut beraten, welche sich mit deiner sonstigen gewählten Verhütung vertragen – insbesondere bei Kondomen.

LAM oder: “Wie lange schützt Stillen vor einer Schwangerschaft?”

Die Laktations-Amenorhoe-Methode, kurz LAM, kann als Verhütung in der Stillzeit genutzt werden.

Mit einem Pearl Index unter Studienbedingungen von 2, ist diese Methode ähnlich sicher wie ein Kondom. Also nicht zu unterschätzen und nicht zu überschätzen.

Eingesetzt werden kann die LAM frühestens ab dem 56. Tag nach Geburt und nur so lange ausschließlich gestillt wird und keine Menstruation eingesetzt hat.

  • Ohne Zufüttern.
  • Ohne Schnuller.
  • Ohne Tee & Wasser, die in der Vollstillzeit ohnehin unnötig sind.
  • Ohne Beikost.

Gestillt wird nach Bedarf, ad libitum. Spätestens alle 4 Stunden oder häufiger.

Auf diese Weise nutzt du deinen Hormonhaushalt aus, um zu verhüten indem der Eisprung unterdrückt wird. Dies funktioniert nur in den ersten 6 Monaten und sobald einer der oben angegebenen Faktoren nur einmal nicht mehr zutrifft, erhöht sich die “Gefahr” einer Schwangerschaft.

Warum kann man trotzdem in der Stillzeit schwanger werden?

Sobald die Stillmahlzeiten weit genug auseinander liegen, dass ein Eisprung stattfinden kann, ist es möglich, dass du wieder schwanger wirst. Die Hormonlage hat sich dann einfach entsprechend verändert.

Stillen hat keinen sicher verhütenden Effekt, sobald sehr exakte Gegebenheiten nicht mehr vorliegen.

Schwanger trotz Stillen und möglicherweise sogar ohne Periode

Auch ohne eine erste Periode nach der Geburt und trotz Stillen kannst du wieder schwanger werden. Denn vor der ersten Periode liegt ja bereits der 1. Eisprung.

Wenn du einen entsprechenden Geschwisterabstand wünschst und nicht sofort schwanger werden möchtest: Denk an die Verhütung!

Anzeichen für eine Schwangerschaft trotz Stillen

Genau wie ohne Stillen können die Anzeichen für eine neue Schwangerschaft sehr spezifisch oder völlig unspezifisch sein.

Im Zweifel kann dir ein Schwangerschaftstest schnell Auskunft geben.

Kinderwunsch trotz Stillen

Du siehst – deinem Kinderwunsch steht das Stillen erstmal generell nicht im Wege.

Deine individuelle Geschichte kann ebenso zeigen, dass es dir wie manchen Frauen geht, die es eher schwer finden in der Stillzeit schwanger zu werden.

Gerade, wenn die Stillzeit länger geht, als von dir vorher gedanklich eingeplant.

Unsere Kinder stellen unser Leben oft auf den Kopf. Niemand weiß, was uns erwartet. Die Antwort auf die Frage “Abstillen oder Weiterstillen trotz Schwangerschaft” kannst am Ende nur du dir beantworten.

Ist schwanger werden in der Stillzeit gefährlich?

Nein.

Wenn dein Körper hormonell eine Schwangerschaft zulässt ist diese möglich.

Wichtig ist dennoch, dass du auf deine Versorgung, genauso wie die deines Stillkindes achtest. Mehr dazu erkläre ich dir im Verlauf dieses Textes.

Pille danach trotz Stillen

Die “Pille danach” gibt es mit unterschiedlichen Wirkstoffen. Bei Medikamenten ist es in der Stillzeit immer wichtig zu klären, dass der angewendete Wirkstoff keine Probleme für das Stillkind verursacht.

Häufig lese ich einen sehr allgemein gehaltenen Hinweis auf eine Stillpause, der jedoch völlig willkürlich auf zwischen 8 Stunden und einer Woche ausgeweitet wird.

Besser: Lass deine/n behandelnde/n Arzt/Ärztin, die Apotheke oder Stilllberatung explizit eine Beratungsinformation für das ausgewählte “Pille danach”-Präparat mit dem Alter / Gewicht deines Stillkindes beim Embryotox einholen oder in der “grünen Liste” (Amazon-Werbelink) nachlesen.

Weiterstillen trotz erneuter Schwangerschaft?

Ja! Wenn du möchtest!

Es gibt keinerlei pauschalen Grund hektisch abzustillen, wenn du erneut schwanger geworden bist.

Stillen während Schwangerschaft: Für das Ungeborene gefährlich?

“Ist es gefährlich in der Schwangerschaft zu stillen?”, ist eine häufige und sorgenvolle Frage.

Mamas wie du machen sich sowohl Gedanken über die Gesundheit ihres Stillkindes, die Qualität der Muttermilch und insbesondere natürlich um das Ungeborene!

Hat das Stillen Einfluss auf die Schwangerschaft?

Die Behauptung, dass Stillen die Schwangerschaft gefährde kommt immer wieder auf, ist allerdings nicht haltbar.

Führt Stillen in der Schwangerschaft zur Fehlgeburt?

Nein!

Eine Fehlgeburt kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Eine Fehlgeburt durch Stillen hingegen ist nicht möglich. Die beim Stillen ausgeschütteten Geburts-Hormone können nur wirken, wenn eine “Geburtsbereitschaft” vorliegt.

Bei einer drohenden Frühgeburt kann es sinnvoll sein auf das Stillen zu verzichten, weil man natürlich alles tut, um die Fehlgeburt zu verhindern. Niemand würde eine Frühgeburt provozieren! Als Frühgeburt wird ein Baby bezeichnet das deutlich vor dem Geburtstermin zur Welt kommt.

Eine Fehlgeburt hingegen wird auch als Abort bezeichnet.

Für uns werdende Mamas gleichzeitig schmerzhaft real, belastend und entlastend kann sein, wenn du dir vor Augen führst, dass in der Frühschwangerschaft das “alles oder nichts” Prinzip gilt. Das bedeutet, dass du im Moment einer Schwangerschaft kaum etwas tun kannst, um diese zu erhalten, wenn es Gründe für einen Abort gibt. Das Stillen in der Frühschwangerschaft hat damit jedoch nichts zu tun – weder hormonell, noch von der Versorgung.

Üblicherweise ist Milch in der Frühschwangerschaft übrigens noch unverändert vorhanden, weil erst das HPL (Humane Plazentalaktogen) später erst die Muttermilchproduktion reduzieren.

Fehlen dem Bauchbaby oder Stillkind Nährstoffe?

Wenn ein eigener Nährstoffmangel ausgeschlossen ist, nein.

Es kann bei eigenem Nährstoffmangel zu einem Rückgang der Milchmenge kommen.

Mein Arzt rät zum Abstillen, was tun?

Die wichtige Frage ist, warum deine betreuenden Ärzte zum Abstillen raten. Ist es ein pauschaler Rat, ohne Substanz, musst du deine Situation nochmal selbst analysieren und bewerten, ob Abstillen nötig ist.

Es kann darüber hinaus helfen bei einer weiteren Fachkraft für eine Zweitmeinung zu besprechen. Zb. mit einer Stillberaterin.

Gibt es Studienergebnisse zum Stillen in der Schwangerschaft?

Wissenschaftliche Kreise interessieren sich für das Stillen während einer Schwangerschaft und dessen Auswirkung. Die Studien sind bisher noch klein, vermutlich auch, weil das Stillen trotz Schwangerschaft seltener vorkommt.

Eine 2013 veröffentliche Studie mit 495 Schwangeren kommt zu dem Ergebnis, dass mit dem weiterstillen in einer Schwangerschaft kein erhöhtes Risiko einer Fehlgeburt ausgelöst durch das Stillen einhergeht.

“Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Stillen in der frühen Schwangerschaft das Risiko einer
Fehlgeburt nicht erhöht, unabhängig davon ob ausschließlich oder teilweise gestillt wird. Außerdem erhöht das Stillen während der Schwangerschaft weder das Risiko einer Frühgeburt Frühgeburten noch beeinflusst es das Geburtsgewicht des Neugeborenen.”

Quelle: Albadran, Maysara, M. Effect of breastfeeding during pregnancy on the occurence of miscarriage and preterm labour. Iraqi Journal of Medical Sciences 2013 – https://www.iraqijms.net/upload/pdf/iraqijms56fab7e51d10c.pdf

Eine von der Teilnehmerzahl kleinere Studie mit 165 Probantinnen kommt 2014 zu dem Schluss:

“Stillen während der Schwangerschaft ist ungefährlich und Angehörige der Gesundheitsberufe sollten nicht zum Abstillen raten, wenn es zu Überlappungen kommt. Mutter, Kind und Fötus sollten genau beobachtet werden, um negative Auswirkungen zu erkennen, und beim Auftreten negativer Auswirkungen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.”

Quelle: Ayrim, A. et al. Breastfeeding throughout pregnany in Turkish women. Breastfeeding Medicine 2014 – https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24160359/

Kann man in der Schwangerschaft Stillen?

So kann die Frage ‘Kann ich in der Schwangerschaft Weiterstillen?’ mit ‘Ja.” beantwortet werden.

Unter Berücksichtigung aktueller Studien kannst du in jedem Fall zuerst einmal in Ruhe weiterstillen. Im Verlauf der Schwangerschaft kannst du jederzeit anders entscheiden.

Möglichkeiten wie du entscheiden kannst führe ich etwas weiter unten auf.

Häufige Frage: Wie lang kann man Stillen, wenn man schwanger ist?

Das Ende des Stillens in der Schwangerschaft kommt meist dann, wenn

  • das Stillen aufgrund der erhöhten Sensitivität der Brustwarzen zu unangenehm wird
  • die Milch aufgrund der Schwangerschaftshormone zurückgeht und das Stillkind nicht “trocken stillen” möchte
  • die Schwangerschaft von Frühgeburt bedroht wird

Sonst kannst du so lange Stillen wie du möchtest. Sogar bis zur Geburt und darüber hinaus.

Gefahren beim Stillen in der Schwangerschaft

Da die Schwangerschaft das Stillen stark beeinflusst ist es gut zu wissen, wie sich das zeigen kann.

Das Stillen & Saugen wird dir zu viel

Erfahrungen beim Stillen während der Schwangerschaft zeigen, dass wir selbst als Mamas manchmal einfach das Gefühl haben, dass es “zu viel” wird.

Als Mama ist es immer wichtig genau zu schauen, wie die Bedürfnisse von deinem Kind UND dir genügend Raum bekommen. Zwischen “Stillen einschränken” und “Abstillen” gibt es viele Möglichkeiten das liebevoll euch beiden gegenüber zu gestalten.

Häufige Frage: “Warum tut Stillen in der Schwangerschaft weh?”

Die Hormone eine Schwangerschaft führen häufig zu einer Sensitivität der Brustwarzen. Vielleicht kennst du das noch aus deiner ersten Schwangerschaft?

Wenn du erneut schwanger bist und weiterhin stillst, kann es daher sein, dass das Stillen unangenehm ist. Auch Schmerzen kann das Stillen auslösen. Wenn du Schmerzen beim Stillen hast, wird das deine Entscheidung sicher noch einmal anders beeinflussen, als wenn du weiter schmerzfrei stillen weiterstillen kannst.

Wunde Brustwarzen entstehen meist dann, wenn dein Stillkind versucht durch sehr energisches Stillen den Stillfluss zu fördern und stark bzw. mit einer unpassenden Technik saugt. Zum Beispiel wie an einer Strohhalmflasche oder Trinkfalsche.

Dann können dir diese Tipps bei wunden Brustwarzen in der Schwangerschaft natürlich genauso weiterhelfen, wie zu jedem Zeitpunkt deiner Stillzeit.

Ebenso ist es möglich, dass du in der zweiten Schwangerschaft keine Brustschmerzen hast. Lass dich da bitte nicht verunsichern – wir sind als Frauen trotzdem wir ähnlich sind sehr verschieden.

Muttermilch schmeckt bei erneuter Schwangerschaft nicht mehr

Wenn deinem Stillkind das Stillen nicht mehr schmeckt, kann es sein, dass es von deinem Stillkind deshalb abgelehnt wird.

Der Effekt kann gewollt sein oder unerwartet.

Solltet ihr sehr plötzlich von “viel Stillen” auf “praktisch kaum noch Stillen” wechseln ist es wichtig, dass du deine Brust auf einen möglichen Milchstau beobachtest.

Muttermilch wird beim Stillen in der Schwangerschaft zu wenig

Insbesondere jüngere Stillkinder können dann zusätzlich Nahrung (Spenderinnen-Frauenmilch, Pulvermilch) benötigen. Eine ausreichende Versorgung muss gewährleistet sein!

Die Stillposition mit Babybauch ist unbequem

Ein größeres Stillkind hat natürlich ein anderes Gewicht. Jetzt ist es wieder gut, wenn du besonders auf eure Stillposition achtest. So kannst du dafür sorgen, dass du keinen unangenehmen Druck von außen auf den schwangeren Bauch bekommst.

Warum verändert sich die Muttermilch beim Stillen in einer erneuten Schwangerschaft?

Die Schwangerschafts- und Plazenta-Hormone bewirken die Veränderungen der Muttermilch, sowie der Sensitivität deines Körpers.

Häufige Frage: “Wann verändert sich die Muttermilch in der Schwangerschaft?”

Bereits VOR der Schwangerschaft kann sich die Muttermilch zyklusbedingt verändern.

Wann in der Schwangerschaft die Muttermilch durch die Hormone verändert wird ist bei jedem Stillpaar anders.

Wie verändert die Schwangerschaft den Geschmack der Muttermilch?

Kinder die schon sprechen können berichten davon, dass die Milch beim Stillen plötzlich salzig schmeckt und lehnen sie deshalb manchmal auch ab.

Schwanger und Stillen: Wann geht die Milch zurück?

Manchmal wird die Milchmenge schon beim bekannt werden der Schwangerschaft weniger. Es gibt Frauen, die die gesamte Schwangerschaft hindurch ohne merklichen Rückgang der Muttermilch stillen können.

Keine Milch mehr durch die Schwangerschaft

Sollte die Milch ganz weg bleiben gibt es noch die Option “trocken” zu Stillen. Non-nutritives Saugen hat bei allen Stillkindern grundsätzlich immer einen Anteil an den Stillmahlzeiten.

Gibt es Möglichkeiten die Milchmenge in der Schwangerschaft zu erhalten?

Wenn keine Schwangerschaft besteht kann man durch Stillmanagement und Medikamente viele Wege nutzen, um die Milchmenge zu beeinflussen. Schwanger ist das anders. Die Milchmenge ist dem hormonellen Verlauf der Schwangerschaft ausgesetzt und Milchproduktion ist nicht das vorrangige Ziel deines Körpers.

Dennoch reagiert jeder Körper unterschiedlich und es gibt Frauen, bei denen die Milchproduktion in der gesamten Schwangerschaft erhalten bleibt.

Woher weiss ich ob noch Milch kommt?

Auch wenn du einzelne Tropfen mit der Hand ausdrücken kannst, bedeutet das ja NICHT, dass genug Milch da ist, um dein Stillkind zu ernähren.

Ein Hinweiszeichen für Milchfluss kann das hörbare Schlucken sein. Manche Babys schaffen es auch ein hörbares Schluckgeräusch zu produzieren, ohne wirklich zu schlucken.

So lange dein Baby auf die reichliche Versorgung mit Muttermilch (nahe dem Vollstillen) angewiesen ist solltest du deshalb immer prüfen (lassen) ob die Gewichtsentwicklung weiterhin in Ordnung bleibt. Die Gewichtsentwicklung deines Kindes ist grundsätzlich das Merkmal, welches noch VOR einem Rückgang von Urin & Hautspannung eine Unterversorgung bemerken lässt.

Wird trotz Stillen in der Schwangerschaft Kolostrum gebildet?

Ja, auch nach einer Schwangerschaft in der gestillt wurde, wird zum Ende der Folgeschwangerschaft hin Kolostrum gebildet und darüber hinaus so lange, bis nach der Geburt die reichliche Milchbildung einsetzt. Meist wird das “Milcheinschuss” genannt, was ein wenig irreführend ist.

Reicht die Muttermilch in der Schwangerschaft weiterhin fürs Stillkind?

Wenn du schwanger stillen möchtest, kann es trotzdem zu einem Milchrückgang kommen.

Es macht einen großen Unterschied, wann nach der Geburt du wieder schwanger wirst. Deshalb werde ich die Antwort altersbezogen aufteilen.

Angenommen…

…du wirst 4 Wochen nach Geburt wieder schwanger

Manchmal sind Frauen so empfängnisbereit, dass sie bereits im ersten Zyklus nach der Geburt erneut schwanger werden. Das ist natürlich eine schnelle, unerwartete Schwangerschaft.

Da unklar ist, wie zügig die schwangerschaftsbedingte Hormonlage bei dir zu einem Rückgang der Milchproduktion führt, braucht es eine engmaschige Begleitung durch eine Stillberatung, wenn du das Stillen gerne aufrecht erhalten möchtest.

Es ist möglich eure Stillbeziehung weiter aufrecht zu erhalten, indem du das Brusternährungsset nutzt, um während dem Stillen zuzufüttern.

Zum Zufüttern eignen sich in dieser Situation

  • Frauenmilch von einer (wichtig: vertrauenswürdigen, getesten!) Spenderin oder
  • Pre-Nahrung

Wichtig ist zu wissen, dass davon auszugehen ist, dass bereits in wenigen Wochen und möglicherweise noch im 1. Trimester der neuen Schwangerschaft die Milchmenge nicht mehr reicht.

Wie eine der Studie ergeben hat, kommt es beim ausschließlich Stillen in der Schwangerschaft, statistisch häufiger zu einer Fehlgeburt. Auch wenn der direkte Zusammenhang nicht nachgewiesen werden konnte.

…2, 3, 4, 5 oder 6 Monate nach der Geburt bist du erneut schwanger

Vor Beginn der Beikost und der Bereitschaft deines Babys für die Beikost überhaupt reden wir immer über das voll stillen in der Schwangerschaft. Das ist eine Sondersituation!

In der gesamten Phase ist der Kalorienbedarf deines stillenden Babys sehr hoch und wird – ohne Schwangerschaft – komplett übers Stillen gedeckt. Außer natürlich es kam zu nicht behobenen Stillproblemen und du fütterst aktuell Pre-Nahrung zu.

Für die Schwangerschaft bedeutet das, dass du stillfreundlich mit dem Brusternährungsset zufüttern kannst, wenn du eure Stillbeziehung aufrechterhalten möchtest, bis die Beikost einen ausreichenden Anteil der Ernährung eingenommen hat. Oder das Geschwisterkind geboren wurde.

…du bist 8 Monate nach Geburt ein weiteres Mal schwanger

Inzwischen hat dein Stillbaby üblicherweise bereits angefangen seine Beikostmengen zu steigern. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat zur Steigerung der Beikost klare einheitliche Empfehlungen.

Mit 8 Monaten ist es dennoch sehr wahrscheinlich, dass du deinem Kind zusätzlich gespendete Frauenmilch oder Pre-Nahrung anbieten wirst. Die Beikostmengen in diesem Alter sind sehr schwankend.

Ein entscheidender Faktor ist, wie schnell dir die Milch wegbleibt.

Beobachte unbedingt in regelmäßigen Kontrollen auf einer geeigneten Babywaage das Gewicht und besprich dich darüber hinaus mit einer Stillberaterin, die firm im Thema “Stillen in der Schwangerschaft” ist.

…10 Monate nach Geburt wirst du erneut schwanger

Wenn die neue Schwangerschaft entstanden ist, wenn dein Baby schon 10 Monate oder älter ist, kann es gut sein, dass ihr auf zusätzlichen Ersatz für die Muttermilch verzichten kann. Eine Garantie gibt es hier jedoch nicht.

Jedes Stillkind ist individuell und es gibt Stillkinder, die in diesem Alter noch sehr relevante Mengen ihres Tagesbedarfes durch Stillen decken. Gehört dein Baby dazu und geht deine Milchmenge frühzeitig zurück, hol’ dir unbedingt Stillberatung!

Unabhängig vom Alter deines Kindes ist es immer wichtig, dass sein gesundes Gedeihen und seine ausreichende Versorgung mit Kalorien und Nährstoffen gewährleistet bleibt!

Wie merkt man, dass die Muttermilch während der Schwangerschaft nicht mehr reicht?

Genau, wie zum Beginn der Stillzeit merkst du, ob deine Milchmenge reicht, daran, ob…

  • die Windeln weiterhin regelmäßig und gleichbleibend nass sind
  • altersgerechte Stuhlganghäufigkeit vorliegt
  • die Gewichtsentwicklung deines Kindes altersgerecht auf seiner Gewichtskurve verläuft
  • dein Kind weiterhin zufrieden mit dem Stillen ist

Dementsprechend umgekehrt merkst du dann natürlich auch, wenn die Muttermilch nicht mehr reicht:

  • dein Kind hat häufig und mehr Hunger auf andere Nahrungsmittel oder Durst
  • die Ausscheidung von Urin und Stuhlgang wird weniger als gewohnt, du beobachtest dunkel (konzentrierten) Urin oder trockenen Stuhlgang bei deinem Kind
  • auf der Gewichtskurve entsteht ein “Knick” bei dem dein Kind seine Gewichts-Wachstumspercentile verlässt
  • dein Stillkind ist unzufrieden und quengelig

Würde so etwas in der Stillzeit aufkommen, ohne dass du wieder schwanger bist, würde man in der Stillberatung nach Ursachen suchen und diese behandeln, sowie das Stillmanagement anpassen. In einer weiteren Schwangerschaft wirken die Hormone jedoch so stark, dass du nun das Flüssigkeits- und Nahrungsangebot für dein Stillkind anpassen musst.

Abstillen oder schwanger Weiterstillen – Welche 7 Varianten gibt es

Stillen und wieder schwanger – jetzt gibt es verschiedene Möglichkeiten wie du damit umgehen kannst.

Es kann sein, dass du jetzt schon weisst, dass mehrere Optionen passen, oder dass du dich im Verlauf der erneuten Schwangerschaft umentscheidest.

#1 – Schwanger weiter Stillen

Du entscheidest also nun erstmal schwanger weiter zu stillen? Prima.

Sei dir sicher, dass du eine verantwortungsvolle Entscheidung getroffen hast. Lass dir da nichts anderes einreden. Und wenn du doch verunsichert wirst, kannst du hierher zurück kommen und dir den aktuellen Wissensstand zum Stillen in der Schwangerschaft ansehen. Oder die Studien, die es zum schwanger stillen gibt.

#2 – Das Stillen einschränken

Stillpaare entwickeln ganz unterschiedliche Stillregeln oder Stillrituale, um die Stillbeziehung nur in begrenztem Maße weiterzuführen. Ihr einen -neuen- Rahmen zu geben.

Das Stillen kannst du einschränken z.b. indem du die Zeit pro Stillvorgang begrenzt

  • “Du kannst stillen, bis ich bis ___ gezählt habe.”
  • “Gerne, aber nur ganz kurz.”
  • “Wir stillen maximal ___ Minuten, dann machen wir ___ .”

Du kannst das Stillen zb. über den Ort einschränken

  • “Wir stillen nur in unserem Stillsessel.”
  • “Wir stillen nur auf dem Sofa.”
  • “… der Kuschelecke.”
  • “… im Bett.”

Dabei wird durch den Tagesablauf ganz natürlich das Stillen reduziert.

Du kannst nur zu bestimmten Gelegenheiten oder nach einem vorangegangenen (bedürfniserfüllenden) Ritual stillen. Deiner Phantasie zur Gestaltung eines passenden Rahmens sind letztlich keine Grenzen gesetzt.

#3 – Schwanger sein und “trocken Stillen”

Vielleicht ahnst du es schon. Die Bedeutung von “trocken Stillen” ist, dass dein Kind ohne oder bei kaum vorhandener Milchproduktion weiterhin stillt.

Wenn das trocken Stillen bei dir weder Unbehagen noch Schmerzen auslöst, kann es gut für euch passen.

Damit überbrückst du die Monate mit deinem Stillkind, bis die Milchproduktion dann wieder beginnt.

#4 – Tandemstillen vorbereiten

Wenn du erstmals vom Tandemstillen hörst, bist du vielleicht noch gar nicht sicher, ob du “das” möchtest.

Das ist völlig in Ordnung.

Gerade wenn du frisch wieder schwanger bist, kannst du diese Entscheidung getrost vertagen. Es macht absolut Sinn, dich vorab mit dem Tandemstillen zu befassen. Einfach um abzuwägen, ob du dir vorstellen kannst 2 unterschiedlich alte Geschwisterkinder zu stillen.

Anders, als beim Stillen während der Schwangerschaft, ist beim Tandemstillen nicht davon auszugehen, dass die Muttermilch zu wenig ist und nicht reicht. Im Gegenteil! Durch die doppelte Nachfrage beim Stillen von 2 Kindern nach Bedarf, wird Muttermilch für 2 Kinder gebildet.

Die Hormone fürs Stillen funktionieren dafür sehr gut.

Du befindest dich dann ja auch nicht mehr in der Schwangerschaft, sondern in der erneuten Stillzeit und dein Körper ist komplett auf Muttermilchproduktion ausgerichtet.

#5 – Auf das selbst Abstillen deines Kindes hoffen

Wenn du darauf hoffst, dass sich dein Stillkind im Verlauf der Schwangerschaft abstillen wird, weil die Muttermilch zurück geht, muss ich dich warnen!

Längst nicht jedes Kind tut das.

Manchmal passiert es.

Dennoch steuerst du dann möglicherweise auf eine Tandemstillzeit zu, die du überhaupt nicht möchtest.

Sei dir dessen einfach bewusst.

#6 – Was, wenn der Arzt zum Abstillen rät?

Ärzte und andere medizinische Berufe lernen in ihren Ausbildungen häufig schon wenig zum Stillen überhaupt. Von Tandemstillen hat nur der geringste Teil von ihnen gehört.

In diesem Guide befinden sich – auch für Ärzt*innen – so viele neue Informationen, mit denen sie sich noch nie befassen mussten, dass du einen deutlichen Wissensvorsprung hast.

Wenn du die Empfehlung zum Abstillen bekommst, gilt es erst einmal zu prüfen:

  • Ist der Rat zum Abstillen wegen der Schwangerschaft pauschal ausgesprochen worden?
  • Gibt es einen validen Grund, warum in deiner Situation das Stillen in der Schwangerschaft eine Gefahr fürs Ungeborene bedeutet?

Fragen die im Gespräch helfen sind:

  • Wieso gehen Sie davon aus, dass ….?
  • Wie raten Sie mir, …?
  • Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, …?
  • Bis wann muss ich das entscheiden, …?

Darüber hinaus kannst du dir immer eine Zweitmeinung oder eine stillberaterische Beratung zu dem Thema zur Seite holen. Und gemeinsam die Bedenken deines Arztes zum schwanger stillen beleuchten und möglicherweise erneut das Gespräch mit deinem Art suchen.

So kannst du du für dich, dein Ungeborenes und dein Stillkind eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen, hinter der du stehen kannst.

Du kannst dir auf jeden Fall sicher sein, dass Muttermilch für ältere Geschwister genauso wertvoll bleibt. Wenn dich das Thema Tandemstillen mehr interessiert, findest du hier Infos die du vorab kennen solltest.

#7 – Abstillen wegen Schwangerschaft

Prinzipiell ist es unnötig wegen einer Schwangerschaft abzustillen. Aber natürlich ist abstillen in der Schwangerschaft möglich!

Wenn du Abstillen möchtest, geht es wie bei jedem anderen Abstillprozess darum, einen möglichst für dein Stillkind gangbaren Weg unter Berücksichtigung deiner Bedürfnisse zu finden. Zum Abstillen gibt es hier die Abstillen-Checkliste und natürlich, wenn du möchtest persönliche Begleitung, in der Stillberatung.

Erfahrungsberichte: Stillen und erneute Schwangerschaft

Sehr ehrliche Erfahrungen mit Stillen und erneuter Schwangerschaft schildert Katrin Szabo auf ihrem Elterblog “Nestling”. Darüber hinaus beschreibt sie ihre persönlichen Erlebnisse mit dem Tandemstillen. Ungeschminkt gibt sie preis, dass das Stillen eines Kleinkindes und eines Babys gleichermaßen schön und anstrengend sind.

Auch andere Mamas wurden schwanger in der Stillzeit. Erfahrungen über das Stillen in der Schwangerschaft werden häufig im Forum geteilt. Ältere Forums-Beiträge kannst du öffentlich lesen bei Rund-ums-Baby oder zum selbst Abstillen des Kindes in der Schwangerschaft im SUT-Forum.

In den sozialen Medien auf Facebook werden solche Fragen z.b. in der Gruppe zum Tandemstillen oder Stillen – Fragen und Antworten besprochen.

5 Schritte um das Stillen während der Schwangerschaft behutsam zu gestalten

Wenn deine zweite Schwangerschaft unerwartet eingetreten ist und du noch stillst, empfehle ich dir diese 5 Schritte, um ganz behutsam zu entscheiden, wie du mit dem Stillen in der Schwangerschaft umgehen möchtest:

  1. Freu dich
    Ein weiterer Mensch entsteht durch dich
  2. Entspann dich
    Stress hat noch niemandem geholfen
  3. Hör auf deinen Körper
    Er sagt dir was du jetzt brauchst
  4. Sprich’ mit deinem Kind
    Nicht über die Schwangerschaft, sondern über das was du jetzt brauchst
  5. Denk’ gründlich nach
    Deine Entscheidungen haben Auswirkungen auf euch alle Drei

Ausführlich beschreibe ich dir das in meinem Blogartikel “Wie du goldrichtig reagierst, wenn du trotz Stillen schwanger geworden bist

Wenn du dir Support für das Abenteuer Schwanger stillen & Tandemstillen wünscht, trag’ dich gern für den Stillclub ein. Dort findest du Unterstützung bei allen Gedankengängen und Fragen die jetzt auf dich zukommen.

Alles Liebe für diese besondere Schwangerschaft,
Deine Tabea

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein
  • Rose sagt:

    Wir haben sechs Monate gestillt, danach wollte unsere Süße das nicht mehr;)

    Schöne Zeit

    Rose

  • Schneewittchen28 sagt:

    Liebe Tabea,
    vielen Dank für Deinen sehr umfassenden Beitrag zum Thema Stillen, der viele Fragen berührt, die junge Mamis beschäftigen! Denkst Du, es ist sinnvoll nach der Stillzeit eine Bruststraffung vornehmen zu lassen, wenn durch das Stillen die Brüste schlaff geworden sind? Wäre so eine Brust OP ein Problem bei einer zweiten Schwangerschaft oder ist das für das Stillen unproblematisch?
    Liebe Grüsse

    • Hi du, eine Bruststraffung ist erstmal v.a. ein kosmetischer Eingriff und immer wenn ein Schnitt an der Brust gemacht wird, kann das zu Stillproblemen führen. Die Milchgänge sind während der OP meines Wissenstandes nicht darstellbar und Verletzungen können später zu Milchstau, Brustentzündungen führen oder den Stillerfolg durch den fehlenden Milchtransfer oder eine zu geringe Milchbildung gefährden.

      Solltest du eine Schönheitsoperation an der Brust in Erwägung ziehen kann ich aus stillberaterischer Sicht (und der Erfahrung mit brustoperierten Personen aus der Stillberatung) nur empfehlen, dies auf nach dem Kinderwunsch zu schieben, wenn du stillen möchtest.

      Manchmal hat man als junge Person oder zu einem anderen Zeitpunkt die Situation anders eingeschätzt, die OP wurde bereits durchgeführt und ein “zurück” ist nicht mehr möglich, obwohl der Stillwunsch da ist und nun Probleme auftreten. In so einem Fall stehe ich dir natürlich mit der Stillberatung zur Seite und können z.B. in der Beratung besprechen, was dir am Stillen der wichtigste Faktor ist und wie du dein Baby so gut wie möglich nach deinen Vorstellungen versorgen kannst.

      Melde dich gern.

  • Katharina sagt:

    Danke für diesen wertvollen und informativen Artikel. Mir war nicht bewusst, dass die Milchproduktion durch eine erneute Schwangerschaft derart beeinflusst wird.

    Liebe Grüße
    Katharina