Abstillen, Lange Stillen
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11 Fakten, die vor dem Tandemstillen wichtig sind zu wissen

tandemstillen
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Manchmal stillen Stillkinder während der nächsten Schwangerschaft weiter. Dann kannst du ab der Geburt vom Baby die Geschwister Tandemstillen.

Tandemstillen ist – wie jede andere Entscheidung in der Stillzeit auch – eine sehr Persönliche! Da Tandemstillen recht unbekannt ist, wird häufig bereits während der Schwangerschaft zum Abstillen geraten. Mit unterschiedlichsten und sehr häufig inkorrekten Begründungen.

Die Entscheidung dein Stillkind in der Schwangerschaft weiter zu Stillen, liegt voll und ganz in deiner Hand.

Bevor du dich in das Abenteuer Tandemstillen wagst, kann es helfen, dir einige Gedanken zu machen. Auch wenn diese nicht immer die Wirklichkeit abbilden, weil auch eine Tandemstillbeziehung eine Beziehung zwischen mehreren Menschen ist. Beziehungen sind dynamisch und verändern sich – im Idealfall orientiert an den Bedürfnissen der unmittelbar beteiligten Menschen.

1. Du produzierst auch beim Tandemstillen Kolostrum

Ja. Auch wenn du während der Schwangerschaft weiter stillst, wird Kolostrum produziert.

Durch die hormonellen Veränderung der Schwangerschaft, den Anstieg der Plazentahormone und den Abfall dergleichen bei der Geburt wird dein Körper quasi wieder in den Still-Ausgangszustand zurückversetzt. Ok – fast.

Meist ist es einen Tack leichter in die Milchbildung zu kommen.

Dass du Kolostrum produzierst siehst du voraussichtlich dann – wie andere Tandemstillmamas – am veränderten Stuhlgang deines großen Stillkindes.

2. Die Sorge das Kolostrum würde nicht reichen ist unbegründet

Eine sehr häufige Angst ist, dass das große Stillkind beim sofortigen Tandemstillen dem Neugeborenen das Kolostrum wegtrinken würde.

Das ist nicht der Fall, weil deine Milchbildung durch das vermehrte Stillen entsprechend mehr angekurbelt wird. Dein wunderbarer Körper produziert einfach mehr Kolostrum.

3. Beim Tandemstillen kann das große Stillkind im Milcheinschuss helfen

Beim Milcheinschuss kommt es zu einer vermehrten Lymphproduktion und zu einer Schwellung in der Brust.

Dabei ist es für die Neugeborenen häufiger eher herausfordernd reichlich Brustgewebe mit dem Mund zu erfassen.

Manchmal erleichtert es die Situation, wenn das Geschwisterkind in dieser Zeit reichlich mit stillt. Der Verlauf des Milcheinschuss ist im gesamten dann üblicherweise “sanfter” und das Baby kann genügend Brustgewebe erfassen und korrekt saugen.

4. Manche Kleinkinder mögen die Neugeborenen-Muttermilch nicht

Ein manchmal beschriebenes Phänomen ist, dass das große Stillkind plötzlich nicht mehr Stillen mag.

Sprechende Kinder sagen in diesem Zusammenhang auch schonmal “Bäh”.

Ein Grund das Tandemstillen sein zu lassen? Die Antwort ist: kommt auf dein Kind an.

Die dahinterliegenden Gründe können ganz unterschiedlich sein.

  • Das Stillkind mag den Geschmack nicht.
  • Das Stillkind ist überrascht und irritiert, weil nach Monaten des Trocken-Stillens wieder Muttermilch fließt.
  • Das Stillkind ist (noch) überfordert von der neuen Geschwister-Still-Konstellation

Eine ablehnende Haltung vom großen Stillkind ist manchmal von Dauer, manchmal aber auch nur vorübergehend.

Viel häufiger beobachte ich in der stillberaterischen Begleitung von Tandemstillmamas allerdings:

5. Manche Stillkinder entwickeln einen unersättlichen Stillhunger

Nach den ersten zaghaften Stillversuchen entwickeln viele große Tandemstill-Geschwister einen geradezu gierigen Hunger auf das Stillen.

Bedarf-tandemstillende Geschwisterkinder können nochmal ordentliche Polster anlegen (die später wieder verschwinden!) und Stillfrequenzen wie ein Neugeborenes haben.

6. Es kann sein, dass dir dein großes Stillkind plötzlich sehr groß vorkommt

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass es sein kann, dass dir dein größeres Stillkind plötzlich unglaublich groß vorkommt. Auch wenn du dir das jetzt noch nicht vorstellen kannst.

Das geht allerdings nicht nur Stillenden oder Tandemstillenden Müttern so, sondern wird häufig von Müttern beschrieben.

Gerade das erste Aufeinandertreffen nach der Geburt kann daher alle Beteiligten sehr fordern.

Dein größeres Kind kann in diesem Moment weder Geduld, noch Verständnis aufbringen. Vor allem, wenn es bei seiner sehnlichst vermissten Mama endlich wieder Stillen möchte.

Gleichzeitig kann es sein, dass die Löwin in dir das Neugeborene schützen möchte.

Auf diesen Aspekt kannst du dich gut mental für das Tandemstillen vorbereiten. Sätze für altersentsprechende Kommunikation einüben. Genügend Rückzugsraum schaffen – für dein Kind ebenso, wie für dich.

7. Eine starre Reihenfolge des Stillens der Geschwisterkinder ist nicht notwendig

Die Frage, ob beim Tandemstillen die richtigen Reihenfolge des Stillens notwendig ist, kommt häufig schon für die erste Stillsituation auf.

Vielleicht hatte dein großes Stillkind immer eine Lieblingsbrust?

Es ist tatsächlich erstmal völlig “egal” wo dein großes Stillkind stillt.

Wichtig ist in dieser Situation an sich nur, dass sich dein großes Stillkind angenommen, ernst genommen und geliebt (aus seiner Sicht!) fühlt.

8. Eine feste Zuordnung der Brust ist nicht notwendig

Im Verlauf der ersten Tage kann es sein, dass du beim Tandemstillen steuernd eingreifen willst.

Dazu kann es helfen, wenn du dein großes Stillkind die Seite Stillen lässt, die dein Neugeborenes zuletzt gerade gestillt hat.

Oder besprichst, dass “die zweite Seite” aufgehoben wird, für das Baby. Weil das ja jetzt nicht mehr im Bauch mit der Nabelschnur versorgt wird, sondern auch selber trinken kann.

Und überhaupt: “…dass es ja ein riesen Glück ist, dass das Baby die Milch mitgebracht hat.”

9. Das Tandemstillen kann eine große Hilfe sein

Gerade erst kürzlich habe ich eine Tandemstill-Mama begleitet, deren Neugeborenes mit einer massiven Neugeborenengelbsucht behandelt werden musste.

Dank des Tandemstillens (und weiteren wichtigen Maßnahmen) konnte sie die Muttermilchmenge rasant auf das kinderärztlich angeordnete Maß steigern und einer Verlegung in die Kinderklinik entgehen.

Eine persönliche Erfahrung dazu

Auch ich selbst durfte die dankbare Erfahrung machen, wie das Stillen meines großen Stillkindes die Muttermilchmenge ankurbelte. Meine Zweitgeborene schaffte nur gerade so einen ausreichenden Milchtransfer. Sie hatte ein verkürztes, posteriores Zungenband.

Das Stillen war durch das erhöhte Angebot leichter für sie.

Tandemstillen kann also sogar aktiv zur Vorbeugung von Stillproblemen beitragen.

10. Manchmal passt das gleichzeitige Tandemstillen nicht

Wenn das “zeitgleich” Stillen weder in das eigene Körpergefühl passt, noch in die organisatorischen Abläufe, ist ein Splitten der Stillzeiten möglich.

Die Organisation ist dabei völlig individuell unterschiedlich.

Mir ist an dieser Stelle einfach wichtig herauszustellen, dass “Abstillen” nicht die einzige mögliche Lösung dafür ist.

11. Mamas die Tandemstillen berichten von weniger Geschwisterrivalität

Eine Garantie für den Umgang von Geschwistern untereinander gibt es niemals.

Unglaublich viele Faktoren im Umgang mit Geschwistern können für ihr Zusammenwachsen als Team beitragen. Ideen finden sich im Artgerecht-Buch zum Thema Geschwister von Nicola Schmidt.

Besonders sind beim Tandemstillen die gemeinsamen Stillmomente, bei denen alle beteiligten eine Oxytocin-Dusche bekommen. Beides kann beim Aufbau einer starken Geschwisterbeziehung helfen.

Du wünscht dir einfach, die Stillsituationen darüber hinaus mit Geschwistern zu meistern? Da empfehle ich gerne eine Stillkiste für große Geschwister.

12. Bonus-Fakt: Es kann sein, dass du keine Tandemstillmama bist

Nicht jede Dreier-Konstellation funktioniert für alle Beteiligten gut.

Es kann sein, dass du bereits nach Tagen merkst: “DAS ist es nicht.”

Jedes Abstillen, welches nicht vom Stillkind aus geht, ist mit einer Herausforderung für euch beide verbunden. Vor solchen Konfliktsituationen kannst du dich übrigens auch nicht schützen, indem du in der Schwangerschaft abstillst. Denn dann sieht dein größeres Kind das Neugeborene ja dennoch Stillen.

Wichtiger ist es, emotional Klarheit zu schaffen bei dir selbst und das Abstillen würdig zu begleiten. Bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, kann es helfen, das Still-Setting anzupassen.

Wenn du dabei Unterstützung haben möchtest, darfst du dich natürlich jederzeit bei mir melden.

Hast du dir ähnliche Gedanken gemacht? Oder völlig andere? Schreib sie gern in die Kommentare und lass andere Mamas daran teilhaben!

Eine schöne, stimmige Stillzeit,
Deine Tabea

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein
  • Verena sagt:

    Liebe Tabea,
    Ich habe derzeit ein 2 1/2 jähriges und ein 11wöchiges Stillkind, es ist tatsächlich so, seit der Geburt und der damit deutlich gesteigerten Milchmenge ist das Stillen für die Große deutlich interessanter, sie stillt bald öfters als das Baby, zumindest tagsüber und wenn ich greifbar bin. Vor der Geburt haben wir zwischen 1 mal alle 3 Tage und 3 mal täglich ungefähr “gestillt”, kam fast nichts mehr.
    Mal sehen, wie das weitergeht…
    Liebe Grüße Verena

  • Doris sagt:

    Hallo Tabea,
    Ich hatte extremen Eisenmangel und bei mir hat es leider nicht so gut geklappt. Meine Tochter war auch schon 3 Jahre und sie wollte dann, wie du beschreibst, sehr viel trinken. Anscheinend konnte ich durch den Eisenmangel nicht genügend Milch produzieren, was dann in abpumpen und zufüttern endete, weil der Kleine sich zuwenig nahm und zuwenig zunahm. Obwohl ich sie nur bei einer Brust trinken hab lassen. Ich musste eingreifen und das war sehr hart für uns alle, weil ich es mir sehr anders vorgestellt habe und meine Tochter auch anders vorbereitet hatte. Ich hab Eisen in der Schwangerschaft genommen, war zu wenig anscheinend und hab dann eine Eiseninfusion bekommen.
    Leider hatte er anscheinend auch zusätzlich was mit dem Zungenband, gab unterschiedliche Meinungen. Ich hätte mir auf jeden Fall eine Hebamme gewünscht, die sich mehr mit Tandemstillen auskennt.

    Vielleicht helfen die Infos ja jemanden.

    Liebe Grüße, Doris

  • Sophia sagt:

    Ich stille meine zwei Söhne gefühlt die ganze Nacht und den ganzen Tag und finde es sehr anstrengend und teilweise (in der Öffentlichkeit) sehr belastend. Die irritierten Blicke und den teilweise abwertenden Kommentaren fremder Menschen versuche ich zwar selbstbewusst zu ignorieren, dennoch knabbert es an mir.
    Ich trau mich kaum mehr in ein Restaurant, weil beide an mir hängen.
    Mein älterer Sohn ist seit fast einem Monat krank (Magen-Darm, Pseudokrupp, Pilz, Schnupfen,…) er trinkt fast nur noch Muttermilch – und nimmt auch dem Baby die Brust weg..es ist sehr schwierig und emotional für mich und deswegen gebe ich meinem Baby oftmals abends ein Fläschchen dazu, damit der große vielleicht dadurch endlich gesund wird. Ich weiß, dass das Baby immer Priorität haben soll- aber was tut man, wenn beim Großen jeglicher Schluck Wasser verweigert wird.
    Bin etwas ratlos.. und verzweifelt.

  • Anna sagt:

    Toller Artikel. Ich konnte mir Tandemstillen tatsächlich nicht vorstellen und war auch froh, dass ich in der Schwangerschaft zumindest ein paar Monate meine Brüste für mich hatte (wir haben etwa im 5. Monat abgestillt und K1 war 25 Monate alt) Aber wäre mein Großer noch jünger gewesen zu dem Zeitpunkt, hätte mich dieser Artikel total abgeholt!