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Besteht deine Pre-Nahrung den Test? 10 Fakten die du prüfen solltest.

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Wenn das Baby vor Hunger schreit, bleibt nicht viel Zeit lange zu testen, welche Pre-Nahrung die Beste für euch ist. So bleibt die Frage nach der richtigen Pre-Nahrung oft lange offen. Manchmal wird die Entscheidung durch verschiedene Werbestrategien beeinflusst und du landest bei einem Hersteller der es durch Empfehlung, oder weil du bereits Pröbchen bekommen hattest, geschafft hat, dich als Kundin zu gewinnen.

Danach steht manchmal die Frage im Raum, ob ein Wechsel überhaupt noch möglich ist.

Ja ist er.

In jedem Fall sollte die Wahl der Fläschchen-Nahrung wohl überlegt getroffen werden.

Ebenso wie die Antwort auf die Frage, ob es nicht noch bessere Möglichkeiten gibt, deinem Baby zu helfen, wenn es beim Stillen nicht satt zu werden scheint.

Sowohl als Kinderkrankenschwester, als auch als IBCLC-Stillberaterin bin ich nicht befugt dir eine konkrete Empfehlung für die Pulvernahrung eines bestimmten Herstellers zu geben.

Außerdem können sich Rezepturen jederzeit ändern.

Als Stillberaterinnen beschäftigen wir uns im kollegialen Austausch auch immer wieder mit dem Thema der Säuglings-Ersatznahrungen.

Meine IBCLC-Kollegin Anja Bier war so nett einmal zusammenzufassen, welche Fakten beachtet werden müssen. Sie hat mir die Freigabe erteilt, diese für dich hier zur Verfügung zu stellen, um dir bei der Auswahl einer geeigneten Säuglingsnahrung zu helfen.

Anja berät in Familien für die Stillvorbereitung und bei Stillproblemen in und um Erding. Darüber hinaus ist sie Dozentin und Gutachterin für verschiedene Still-Themen beim Europäischen Institut für Laktation und Stillen, sowie beim Netzwerk Gesund ins Leben des Bundesministeriums für Ernährung tätig. Dort gibt die jeweils aktuellen Empfehlungen für die Säuglingsernährung zur Einsicht.

Grundsätzlich empfehlen wir dir, eine Stillberatung hinzuzuziehen, wenn bei dir das Stillen (derzeit) nicht ausreicht. So kannst du die Ursachen herausfinden und gleich beheben, so dass das Zufüttern auch eine vorübergehende Geschichte werden darf.

#1 – Pre-Nahrung ist anderen künstlichen Nahrungen vorzuziehen

Im gesamten ersten Lebensjahr ist Pre-Nahrung die Pulvernahrung der Wahl.

Pre-Nahrung ist die einzige Nahrung, die als einziges Kohlenhydrat Laktose – also Milchzucker – enthält.

#2 – Der Nutzen von HA-Nahrung ist unklar

HA-Nahrungen sind Pulvernahrung speziell für allergiegefährdete Säuglinge vor der Beikostreife. Allerdings ist diese Empfehlung umstritten, weil es derzeit eher danach aussieht, dass es keinen wissenschaftlichen Nutzen gibt.

Das heißt jedoch nicht, Pre-HA-Nahrung wäre schlechter als normale PRE. Wenn du diese Nahrung also für dein Baby nehmen möchtest, habt ihr möglicherweise keinen Nutzen, aber auch keinen Schaden. Bezogen auf den Vergleich zu normaler Pre-Nahrung.

Ein möglicher Minuspunkt für HA ist noch, dass diese im Vergleich deutlich bitterer schmeckt und von manchen Babys sehr ungern getrunken wird.

#3 – Unterschied zwischen Pre-Nahrung und 1er-Nahrung

Während Pre-Nahrung ausschließlich Laktose als Zucker enthalten darf, dürfen Folgenahrungen auch andere Inhaltsstoffe enthalten.

1er-Nahrung enthält z.B. Maltose oder Dextrose und manchmal auch kleine Mengen Stärke. Die Stärke soll die Nahrung sämiger machen – das hat auf uns Erwachsene den psychologischen Effekt, dass wir meinen, sie müsste länger sättigen.

1er-Nahrung ist dennoch als Säuglingsanfangsnahrung zugelassen und enthalten genauso viele Kalorien auf 100 ml wie die Pre-Nahrung.

Sie sättigt also NICHT nachhaltiger. Das ist ein häufiger Irrglaube. Die zusätzlichen Zuckerarten und die Stärke können evtl. eine längere Verweildauer im Magen machen.

Für den Umstieg von PRE auf 1er-Nahrung gibt es keine sinnvolle Begründung.

Die 1er-Nahrung ist, wie schon oben beschrieben, unnötig und enthält keine besseren Inhaltstoffe als PRE, im Gegenteil.

Sie macht auch nicht besser satt, da ja der Kaloriengehalt praktisch identisch ist. Daher rate ich von der Benutzung dieser Nahrung ab.

Sie ist auch nicht die Lösung für Hunger- und Schlafprobleme, oder andere Fragestellungen die aufkommen. Oft finden sich in der Beratung oder im Austausch, zb. in einer Stillgruppe, bessere Lösungen.

#4 – Auch die Babyflasche nach Bedarf füttern

Pre-Nahrung und 1er-Nahrung als Säuglingsanfangsnahrung sollten nach Bedarf gefüttert werden.

Das bedeutet

  • in kleinen Portionen
  • häufig
  • unregelmäßig
  • in wechselnden Portionsgrößen
  • eben so wie das Baby es verlangt

Das ist nicht leicht und eine Herausforderung an die Eltern, sich das immer wieder bewusst zu machen.

Packungsangaben der Hersteller bezüglich der Mengen sind unsinnig und nicht realistisch, insbesondere die starke Mengenzunahme über die Zeit.

Außerdem gehen die Hersteller immer von 5 – 6 Mahlzeiten aus, was unrealistisch ist und falsche Erwartungen weckt. Besser von 10 – 12 Mal in den ersten 3 Monaten ausgehen, danach ca. 8 – 10 Mal.

Kleinere Portionsgrößen sind dann logisch.

#5 – Folgenahrungen sind sehr umstritten

Die sogenannte 2er-Nahrung ist Folgenahrung und daher frühestens ab Beikostalter einsetzbar.

Sie ist unnötig, enthält mehr Stärke, ist in der Herstellung sehr billig und wird nicht von allen offiziellen Seiten nicht empfohlen.

Falls du sie dennoch einsetzen möchte, wie gesagt erst ab Beikostalter.

Leider kann diese Nahrung nicht nach Bedarf gegeben werden, wegen der Gefahr der Überfütterung und einer starkt erhöhten Gewichtszunahme, die nicht physiologisch ist.

Das ist bei der Nutzung von Pre-Nahrung anders, denn diese Gefahr besteht damit nicht.

Laut der offiziellen Empfehlung wird die Fläschchennahrung nach dem 1. Geburtstag nicht mehr benötigt, weil dein Kind dann über das Familienessen alles bekommt was es braucht. Dein Kind darf für die Calciumzufuhr dann auch eine Portion Milch in Trinkform bekommen.

#6 – Die Dauer einer Flaschenmahlzeit richtet sich nach deinem Baby

Genau wie eine Stillmahlzeit, sollte eine Flaschenmahlzeit – vor allem in den ersten Wochen – lange dauern und gemütlich sein.

  • Dein Baby darf Päuschen machen.
  • Dein Baby darf Reste in der Flasche lassen.
  • Dein Baby darf sich 10 Minuten nach dem Trinken überlegen, noch einen Nachschlag zu wollen.
  • Es kann auch sein, dass dein Baby zwischendurch erst einmal etwas an seinem Finger oder an seinem Daumen nuckeln will.
  • Oder wenn du noch teil-stillst, kann es sein, dass dein Baby nach etwas Flasche noch etwas an der Brust sagen möchte.

Auch wenn beim Bäuerchen noch ein wenig Milch hochkam, kann es sein, dass dein Baby nochmal einen Nachschlag möchte.

Es ist immer wieder zu beobachten und zu überlegen, was ein Stillkind tun würde.

Wie das Verhalten von Stillkindern auch einem flaschenernährten Baby ermöglicht wird, kann Bestandteil einer Beratung zur Säuglingsernährung durch eine Stillberaterin sein.

So kannst du auch deinem teil-gestillten und flaschenernährten Baby ähnliche Erfahrungen ermöglichen.

Dazu gehören zum Beispiel Körperkontakt und wenn möglich Hautkontakt, sowie der Seitenwechsel beim Füttern zur Unterstützung von Muskulatur- und Gleichgewichtsentwicklung.

#7 Welche Marke der Pre-Nahrung soll es nun sein?

Es gibt ein paar Grundlagen, die dir bei der Auswahl der richtigen Pre-Nahrung für dein Baby helfen.

Pre-Nahrungen sind vom Gesetzgeber in ihren Inhaltstoffen zunächst mal relativ eng reglementiert.

Der Anteil an Kohlenhydraten und Fett ist kaum variabel, auch der Kaloriengehalt ist bei allen Nahrungen praktisch identisch. Was sich unterscheidet, ist am ehesten noch der Eiweißgehalt, der liegt meist zwischen 1,3 und 3,2 g pro 100 ml.

Muttermilch hat mit 1,0 – 1,2 g pro 100 ml einen niedrigeren Eiweißgehalt. Außerdem haben jüngere Studien ergeben haben, dass zu hohe Eiweißbelastungen vermutlich das Risiko für spätere Adipositas erhöht. Daher lohnt es sich mehrere Marken anzusehen und die Marken mit einem niedrigen Eiweiß-Gehalt in die engere Auswahl zu nehmen.

Die meisten Hersteller versuchen heute, zusätzliche Stoffe einzubauen, die der Muttermilch nachempfunden sind. Man erhofft sich positive Auswirkungen von LC-PUFAS (langkettige ungesättigte Fettsäuren), Bifidus-Bakterien und Oligosacchariden.

Die Wirksamkeit ist bisher in keiner Studie nachweisbar. Es gibt auch noch keinerlei offizielle Empfehlungen zu deren Dosierung.

Andere Stoffe wie Taurin, Nucleotide und diverse sonstige Dinge haben ebenfalls das Ziel, der Zusammensetzung der Muttermilch näher zu kommen. Auch da gibt es keine Erkenntnisse darüber.

Wenn du dir weiterhin unsicher bist, welche der Marken sich für euch eignet, kannst du dir eine Portionsgröße von einer Freundin, Nachbarin oder aus der Verwandtschaft geben lassen. So kannst du die Nahrung selbst anrühren und auch einmal selber probieren.

Es soll ja die Ernährung deines Babys werden.

#8 Die richtige Mischung der Pre-Nahrung machts!

Flaschennahrung muss unbedingt immer im richtigen Misch-Verhältnis von Pulver zu Wasser angerührt werden!

Wie dieses Verhältnis genau aussieht ist auf der Packung angegeben.

Nur so kann die richtige Nährstoffversorgung gewährleistet werden!

Die Portionsgrößen und die Mahlzeitenhäufigkeit ist hingegen irreführend. Viele Flaschenkinder haben ebenso wie ihre stillenden Altersgenossen häufigere und kleinere Mahlzeiten.

Dazu musst du die Mengen möglicherweise auf kleinere Portionsgrößen umrechnen.

Die normale Portionsgröße eines Stillkindes ist meist ca. 60 – 120 ml, größere Portionen sind eher die Ausnahme. Daher also nur bei Bedarf oder nach Erfahrungswerten mit größeren Portionen arbeiten.

#9 Das richtige Wasser zum Anrühren von Pre-Nahrung

Es ist bei der Trinkwasserqualität in Deutschland für ein gesundes, reifgeborenes Kind im häuslichen Umfeld nicht nötig, dass Wasser abzukochen und anschließend abkühlen zu lassen. Für kranke Babys, Frühgeborene oder Kinder in der Klinik gelten andere Empfehlungen!

Die offiziellen Empfehlungen lauten:

Das Wasser kalt aus dem Hahn fließen lassen, bis es ganz kalt wird (frisches Wasser, nicht mehr aus der Leitung kommend). Dieses Wasser erhitzen bis ca. 37 – 40 Grad, damit die Nahrung anrühren und schon ist sie trinkfertig.

Diese Empfehlung gilt für die übliche zu erwartende deutsche Trinkwasserqualität. Wenn ihr in einem Haus mit alten Rohren lebt oder andere besondere Umstände vorliegen, kann die individuelle Empfehlung ebenso lauten, dass das Wasser abgekocht werden soll.

Die WHO empfiehlt das Zubereiten der Nahrung mit kochendem Wasser, weil das Milchpulver grundsätzlich Keime enthalten kann und nicht steril ist. Das ist verständlich und nicht unlogisch, aber die Evidenzen zumindest hier im deutschsprachigen Raum geben das nicht her. Es gibt einfach keine statistisch nachweisbaren Vorteile, wenn man sich den Aufwand macht.

Du kannst auch mit Wasser aus der Thermoskanne arbeiten, v.a. nachts ist das eine gute Möglichkeit. Immer gut rühren oder schwenken. Bitte möglichst nicht schütteln oder nach dem schütteln warten, bis die Luftblasen verschwunden sind.

Wichtig: Vor dem anbieten immer eine kurze Probe der Temperatur an der Handgelenk-Innenseite machen.

#10 – Schnuller für Flaschenkinder

Ein Kind, das sein Saugbedürfnis nicht an der Brust befriedigen kann, weil es entweder nur sehr selten oder gar nicht an der Brust gestillt wird, benötigt einen Schnuller!

Das Saugbedürfnis ist wichtig und sollte befriedigt werden.

Das Thema “Saugverwirrung” ist ja sowieso umstritten und kommt in diesen Fällen ja auch nicht zum Tragen, wenn das Kind sowieso nicht oder kaum gestillt wird.

Die Empfehlung zum Einsatz eines Schnullers ist also eine ganz andere, wenn dein Baby mit dem Fläschchen ernährt wird, als wenn du es stillen möchtest.

Es gibt natürlich die Möglichkeit auch an der Brust zu stillen, wenn keine Milch vorhanden ist. Das ist zum Beispiel möglich mit einem Brusternährungs-Set.

Pre-Nahrung ist keine Muttermilch

Als Mama, die du dein Baby mit dem Fläschchen versorgst, kann es sein, dass du in bestimmten Kreisen auf heftigen Gegenwind stößt. Oder, dass du mit deinen eigenen Gefühlen gegenüber dem Fläschchen konfrontiert wirst.

Auch wenn dein Baby – aus egal welchen Gründen – keine Muttermilch, sondern Ersatznahrung erhält oder erhalten wird, lebst du im deutschsprachigen Raum in einer sehr guten Situation.

Die Nachteile die sich durch die Flaschenernährung ergeben, können durch kleine Justierungen im Alltag angepasst werden. Gesundheitliche Aspekte können durch unser sehr gutes Gesundheitssystem aufgewogen werden.

Du selbst kannst auf einen hygienischen Umgang mit der Nahrung achten und dir das Stillen zum Vorbild machen, wenn es an die einzelne Mahlzeit und die Zeit zwischen den Mahlzeiten geht.

Wenn du hier noch ideenlos bist oder wenn du dich fragst, ob das Füttern des Fläschchens der einzige Ausweg aus eurem derzeitigen Dilemma ist, dann nimm Kontakt zu einer Stillberaterin auf und frage nach, ob sie auch zur Säuglingsernährung mit Fläschchen berät.

Ich bin mir sicher, dass du einen guten Weg für dich und dein Baby findest.

Alles Liebe und bis bald,
~Tabea

 

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein
  • Ein wirklich guter Text über Pre-Milch! Ich habe mal versucht zu recherchieren, welche Pre-Milch die beste ist – der Text gehört zu den meistgelesenen auf meinem Blog. Denn natürlich wollen auch Fläschchenmamas das Beste für ihr Kind.

  • Diana sagt:

    Hallo Tabea,
    ich bin momentan etwas ratlos, seit einer Woche bekommt unser 2,5 Monate alter Sohn Bebivita und genau seit dem hab ich das gefühlt, dass er von seiner bisherigen Milchmenge (120-150ml)?nicht mehr satt wird bzw. Jetzt alle 1-2h Naheung braucht. Davor war es so eingependelt, dass er alle 3h 120ml wollte und das klappte eigentlich gut. Ich habe nur gewechselt, weil bebivita bei Stiftung Warentest so gut angeschnitten hat uns unsere vorherige Pre Nahrung (DM Bio) noch nicht getestet wurde.
    Ist es möglich, dass die neue pre nicht so gut sättigt wie die vorherige? Oder liegt es an einem Wachstumsschub? Wobei dieser dann vermutlich nach einer Woche doch auch sicher vorbei wäre. Überlege hin und her ob ich wieder zu dm bio wechseln soll trotz der Ungewissheit, wie gut das Produkt ist.

    Vielen Dank für Ihre Einschätzung
    Diana