Stillen
Schreibe einen Kommentar

6 Stillpositionen und wie du die richtige für dich und dein Baby auswählst

Stillposition Baby Stillen
Gleich mit Freunden teilen!

Manchmal stelle ich mir vor meinem inneren Auge vor, wie das früher wohl gewesen ist.
Und muss dann auch etwas grinsen.

Steinzeitfrau Lucy wird Tante.

Sie beobachtet ihre Schwägerin beim Stillen des neuen Sippenzuwachses.

Was sieht sie?

Einen bequemen Schaukelstuhl? Ein Stillkissen? Okey – ich höre schon auf zwanghaft lustig sein zu wollen.

Aber ernsthaft.

Welche bequemen Möbel wird es wohl in der Höhle zum Stillen gegeben haben?
Welche Stillpositionen haben die jungen Frauen sich bei denen die bereits Mama waren abschauen können?

Vermutlich haben sie einfach gelernt, dass Stillen immer und überall geht.

Heute ist das anders. Sobald du dein Kind in den Armen hältst, hoffst du “alles” richtig zu machen.

Das ist völlig normal! Dein Erfahrungsschatz an Vorbildern ist wahrscheinlich um ein vielfaches geringer, als das von Lucy.

1. Stillen in der zurückgelehnten Position

Es ist wirklich manchmal verrückt. Da vergehen viele Jahre der Stillbegleitung und der Weitergabe von Stillwissen durch stillerfahrene Mütter und Still-Fachpersonen … und dann bekommt der Begriff des intuitiven Stillens durch die englische Hebamme und Krankenschwester Dr. Suzanne Colson plötzlich eine ganz neue Bedeutung.

Während du als Mama ganz entspannt, zurückgelehnt auf Polstern liegen darfst, übernimmt dein Baby ganz aktiv den Prozess des sich-Anlegens. Seine angeborenen Reflexe helfen dabei.

Natürlich darfst du deinem Baby dabei helfen.

Du kannst es seitlich Stützen. Den Füssen mit deiner Hand Halt geben. Deine Brust so stützen, dass dein Baby die Mamille (Brustwarze) leicht erreichen kann.

Diese bequeme, zurückgelehnte Position ist zu Hause oder wo immer du dich so “hinflezen” kannst perfekt für dich. Eventuelle Geburtsverletzungen werden entlastet. Bequem gebettet können du und dein Baby als Team zusammen helfen.

Dein Baby erfährt durch den eigenen, aktiven Einsatz beim Anlegen seine erste Selbstwirksamkeit.

Es kann sein, dass es in der Anfangszeit nach einem Kaiserschnitt jedoch vermehrt zu Schmerzen führt, wenn dein Baby versucht sich abzustoßen. Dann solltest du unbedingt eine andere Position wählen.

2. Stillen in der Wiegeposition

Dein Baby liegt Bauch an Bauch mit dir, sein Körper wird von deinem Unterarm gestützt, sein Köpfchen ruht in der Armbeuge.

Wenn du in der Öffentlichkeit mal ein Baby stillen siehst, kannst du in den meisten Fällen die Wiegeposition beobachten.

Gerade am Anfang ist es häufig schwierig mit der Wiegeposition eine bequeme Haltung einzunehmen. Zusätzliche Polster und Kissen sind meist unerlässlich.

Es ist nicht ganz nachvollziehbar, warum dies die erste Stillposition ist, die scheinbar jede Mutter lernen muss. Im Bett sitzend kommt eine gewisse Instabilität hinzu. Manchmal wird der Schneidersitze gewählt, von dem gerade nach Geburtsverletzung von vielen Hebammen abgeraten wird. Dieser würde eine zusätzliche Dehnung und Belastung aufbauen.

Wenn du diese Position für dich wählst, ist es ganz wichtig darauf zu achten, dass du nicht anfängst in den Schultern große Anspannung aufzubauen. Das passiert sehr leicht. Das Gewicht des Köpfchens und die Befürchtung dein Baby könnte die Brustwarze verlieren geben ihr übriges hinzu.

Auch wenn sie viel genutzt wird, ist es oft eine große Herausforderung in dieser Position wirklich zügig zu einem guten Ergebnis zu kommen.

3. Stillen in der Footballposition

Stell dir vor, du klemmst dir einen Fußball unter den Arm.

In der Footballposition- auch Rückenhaltung genannt – liegt dein Baby eingekuschelt zwischen deinem Oberarm und deinem Brustkorb auf jener Seite, die es gerade stillen möchte.
Nach einem geplanten oder notwendig gewordenen Kaiserschnitt kann es sein, dass dir jedes zusätzliche Gewicht auf deinem Bauch sehr unangenehm ist.

Genauso gibt es auch Babys, welche die allgemein übliche Wiegeposition ablehnen, indem sie das Stillen damit ablehnen.

Auch in dieser Position helfen Kissen und Polster – sie sollten unbedingt genutzt werden.

4. Stillen im Liegen

Im Liegen ist es möglich durch verschiedene Polsterung und Liegewinkel eine bequeme Position einzunehmen.

So liegt dein Baby dabei ganz unterschiedlich. In deinem Arm, oder auf der flachen Unterlage mit einer Rolle gestützt – du selbst kannst ebenso gut eine Stütze im Rücken vertragen. Ein weiteres Kissen für deinen Kopf ist selbstverständlich.

Wichtig ist es Po und Beine deines Babys fest an dich zu ziehen. In jeder Stillposition, aber in dieser beobachte ich es besonders häufig, führt ein “schräg” liegender Körper dazu, dass das kleine Näschen tief in der Brust versinkt (und du deine Finger brauchst um die Nase frei zu halten).

Modelliere den Unterkörper deines Babys beim Stillen immer ganz eng an dich und dein Baby kommt mit dem Saugen viel besser zurecht.

Nach einer Dammverletzung, in der Nacht oder während einer notwendigen Pause am Tag – das Stillen im Liegen erlaubt, dass du und dein Körper Ruhe finden. Gleichzeitig bist du für dein Baby mit dem da, was es gerade braucht: zum Stillen.

5. Stillen “über Kopf”

Sollte es während dem Milcheinschuss oder auch so zu einer Verhärtung im oberen Bereich der Brust kommen, kann es sehr helfen dein Baby so anzulegen, dass die Schwerkraft hilft die Milch zu entleeren.

Dazu liegt dein Baby auf der Unterlage und du beugst dich darüber. Beuge dich so über dein Baby, dass es gleichzeitig mit dem Kinn in Richtung der Stelle zeigt, an der du die Verhärtung tasten konntest.

Du kannst es einfach ausprobieren. Vielleicht möchtest du dabei das Köpfchen deines Babys ein wenig mit der Hand unterstützten.

Oder es liegt seitlich auf einer flachen Unterlage und du liegst gegengleich ebenfalls in Seitenlage. Dabei wird ebenfalls der gleiche Effekt des Ausmassierens mit Hilfe des Unterkiefers genutzt.

6. Stillen mit einer eigenen Stillposition

Letztlich hast du es vielleicht schon gemerkt. Auch bei den “üblichen”, “westlichen” Stillpositionen gibt es jede Menge Möglichkeiten diese anzupassen. Weitere speziellere Stillpositionen können Babys mit wenig Muskelspannung oder mit Reflux-Problemen helfen.

Jedes Baby empfindet eine andere Position als bequem. Jede Mama hat eine andere Körperform.

Wichtig ist einfach, dass ihr beide bequem positioniert seid, während ihr stillt.

Und die Schwägerin von Steinzeitfreu Lucy?

Ihr blieb nichts anderes übrig, als dort zu Stillen wo ihre Sippe gerade lebte. Vielleicht saß sie an eine Felswand gelehnt. Mit Glück war diese vielleicht mit Moosen bewachsen.

Oder an einen Baumstamm. Abends allerdings sicher im Schneidersitz am Lagerfeuer. Nachdem sie ihr Wochenbett verlassen hat.

In jedem Fall hatte sie einen unglaublich entscheidenden Vorteil. Sie hatte bis zur Geburt ihres Babys viele andere Mütter stillen sehen. Es war ihr ein leichtes nun zu adaptieren, was für sie zum Alltag dazu gehörte.

Damit probierte sie aus, ganz natürlich. Von außen würde man sogar sagen intuitiv.

Heute tun wir uns manchmal schwer mit dem Erlernen einer bequemen Stillhaltung, weil wir es uns so selten abschauen können. Schön, dass du deine kognitiven Fähigkeiten nutzt, um dich dennoch gut auf das Stillen vorzubereiten!

Danke, dass du bis hier gelesen hast.

Hast du schon überlegt, wie du dein Baby anlegen möchtest? Welche Position erscheint dir am bequemsten – von der Beschreibung her? Schreib mir in den Kommentaren. Ich freue mich, dort ein wenig mit dir zu quatschen.

Möchtest du dir mit Fotografien ein noch genaueres Bild der verschiedenen Anlegepositionen machen? Die LaLecheLiga hält für dich einen Flyer zum Download bereit.

Oder sind dir bewegte Bilder lieber? Meine IBCLC-Kollegin Regine Gresens hat in ihrer langjährigen Erfahrung als Hebamme und Stillberaterin viele Mutter-Kind-Paare begleitet und für dich einen Videokurs vorbereitet (Affiliate-Link).

Und du?

Welche Still-Position glaubst du wird dir am Besten gefallen?

Nutz’ unten das Textfeld und schreib mir von deiner Vorstellung – oder sogar von deiner Erfahrung.

Alles Liebe & bis bald,
~Tabea

Gleich mit Freunden teilen!
Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein