Von wem hast du dein Wissen über das Stillen?

Spätestens, wenn es zu Stillproblemen kommt, wirst du feststellen, dein Stillwissen kann dringend eine Portion Pimping vertragen.

Doch wen fragen?

Da ist guter Rat manchmal teuer. Sei es in Zeit, in Leid oder in Geld. Oder in mehrerem.

Ich gebe zu: den eigenen Erwerb von aktuellem Stillwissen noch in der Schwangerschaft, halte nicht nur ich, sondern Stillberaterinnen allgemein für das sinnvollste.

Weniger allerdings diejenigen, die sich selbst nicht mit aktuellem Wissen befassen möchten. Das fällt doch stark auf.

Sollte dir also jemand erzählen, dass du nicht so viel lesen sollest, höre mit beiden Ohren genau hin und finde heraus, was die Botschaft dahinter ist. Wie erfolgreich und wie lange Stillen Frauen in Obhut dieser Begleiterin im ersten halben Jahr ausschließlich ohne die Notwendigkeit zuzufüttern?

Für blindes Vertrauen wirst du keinen Preis gewinnen.

Häufig kommt es zu Situationen, in denen die Erfahrungswerte des persönlichen Umfeldes oder auch von Fachpersonal eben nicht mehr ausreichen. Zumindest nicht, um die Stillbeziehung zu deinem Baby ausreichend zu unterstützen.

Heute erzähle ich dir, wer gerne mitmischen wird, wenn es um deine Entscheidungen in der Stillzeit geht.

Egal ob es kompetent oder geprägt von völliger Inkompetenz ist.

1. Stillberatung ungefragt – durch jedermann

Sobald du dein Baby in den Armen hältst werden viele ihr Erfahrungswissen dringend mit dir teilen wollen.

Gerade beim Stillen ist das häufig eine gefährliche Sache. Eigene Erfahrungen waren vielleicht geprägt vom Scheitern am Stillen – selbst wenn man das rückblickend nicht mehr so sehen möchte.

Dementsprechend kannst du kaum erwarten, dass du von Personen, die selbst nur wenige Tage oder Wochen gestillt haben, stillförderliche Informationen erhalten kannst.

Doch auch bei sortenreinen “alles-easy-peasy-von-selber”-Vorträgen darfst du getrost den Riegel vorschieben.

Stillen ist vor allem auch ein Lernprozess. In unserer industrialisierten Welt läuft dieser häufig verspätet ab – denn wo findest du denn Vorbilder in Sachen Stillen.

So lange du noch schwanger bist, lohnt sich der Besuch einer Stillgruppe. Dort wirst du einen wertvollen Vorabblick in das Leben anderer aktuell Stillender. Günstigerweise unter fachkundiger Begleitung.

So haben Ammenmärchen nur wenig Chance dich aus dem Rhythmus zu werfen.

2. Stillberatung in der häufigsten Form – durch deine Hebamme

Die Anforderungen an deine Hebamme sind hoch. Ihre Ausbildung ist umfangreich.

Und dennoch gibt es so viele Weiterbildungen, mit denen Hebammen ihr Repertoire ergänzen.

Warum ist das so?

Weil jede Hebamme auch ihre eigenen “Vorlieben” und Schwerpunkte setzt.

Natürlich soll deine Hebamme dich in der Vorsorge gut begleiten, ebenso am Besten sicher durch die Geburt bringen und wohlversorgt im Wochenbett begleiten.

Sie ist zuständig für Akkupunktur, Homöopathie, Aromatherapie, Phythotherapie und vieles mehr.

Sie begleitet dich in Geburtsvorbereitungskursen, Wassergymnastik, Yoga, der Babymassage und einem bunten Kurssammelsurium darüber hinaus.

Ihre Ausbildung hat einmal an einer meist größeren Klinik stattgefunden.

Ihre Ausbildung zum Stillen – so berichten viele Hebammen – bestand dabei aus wenigen Kursstunden.

Vielleicht hatte sie selbst eine schwierige Stillzeit und kaum Stillerfahrung.

Oder sie hat genau dieses Thema zu ihrem Steckenpferd gemacht.

Herausfinden kannst du das nur, wenn du sie fragst.

Ihr stehen jährlich Möglichkeiten zur Verfügung sich aktuelles Wissen zum Stillen im Rahmen der angebotenen Fortbildungen anzueignen. Ob sie diese oder andere Schwerpunkte wahrnimmt – ob sie mit Stillberaterinnen zusammenarbeitet, oder ob sie diese meidet wie die Pest.

Das erfährst du nur von ihr direkt.

3. Stillberatung durch jede Art von medizinischem Personal

Wenn wir darüber hinaus in die Ausbildungen, Studiengänge und Facharztweiterbildungen von Ärzten, Kinderärztinnen, Gynäkologinnen, Krankenschwestern und Kinderkrankenschwestern blicken, schaut uns das gleiche leere Gesicht an.

Stillen?

Stillen lernen diese Berufsgruppen häufig in von der Nahrungsmittelindustrie geförderten Fortbildungen.

Sicherlich. Geleitet durch hochqualifiziertes Personal. Doch – wer bezahlt bestimmt die Tafel … schon mal davon gehört?

So wundert es nicht, dass in Kliniken und Arztpraxen noch immer fleißig die Nahrungsproben die Tischseite wechseln, wenn du eigentlich ein paar Tipps zum Stillen gesucht hast.

Du musst der Wahrheit ins Gesicht schauen.

Häufig ist kein Geld für kostenintensive Weiterbildungen des gesamten Personalkörpers der mit dir als frischer Mama und deinem Baby zu tun hat vorgesehen.

Du kannst dich also mit den Tipps von anno dazumal zufrieden geben, oder dich (frühzeitig) auf die Suche nach Stillberaterinnen mit aktueller Ausbildung begeben.

4. Stillberatung durch ehrenamtliche von Mutter-zu-Mutter-Beratung

Als erste Vereinigung erhob die La Leche Liga ihre Stimme für das Stillen.

Die Aufnahmeanforderungen für neue Beraterinnen sind ein gewisses Mindestmaß an eigener Stillerfahrungszeit und eine sukzessive Weiterbildung für die Mutter-zu-Mutter-Beratung.

Der ursprünglich in Amerika gegründete Verein hat inzwischen viele Sprengel in vielen Ländern der Welt.

Darüber hinaus hat sich im deutschsprachigen Raum die Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen zusammengeschlossen. Ihr Fokus ist auch auf der Beratung von Mutter-zu-Mutter. Allerdings können auch weitere Personengruppen die angebotene Weiterbildung zur Stillberaterin absolvieren, ohne selbst (bisher) gestillt zu haben.

Stillberaterinnen beider Vereine arbeiten ehrenamtlich und nehmen maximal eine Aufwandsentschädigung zb. für anfallende Fahrtkosten.

5. Stillberatung durch eine DAIS-Stillbegleiterin

Frauen mit ganz verschiedenem Hintergrund machen ihre Ausbildung zur Stillbegleiterin beim Deutschen Ausbildungsinstitut für Stillbegleitung.

Der erste Ausbildungslehrgang wurde 2013 abgeschlossen und seitdem finden widerkehrend weitere Ausbildungskurse statt.

Im Unterschied zur ehrenamtlichen Stillberaterin richtet sich das DAIS vor allem, aber nicht nur, an Berufsgruppen, in deren Berufsalltag das Stillen ein Thema ist. Es liegt eine Anerkennung als Fortbildung für Hebammen und Pflegepersonal vor.

DAIS-Stillbegleiterinnen dürfen darüber hinaus für die Beratung ein Honorar berrechnen.

6. Stillberatung durch eine IBCLC-Stillberaterin

Die umfangreichste Fachweiterbildung zu Stillen ist die der IBCLC-Stillberaterin.

In einer ca. 1,5 Jahre dauernden Seminarreihe bereitet sie sich auf das Examen vor einem internationalen Gremium vor. In dieser Zeit begleiten Sie in ihrem Alltag die Aufgabe eine Facharbeit zu einem zuvor eingereichten Thema zu schreiben, sowie verschiedene Praktika zu absolvieren.

Eine umfangreiche, mindestens 5-jährige Berufserfahrung in der Stillbegleitung ist Voraussetzung, um für das Examen zugelassen zu werden.

Nach Bestehen der mehrstündigen schriftlichen Prüfung hat ihr Zertifikat nur 10 Jahre Gültigkeit, muss jedoch bereits nach 5 Jahren durch den Besuch zahlreicher weiterer Fortbildungsveranstaltungen zu den Schwerpunkten “Stillen & Laktation”, “Ethik” und “angrenzende Themen”.

Auch deshalb gehört die IBCLC-Stillberatung zur preisintensivsten Form der individuellen Stillbegleitung. Ebenso kann sie dir im Rahmen deines Aufenthaltes auf einer Wöchnerinnenstation zu Gute kommen.

IBCLC-Stillberaterinnen findest du meist im Grundberuf von Hebammen, Krankenschwester, Kinderkrankenschwester und Gynäkologinnen., auch Kinderärzten.

Fazit zur freien Auswahl deiner Stillberatung

Eine Stillberatung zu finden, die für dich passt ist nicht einfach nur Glückssache.

Du kannst mit ganz konkreten Fragen herausfinden, welche Bereiche der Stillberatung die Beraterin mit der du zu tun hast gut abdecken kann.

Bitte sie um eine Selbsteinschätzung. Erkläre sachlich, dass dir der Stillerfolg sehr wichtig ist und du lieber eine zusätzliche Begleitung wählst, als hier einzufahren.

Auch Stillberaterinnen sind – je nach Schwerpunkt – verschiedenen intensiv weitergebildet.

Es gibt klare Unterschiede.

Aber die Schwerpunkte der Weiterbildung und Tätigkeit kennst du nun.

Viele von uns tauschen sich über das eigene Wissen hinaus im Netzwerk der Stillberaterinnen aus und holen sich fachliche Hilfe, wenn sie an ihre eigenen Grenzen stoßen.

In vielen Fällen verfügen Stillberaterinnen darüber hinaus über Kontakte zu weiteren Hilfen, die dir helfen können die Ursachen der Stillprobleme zwischen dir und deinem Baby bald zu beheben.

Welche Form der Stillberatung hast du bereits in Anspruch genommen? Wie waren deine Erfahrungen?

Erzähle davon gern in den Kommentaren!

Alles Liebe und bis bald
~Tabea

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein
  • Ein Frauenarzt für alle Kassen gibt natürlich auch die wichtigsten Infos zum Stillen. Allerdings hab ich doch mehr Ruhe gehabt bei der Stillberatung durch die Hebamme. Zu Glück hat mir eine Freundin dazu geraten, bevor es zu großen Stillproblemen gekommen ist.

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