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Stillbericht: Stillen nach Schwangerschaftsdiabetes

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Stillen nach Schwangerschaftsdiabetes wird deshalb als besonders wichtig gelobt, weil die Gefahr später dauerhaft an Diabetes zu erkranken hoch ist. Die Diabetesgefahr für Mutter & Kind wird ohne Stillen weiter erhöht.

Im Stillbericht beschreibt Miriam, wie sie das Stillen nach der Diagnose Schwangerschaftsdiabetes vorbereitet hat. Sie hat am eigenen Leib erfahren, wie wichtig es ist, sich umzuhören! Selbst Aktiv Informationen zu beschaffen!

Denn: die essentiellen Informationen zum Stillen wurden ihr vom Fachpersonal vorenthalten.

Miriam hat sich in den ersten Stunden und Tagen auch nicht von Problemen abschrecken lassen und ihren Stillbeginn prima gemeistert. Trotzdem würde sie 2 Dinge anders machen…

Meine Kommentare und Erläuterungen zu Miriams Bericht wirst du an der – pinken – Schriftfarbe erkennen können.

Schwangerschaftsdiabetes – eine Diagnose und strenge Ernährungsvorschriften.


In der 28. Schwangerschaftswoche wurde bei mir erst durch einen kleinen Zuckertest, dann durch den großen ein Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert. Durch strenge Diät (kaum Kohlenhydrate, kein Zucker), viel Sport und NPH-Insulin in der Nacht konnte ich ihn nach einigen Wochen in den Griff bekommen.

Leider hatte ich erst im Mutterschutz genügend Zeit ausreichend Sport zu machen. Meine Blutzuckerwerte ließen sich dadurch nach dem Essen im Schnitt um mind. 20 % senken und ich durfte die eine oder andere Brotscheibe mehr essen.

Insulin am Tag wollte ich aus Angst vor Unterzucker unbedingt vermeiden.

Mein Programm bestand dann aus täglich mind. 15 km Radfahren, 2-3x die Woche 1 Stunde Schwimmen und einmal die Woche Schwangerschaftsyoga.

Zum Glück war dies alles zu diesem späten Zeitpunkt in der Schwangerschaft noch möglich und neben guten Werten hat es auch so Spaß gemacht. Das Yoga hat sich später bei der Geburt auch als äußerst hilfreich beim Veratmen der Wehen und Entspannen in den Wehenpausen erwiesen.

Stillen nach Schwangerschaftsdiabetes besonders wichtig

Von einer sehr guten Freundin, die 2x Schwangerschaftsdiabetes hatte, wusste ich bereits im Vorfeld, wie wichtig das Stillen der Kinder diabetischer Mütter über mind. 4 Monate ist.

Damit kann das erhöhte Risiko, dass sie im späteren Leben an Diabetes erkranken, gesenkt werden.

Der vereitelte Stillbeginn

Ebenso wusste ich durch sie aber auch, wie ein schlechter bzw. vereitelter Stillstart aussehen kann.

Bei ihrem ersten Kind wurde auf Grund von Unterzucker nach der Geburt per Kaiserschnitt im Krankenhaus direkt die Flasche gegeben. Das hatte zur Folge, dass das Kind später die Brust nicht mehr akzeptierte. Für meine Freundin bedeutete das, dass sie über mehr als vier Monate stoisch Milch abpumpen musste.

Muttermilch abgepumpt ist die 2. Wahl für die Ernährung eines Säuglings nach der Empfehlung der WHO.

Ich wollte mir diesen Aufwand ersparen und habe meine Nachsorgehebamme deswegen kontaktiert.

Sie brachte mir neben verschiedenen Anlegetechniken die Brustmassage und das Ausstreichen der Brust von Hand bei, um Kolostrum gewinnen zu können. Dieses sollte dann per Löffel oder Spritze gegeben werden, um eine Saugverwirrung zu vermeiden.

Deine Hebamme kann dich bereits während der Schwangerschaft begleiten. Sowohl für die regulären Schwangerschaftskontrolltermine, als auch bei Beschwerden und Fragen in der Schwangerschaft.

>> hier erfährst du mehr über 11 Situationen in denen dir (d)eine Hebamme zur Seite stehen kann

Vorbereitet auch für einen Unterzucker durch den Schwangerschaftsdiabetes

Im Falle eines Falles von Unterzucker bei meinem Baby wollte ich in jedem Fall gewappnet sein. Muttermilch ist laut meiner Hebamme langfristig viel besser gegen Unterzucker bei der Geburt ist. Das wollte ich geben können.

Im Nachhinein muss ich leider sagen, dass ich, wäre meine Freundin nicht gewesen, leider keine Tipps von der Frauenärztin oder vom Diabetologen bekommen habe. Ich wäre so blauäugig wie sie damals ins Krankenhaus gegangen.

So hatte ich mir selbst mit Hilfe meiner Hebamme und über die ärztlichen Leitlinien alle Infos besorgt.

Es gibt Leitlinien zum idealen Vorgehen nach aktuellem wissenschaftlichem Stand zu verschiedenen Themen in Deutschland. Sie sind als AWMF-Leitlinie gekennzeichnet.

Geburt ohne Einleitung trotz Schwangerschaftsdiabetes

Fünf Tage vor dem errechneten Termin bekam ich letztendlich Wehen.

Zu meiner großen Freude, sonst hätte mir die Einleitung am ET gedroht.

Die Geburt in einem Krankenhaus mit angeschlossener Kinderklinik – das einzige Krankenhaus in meiner Umgebung, das mich als insulinpflichtige Diabetikerin nahm – lief komplikationslos und lehrbuchmäßig. Meine daheim geschriebene Wunschliste für die Geburt musste ich nicht auspacken, ich habe mich die ganze Zeit stark, zuversichtlich und ruhig gefühlt.

Nachdem mir beim ersten Vorstellen in der Klinik die Option freigelassen wurde, wieder nach Hause zu fahren, da die schon regelmäßigen Wehen noch nicht muttermundswirksam waren, verbrachte ich noch ca. 20 Stunden mit Wehen zu Hause auf der Couch. Dann ging ich wieder ins Krankenhaus. 6 Stunden später, mit Hilfe einer tollen Hebamme, war mein Kind da.

Blutzuckerkontrolle während der Geburt

Unter der Geburt habe ich, obwohl ich seit Stunden nichts bei mir behalten konnte, in Absprache mit dem Arzt noch Insulin gespritzt und immer wieder meinen Blutzucker gemessen. Mit Werten um die 120-130 war er trotzdem ungewöhnlich hoch, aber nicht bedenklich.

Nun hieß es den Kleinen innerhalb der ersten halben Stunde anzulegen.

Das ist die Empfehlung der AWMF-Leitlinie zur Versorgung Neugeborener diabetischer Mütter.

Ich war sehr angespannt, weil ich zu diesem Zeitpunkt nichts versäumen wollte.

Als er dann ohne Probleme die Brust fand und zu saugen begann, fiel die Anspannung ab.

Mein gesammeltes Wissen über Füttern mit dem Löffel mit ausgestrichener Milch musste ich also nicht anwenden.

Und ich selbst verputzte noch im Kreissaal eine Banane und eine Packung Kekse, auf die ich schon Monate verzichten musste.

Für Mamas mit Schwangerschaftsdiabetes sind die Ernährungseinschränkungen im Moment der Geburt wieder aufgehoben.

In den folgenden 24 Stunden wurde insgesamt viermal der Blutzucker des Babys gemessen. Immer waren die Werte unauffällig.

Für mich wieder eine große Erleichterung, davor war ich ständig in Sorge, dass mein Sohn nicht genug trinkt, weil er ständig während des Saugens einschlief und nur schwer wachgerüttelt werden konnte.

Wir versuchten es mit Ausziehen, damit ihm ein bisschen ungemütlich kalt ist, mit Massage der Beine und Füße, der Ohren, usw., aber er ließ sich schlecht wach halten.

Der tatsächliche Sinn des Ausziehens ist, dass Neugeborene im direkten Hautkontakt besser warm bleiben und weniger Energie verbrauchen. Atmung, Temperatur und Blutzucker bleiben stabiler.

Darüber hinaus erfahren sie eine intensive Stimulation aller Hautsensoren durch den Körperkontakt. Diese lässt die Neugeborenen häufig besser stillen.

Den Plan, den mir meine Hebamme eingetrichtert hatte, ihn in den ersten 24 h 6-8 mal anzulegen und anschließend 8-12 Mal, um die Milchproduktion in Gang zu bringen, wollte ich unbedingt befolgen. Falls er nicht getrunken hätte, hätte ich nach einer Pumpe gefragt.

Die Empfehlung, dass Neugeborene bereits in den ersten 24 Stunden nach der Geburt 8-12 Mahlzeiten erhalten sollen, gilt für ALLE Babys. Dabei kann eine Mahlzeit für ein müdes Baby auch immer etwas handentleertes Kolostrum vom Löffel sein.

In der zweiten Nacht, nach einem schier nicht endenwollenden Kreislauf aus Stillen, kurzem Einnicken des Babys, wieder aufwachen, weiter Trinken bei schmerzenden Brustwarzen und großem Ansaugschmerz, Schlafmangel (ca. 2 h Schlaf in 3 Nächten und nun die nächste schlaflose) und angeschwollenen Füßen (leider konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Liegen stillen), sank die Motivation rapide.

Der Wunsch nach dem Fläschchen am Tiefpunkt

Da wäre mir auch jedes Fläschchen willkommen gewesen.

Meinen Mann habe ich dann weinend gebeten im Ratgeber Stillen von GU zu suchen, ob es dort nicht irgendwelche Tipps für meine Situation gibt. Den Schwestern und Hebammen auf der Station habe ich auf Grund vieler schlechter Geschichten (das Krankenhaus gilt als wenig stillfreundlich) nicht getraut.

An Tag 3 nach der U2 wurden wir entlassen, von da an konnte ich richtig entspannen und solche Nächte habe sich bisher nicht wiederholt.

Der Milcheinschuss erfolgte überraschend problemlos und von da an unterschied sich meine Stillgeschichte nicht mehr von der Durchschnittsmutter. D.h. vermutlich ist sie erfolgreicher verlaufen, die wunden Brustwarzen bekam ich mit regelmäßigem Waschen mit Kochsalzlösung und Eincremen mit Lanolin innerhalb weniger Tage in den Griff. Den Ansaugschmerz konnte ich durch eine Brustmassage vor dem Anlegen dämpfen und nach 10 Wochen stillen wir noch, ein Ende ist nicht in Sicht.

Die Brustmassage nach “Plata Rueda” ist schnell und einfach durchzuführen. Durch den vorbereiteten Milchfluss ist die Saugtechnik des Babys eine andere und wird häufig als weniger unangenehm empfunden.

Vom Diabetes ist zum Glück nichts zurückgeblieben. Ein Zuckertest 6 Wochen nach der Geburt war unauffällig und da ich auf Grund der Diät in der Schwangerschaft mir keine neuen Kilos auf den Hüften übrig geblieben sind, kann ich jetzt nach Herzenslust Kuchen, Kartoffeln und Nudeln essen.

Ein Restrisiko in den nächsten 10 Jahren einen Typ II Diabetes zu entwickeln bleibt, aber da ich sonst keine Risikofaktoren, wie z.B. Übergewicht habe, bin ich zuversichtlich.

2 Dinge!

Im Nachhinein würde ich nur zwei Sachen anders machen:

Ambulant entbinden und mir jeden Besuch an Tag 1 verbieten. Der Besuch und der allgemeine Trubel auf der Station haben mich doch sehr gestresst und ich bin sicher die schlimme zweite Nacht, wäre nach einem ruhigen Tage zu Hause nicht so dramatisch gewesen.

 


 

Manchmal ist es das Glück eine Freundin zu haben, die dich auf einen wichtigen Punkt des Mama-werdens aufmerksam macht. Nicht immer gibt es eine solche Freundin… deshalb sammle ich hier Geschichten von Mamas für dich.

Wie war deine Stillgeschichte?

Magst du auch deine Erlebnisse am Stillbeginn mit anderen Mamas teilen? Dann schreib mir gerne eine eMail. Vielleicht liegt dein Stillbeginn auch schon weiter zurück – oder du stößt auf das Thema gerade während einer weiteren Schwangerschaft.

Nutze die Chance und lerne aus den Stillgeschichten für deine eigene, nächste Stillzeit.

Vielen Dank an dieser Stelle an Miriam, der ich total dankbar bin, dass sie uns vom Stillen nach Schwangerschaftsdiabetes erzählt hat. Es ist ein unglaublich wichtiges Thema, weil sich der Schwangerschaftsdiabetes definitiv auf das Stillen auswirkt!

Alles Liebe und bis bald,
~Tabea

PS: hier findest du weitere Stillgeschichten vollgepackt mit Tipps

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein