Erfahrungsbericht
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Beim Dritten endlich voll Stillen nach Kaiserschnitt – Stillbericht

stillen nach kaiserschnitt
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Rechnest du mit einer Geburt per Kaiserschnitt?

Dann hast du vielleicht von Unkenrufen gehört, dass das Stillen nach Kaiserschnitt schwieriger sei. Häufig wird behauptet, dass der Kaiserschnitt der Auslöser von Stillproblemen sei.

Zu Unrecht.

Die Wahrheit ist viel mehr, dass es nach einer Geburt per Kaiserschnitt einige Stillprobleme häufiger gibt. Dennoch machen sich immer noch wenige Kliniken die Mühe, diesen (bekannten!) Problemen ganz effektiv vorzubeugen.

Sandra wusste, dass ihre Geburt per Kaiserschnitt stattfinden würde. Sie hatte sich mental darauf vorbereitet.

Denn auch, wenn du während einer OP dem Team ausgeliefert bist, kannst du ja durchaus entscheiden, in welcher Klinik du vermutest, dass man auf deine Wünsche am ehesten eingeht. Nur weil ein Kaiserschnitt angedacht ist, bedeutet das nicht, dass du deine Selbstbestimmung an der Garderobe des Klinikums hinterlassen musst.

Der persönliche Bericht von Sandra ist Teil einer (vorerst kleinen) Serie. Stillerfahrungen sind individuell und völlig verschieden! Dennoch kannst du dir gerne die Puzzleteile nehmen, die dir helfen können. In deiner eigenen Situation. Meine Kommentare und Erläuterungen wirst du an der – pinken – Schriftfarbe erkennen können.

Stillen schon während der OP erwünscht

stillen nach kaiserschnitt
Meine kleine Tochter wurde Montag per Kaiserschnitt geholt.

Auch wenn ich sie im OP schon gerne angelegt hätte, war dies aufgrund der Abdeckungen nicht möglich. Ich bekam sie zumindest kurz hergekuschelt.

In immer mehr Kliniken ist es möglich, dass das Baby bereits während der Operation zur Mama kommt. Dort haben sich die medizinischen Teams zusammengeschlossen und sorgen für eine sterile Abdeckung und optimale Überwachung und unterstützen dennoch das sofortige Bonding.

Zum Vorteil der Babys! Sie haben seltener Probleme mit der Atmung, die ohne den Weg durch den Geburtskanal nach Kaiserschnitt leichter anfällig ist.

Ortswechsel Aufwachraum – das Baby stillt

Im Aufwachraum ca. 20 min. später waren mein Mann und meine Kleine sofort bei mir und sie wurde mir auf die Brust gelegt, wo sie gleich von selber den Busen gefunden und gesaugt hat.

Sie machte das ganz gut. Ich habe dann nach 15 min. die Seite gewechselt, da meine beiden Großen bereits nach 20 min. zu müde waren, um an der anderen Seite zu saugen.

Sie war aber sehr ausdauernd, sodass ich dann einfach nochmal die Seite gewechselt habe.

Nach Kaiserschnitt sind Babys sehr unterschiedlich fit.

Wenn das Baby innerhalb der ersten Stunde nach Kaiserschnitt kein Interesse am Stillen zeigt, solltet ihr Unterstützung bekommen. Dazu gibt es die Möglichkeit Kolostrum mit der Hand zu entleeren und dem Baby mit einem sterilen Löffel zu füttern.

Da ich von der OP kreislaufmäßig sehr schlecht war, und meine Kleine am ersten Tag fast nur durchgeschrien hat, haben sie sie mit einer Spritze (ohne Kanüle!) während des Stillens mit 5 ml etwas zugefüttert und sie mir dann für 4 Stunden abgenommen, damit ich mich kurz von der OP erholen und etwas schlafen konnte.

Das Zufüttern direkt an der Brust fördert parallel die eigene Milchproduktion und sollte als Zufütterweg der Wahl eingesetzt werden!

Häufiges Stillen nach Kaiserschnitt fördert die Milchproduktion

Weil sie sonst soviel und brav zu trinken versuchte, haben die Hebammen gemeint, das würde dem Milcheinschuss keinen Abbruch tun.

Letztlich kann man das nie sagen.

Idealerweise findet so eine Pause am Tag statt, wenn ein Vertrauter das Baby beobachten kann. Ohne dem Personal in Sandra’s Erfahrungsbericht etwas zu unterstellen weiß ich, dass es andere Kliniken gibt, die in so einer Erholungspause ungefragt ein Fläschchen füttern.

Das einzige Problem, das im Laufe des Stillstarts auftrat war, dass meine Tochter direkt nach der Geburt kurzzeitig die Nase so in die Brust gesteckt hatte, dass ich Sorgen hatte sie bekomme keine Luft mehr und ich daher den Fehler machte und auf die Brust gedrückt habe, um ihre Nase freizubekommen.

Häufig reicht es, das Baby mit dem Po & Becken näher an sich – als Mama – heranzuziehen. So bleibt die Nase meist ganz entspannt frei.

Die Hebamme hat mich relativ rasch darauf aufmerksam gemacht, dass die Kleinen an der Brust nicht ersticken können und das dies für den Nippel nicht gut sei – es hat mir leider ein paar Bläschen aufgezogen.

Wir versuchten es mit Muttermilch (in dem Fall noch Vormilch) und Lanolin zum abheilen zu bringen. Fünf Tage nach der Geburt war es wieder verheilt, wenn das nicht geholfen hätte, wäre Laser die nächste Option gewesen.

Eine noch recht neue und nicht so weit verbreitete Art Wunden die beim Stillen entstanden sind zu heilen ist der Low Level Laser. Er unterstützt das Gewebe bei der Regeneration.

Darüber hinaus ist es natürlich wichtig, dass es dann nicht zu weiteren Verletzungen kommt. Dazu ist es wichtig das Anlegen zu beobachten und zu korrigieren, wo notwendig.

Stillen fördert Nachwehen – Schmerzmittel sind möglich

Das sie von Anfang gut gesaugt hat, hat man an den ziemlich heftigen Nachwehen während des Stillens gemerkt (zudem war sie auch schon mein dritte Kind).

Nachwehen werden mit jeder Folgegeburt stärker, weil die Gebärmutter eine intensivere Rückbildungsarbeit leisten muss. Sollten die Nachwehen zu stark werden, können Schmerzmittel lindernd zum Einsatz kommen.

Durch den Kaiserschnitt war ich leider relativ eingeschränkt in meinen Bewegungen, deshalb half es am Besten wenn ich sie quer über den Oberbauch legte.

Da sie anfangs eine Dauernucklerin war, war es immer wichtig ihr den Nippel wegzunehmen wenn sie nurmehr nuckelte und nicht saugte. Das hatte sich aber rasch eingespielt und sie gab ihn seither zumeist freiwillig her und legt sich ganz knapp daneben hin.

Das sogenannte non-nutritive Saugen ist Teil des Stillens und wichtig für die Milchproduktion. Es kann sein, dass das Saugen unangenehmer ist, während die Milch zögerlicher fließt, weil der Großteil bereits getrunken wurde.

Es kann sehr gut helfen – in einer solchen Situation – die Seiten wechselseitig anzubieten, wann immer das “nuckeln” beginnt. Dabei wird die Milchproduktion weiter angekurbelt.

Babys nehmen nach der Geburt bis zu 10% ab

Erste Wiegung nach zwei Tagen war, dass sie von 3000g auf 2770g abgenommen hatte.

Der hohe Gewichtsverlust beim Baby nach Kaiserschnitt hängt meist damit zusammen, dass das Baby von der dabei üblichen Infusionsflüssigkeit einen Teil abbekommen hat. Dieser wird vom Baby ausgepieselt. Das Gewicht fällt rasant und ohne medizinische Bedeutung.

Dieser Fakt ist häufig nicht bekannt oder wird ignoriert. Das Körpergewicht des Babys 12 Stunden nach der Geburt mit Infusionen entspricht eher dem tatsächlichen Geburtsgewicht. Mit diesem Wissen kann die Gewichtsentwicklung entspannter beurteilt werden.

Milcheinschuss war bereits am Mittwoch Nachmittag

Zufüttern wegen Gewichtsabnahme?

An Tag Nr. 4 wollte die Hebamme zufüttern, da ihr meine Kleine zu dünn vorkam (waren auf 2750g nackt). Zudem musste ich bei beiden ersten Kindern zufüttern und da meinte sie würde es diesmal wohl auch nicht klappen. (Anm.: ich leide unter einer latenten Hyperthyreose, die sich während der dritten Schwangerschaft überraschend normalisiert hat.)

Schilddrüsenerkrankungen haben einen starken Einfluss auf die Milchproduktion – sobald die Einstellung der Medikamente passt, reicht die Milchproduktion dann normalerweise auch wunderbar aus.

Ich habe durchgesetzt dass trotzdem erstmal nichts zugefüttert wurde, da ich es wirklich versuchen wollte dank der normalisierten Werte voll zu stillen. Allerdings bestand die Hebamme vom Tagdienst auf eine Stillwiegung. Allein dieser Druck der Stillwiegung brachten mich fast zu heulen. Ich hab diese dann hinausgezögert bis zum Dienstwechsel.

Schlucken als ausschlaggebendes Zeichen

Die andere Hebamme meinte, das Kind sei vital, sauge gut, man höre es schlucken, die Fontanelle sähe gut aus, die Ausscheidung passe und sie schreie nicht, also was solls haben.

Ja genau. Auch wenn schreien oder nicht schreien da nicht ausschlaggebend ist – ein Baby das die Gewichtsabnahme schon deutlich verlangsamt, muss ohne anderen medizinischen Grund nicht zugefüttert werden!

Bei einem Gewichtsverlust von 7% des Geburtsgewichtes sollte das Stillen noch einmal intensiv begleitet werden. Erst bei einer Gewichtsabnahme die 10% des Geburtsgewichtes überschreitet, ist davon auszugehen, dass das Zufüttern notwendig wird.

Am Entlassungstag Freitag hatte sie 10 g zugenommen – wenig aber doch.

Es hätte zu diesem Zeitpunkt sogar ein STOP des Abnehmens gereicht!

Da ich eine Hebammenbetreuung nachweisen konnte durfte ich heimgehen und noch etwas zuwarten.

Was heute auch nicht mehr selbstverständlich ist.

Da wird man in einigen Kliniken die Anforderungen noch einmal überdenken müssen. Es kann ja nicht sein, dass zukünftig noch mehr Eltern zum zufüttern aufgefordert werden, nur weil ihnen keine Hebamme zur Verfügung steht.

Eine Woche nach der Geburt stagnierten wir laut Hebammenmessung bei 2760g. Sie empfahl mir die Seite weniger oft zu wechseln, meinte aber auch gleichzeitig dass die Kleine so sehr zufrieden wirkt und sie noch nicht zufüttern würde, da nach einem Kaiserschnitt die Gewichtszunahme oft etwas auf sich warten lässt.

Wenn die erste Messung auf einer anderen Waage genommen wird, kann es auch immer eine Messdiskrepanz sein.

Ihr Ziel mit dem selteneren Wechsel war vermutlich, dass deine Tochter fettreichere Milch erhält. Die Milch wird während des Stillens immer fettreicher als das, was im Reservoir der Brust gespeichert war. Wie stark der Effekt auf das Gewicht dabei wirklich ist steht noch offen.

Eine Woche später hat die über 300 g zugenommen und ist damit über dem Geburtsgewicht.

Stillen nach Kaiserschnitt gelingt ebenso

Allen die zufüttern wollten zum Trotz würde ich es als einen gelungenen Stillstart bezeichnen und der Beweis, dass, auch wenn man bei den ersten Kindern zufüttern musste, es auch beim dritten Kind endlich mit dem Vollstillen klappen kann.

Ja! Absolut.

Auch beim Stillen nach Kaiserschnitt!


 

Hast du nach Kaiserschnitt ähnliches erlebt? Wie geht es dir jetzt, wo du Sandra’s Bericht kennst?

Ohne Frage – Stillen ist bunt und der Anfang völlig verschieden. Genau das macht das Zusammenarbeiten in der Stillberatung sehr spannend und deshalb lese ich sehr gerne die Stillberichte, die mir zur Verfügung gestellt werden.

Sandra klingt sehr zufrieden damit, dass ihr 3. Stillstart endlich mit ihren Vorstellungen harmoniert. Ihr und ihrer Tochter wünsche ich eine wunderbare Stillzeit!

Möchtest du deinen Stillbeginn auch einmal besprechen und dabei anderen Mamas helfen, ihren Stillbeginn gut zu gestalten? Schreib mir gerne eine eMail und wir besprechen alles Weitere.

Alles Liebe und bis bald,
~Tabea

PS: hier findest du weitere Stillgeschichten vollgepackt mit Tipps

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein