Die Betreuung während der Geburt ist ganz ausschlaggebend dafür, wie du und dein Baby die Geburt beenden werdet. Die Betreuung nach der Geburt, ist – unabhängig davon, wie die Geburt verlaufen ist oder geendet hat – ausschlaggebend dafür, wie ihr mit dem Stillen zurecht kommt.

In der Einstiegsserie mit Stillberichten von Mamas kommt heute Xenia zu Wort. Sie beschreibt, wie es mit einem leichten ersten Anlegen begann und der Druck der ersten Tage sie in eine wirklich schwierige Stillsituation beförderte. Händeringend musste sie erst nach Hilfe suchen. Und gegen Windmühlen ankämpfen.

Sie hat alle Herausforderung erfolgreich gemeistert und tolle Unterstützerinnen gefunden. Deshalb freue ich mich sehr, dass ich ihre Geschichte hier und heute mit dir teilen darf. Meine Kommentare und Erläuterungen dazu wirst du an der – pinken – Schriftfarbe erkennen können.

Stillen? Kann doch nicht so schwer sein!

xenia
Mein Sohn kam nach einer sehr turbulenten Schwangerschaft und Geburt – Gott sei Dank – gesund auf die Welt. Das war zwischenzeitlich leider nicht so sicher.

Vorzeitige Blutungen, Bettruhe, schlechte Versorgung durch Plazentainsuffizienz…

Kaiserschnitt?

Einleitung?

In diese Zeit habe ich mir schon viele Gedanken übers Stillen gemacht. Für mich war klar, es auf alle Fälle zu versuchen. Kann doch nicht so schwer sein… Aber klappt das dann auch, wenn er früher kommt? Klappt das, wenn ich doch einen Kaiserschnitt bekommen muss?

Diese Gedanken habe ich dann zum Glück über Bord werfen können, als er 5 Tage nach ET gesund zur Welt kam.

Auf den leichten Beginn folgte Schikane

Im Kreissaal endlich das erste Anlegen. Es fühlte sich einfach und leicht an.

Leider war unsere erste Nacht im Krankenhaus sehr schikanierend und ich durfte meinen Sohn nicht stillen, wenn er Hunger hatte. Das ist aber eine andere, längere Geschichte.

Es ist mir völlig unverständlich, warum das Personal das Stillen eines Neugeborenen untersagt. Dafür gibt es absolut keinen nachvollziehbaren Grund!

Er reagierte darauf mit Stress und trank einen kompletten Tag überhaupt nichts.

Da es für meinen Sohn, meinen Mann und mich zu viel negativen Stress in der Klinik gab und ich auf keinen Fall das Stillen nach der Laune der Krankenschwestern und nicht nach den Bedürfnissen meines Babys machen wollte, beschloss ich, uns auf eigene Gefahr zu entlassen.

Eine Entlassung gegen ärztlichen Rat bedeutet, dass du auf eigenen Wunsch nach Hause gehst. Sind die Ärzte zu diesem Zeitpunkt nicht damit einverstanden, wirst du eine Aufklärung über die Risiken erhalten und diese unterschreiben müssen. Letztlich so, wie bei jeder Aufklärung vor einer Operation.

Sollte es dir zu Hause in irgendeiner Art und Weise schlechter gehen, so dass du einen Arzt konsultieren möchtest, steht dem dennoch nichts im Wege.

Wir gingen nach Hause und ich hatte ja meine Nachsorgehebamme, von der wir dachten sie wäre vollkommen stillerprobt. Diese kam noch am selben Tag und ich dachte, wir wären gut versorgt.

Henri trank immer wieder gut und oft.

Die korrekte Stillposition ist das A und O

Leider –vollkommen unwissend- hatte ich keine Ahnung, dass man in den ersten Tagen das Baby richtig anlegen sollte, um wunde Brustwarzen zu vermeiden.

Meine Hebamme meinte auch: Mund auf, Brustwarze rein und gut ist. Wie zu erwarten kamen wunde Brustwarzen.

Wirklich „erwarten“ kannst du wunde Brustwarzen ja nur, wenn du weißt, dass es wichtig ist, dein Baby korrekt anzulegen.

So ärgerlich, wie auch häufig, dass das zuständige Personal zu wenig über die Bedeutung des korrekten Anlegens weiß. Damit könnten viele Schmerzen beim Stillbeginn verhindert werden.

Hinzu kam, dass Henri Gelbsucht hatte und ich vor lauter Stress immer noch keinen Milcheinschuss hatte. Die Kinderärztin und die Hebamme meinten wir müssen auf jeden Fall zufüttern.

Das haben wir dann auch gemacht.

Viele Babys haben eine Gelbsucht – ob eine Behandlung notwendig ist, zeigen spezielle Normwertkurven, abhängig vom Alter des Babys. Die Werte werden mit einer Blutanalyse ermittelt.

Henri hatte zum Glück einen guten Appetit und die Gelbsucht war relativ schnell wieder verschwunden.

Ungewöhnlich für Babys mit Gelbsucht. Ein typisches Symptom ist, dass die Babys sehr müde sind – das ist der Grund, warum so häufig zum zufüttern geraten wird, wenn das Baby nicht mehr munter genug ist, um zu stillen.

Ich war pausenlos am stillen.

Doch die wunden Brustwarzen wurden immer schlimmer. Irgendwann war alles blutig, eitrig und ich hab schon das weinen angefangen bevor es überhaupt losging. Ich wollte aber auf keinen Fall aufgeben.

Wow! Spätestens bei Verletzungen ist adäquate fachliche Hilfe angesagt Unglaublich, wie du dich da allein gelassen sehen musstest.

Statt Hilfe folgten widersprüchliche Still-Tipps

Da mir meine Hebamme zwar Tipps gab die aber jedes Mal anders aussahen von „leg ihn so lange es geht an“ bis zu „leg ihn oft und kurz an“ und das immer wieder Widersprüche in sich waren, beschloss ich nun auf eigene Faust zu handeln.

Natürlich kann es auch mal von der gleichen Person zu gegensätzlichen Empfehlungen kommen – manchmal führen eben mehrere Wege zum Ziel. Allerdings sollte immer die Zeit sein, diese entsprechend nachvollziehbar zu erläutern.

Ich habe mir eine elektrische Milchpumpe aus der Apotheke verschreiben lassen und begonnen die Milch abzupumpen. Henri kannte die Flaschen ja schon und so war alles einfacher (dachte ich zu diesem Zeitpunkt). So konnte mein Mann ihn füttern, ich konnte mal einkaufen gehen und fühlte mich freier und alles schien leichter.

Die wunden Brustwarzen wurden besser und ich fühlte mich gut.

Henri bekam ja seine Muttermilch. Ob er diese nun aus der Flasche oder von der Brust bekommt – ist doch das selbe – dachte ich…

Letztlich geht es ja darum, dass es euch dabei gut geht – eure Wahl war dieser Weg ja eher nicht.

Das Stillen weitaus mehr ist als Nahrungsaufnahme wurde mir leider erst im weiteren Verlauf klar.

Das Pump-Stillen zieht so einiges mit sich, ich musste alle 4 Stunden pumpen, da ich mittlerweile zur Milchkuh mutiert war. Das Gefrierfach füllte sich und ich stand mehrfach am Tag, sowie auch nachts beim Abspülen und Sterilisieren der Flaschen.

Der 4-Stunden-Rhythmus beim Abpumpen reicht leider häufig nicht aus. Wenn mit dem Pumpen genügend Milch produziert werden soll, ist es ebenfalls wichtig eine gute Anleitung zu Massagen und Pumprhythmen zu erhalten.

Natürlich auch vor dem Hintergrund, dass genügend Nachtschlaf wichtig ist.

Wenn man mal unterwegs war, mussten wir alles Mögliche mitschleppen und immer auf korrekte Lagerung der Milch achten. Da kam der Punkt an dem ich gemerkt habe, dass das Stillen an sich doch leichter gewesen wäre…

Schmerzen beim Pumpen kamen hinzu

Zusätzlich dazu kam, dass ich jedes Mal während und nach dem Pumpen enorme Schmerzen bekam. Es fühlte sich an, als würden Blitze durch meine Brust schießen, als hätte ich Krämpfe in der Brust. Meine Brustwarzen waren blau angelaufen und ich konnte nachts nach dem Pumpen meist vor Schmerzen nicht mehr einschlafen.

An so einem Punkt gilt als oberstes Gebot: nicht an der Situation verzweifeln! Jeder Weg kennt viele Abzweigungen und Bögen zurück gibt es auch. Oder du schaffst sie dir.

Nicht jede Fachkraft zeigt sich dabei unterstützend. Leider.

Bei meinem Nachsorgetermin bei der Frauenärztin habe ich das auch angesprochen dazu kam nur ein „Stillen bzw. auch dass Pumpen tut nun mal weh, da muss man durch.“ Ich könne ja abstillen, wenn ich es nicht aushalte.

Abstillen war keine Option

Das war für mich keine Option egal welche Schmerzen mich quälen würden. Ich wollte das schaffen.

Ich war mir aber sicher, dass Stillen oder auch Pumpen keine Schmerzen verursachen sollte.

Das ist völlig korrekt. Wenn es zu Schmerzen beim Stillen kommt, sollte immer nachgesehen werden, ob die Ursache ermittelbar ist.

Meine Freundin hat mir immer wieder Bilder geschickt, auf denen ihre kleine Tochter gerade stillt und mich hat es sehr gefuchst, dass es bei uns nicht geklappt hat.

Der wichtige Fixpunkt aus den ersten Tagen

Ich hatte ein Foto das ich immer wieder angehimmelt habe.

Auf diesem Foto habe ich Henri kurz nach der Geburt gestillt, er sah so zufrieden und glücklich aus… Also beschloss ich einen neuen Versuch zu starten.

Vielleicht trinkt er ja doch wieder an der Brust…

Und tatsächlich er trank!!

Eine großartige Frau – Vera Birkenbihl – sagte einmal, dass es ganz wichtig ist, dass wir uns Fixpunkte schaffen. Diese besonderen Punkte in unserem Leben helfen uns zu erreichen, was wir uns wünschen.

Leider wusste ich immer noch nichts von einer korrekten Anlegetechnik und vom Angebot-Nachfrage-Prinzip. Und so kam es ein zweites Mal wie es kommen musste, ich hatte wieder entzündete Brustwarzen, Milchstau und diesmal sogar eine Brustentzündung mit Fieber. (was nicht allein aufs „falsche“ Stillen zurück zu führen war, weil wir zu dieser Zeit auch noch einen Todesfall in der Familie und viel Stress hatten, was ja bekanntlich so etwas auch auslöst.)

Also wechselte ich wieder zum „einfachen“ Pumpstillen zurück bis die Entzündung wieder weg war.

Henri war zu diesem Zeitpunkt etwa 4 Wochen alt.

Durch unsere turbulente Schwangerschaft hatte Henri zu Beginn eine Regulationsstörung und tat sich einfach schwer damit in der Welt anzukommen. Er musste viel weinen und wie jeder hier merkt, hatten wir so einige Komponenten, die es uns am Anfang schwer gemacht haben.

Wenn Babys am Beginn ihres Lebens viel zu verarbeiten haben müssen, kann ein Babyheilbad wahre Wunder vollbringen. Ich durfte schon mehrere Familien dabei begleiten und eine unbeschreibliche Veränderung beobachten.

Darüber hinaus gibt es die emotionelle erste Hilfe nach Thomas Harms.

Ich bekam immer noch Fotos von meiner Freundin, die erfolgreich stillte und war wieder traurig, dass es bei uns nicht geklappt hatte.

Ich schaute wieder unser einziges Stillfoto an und war traurig, wollte ihn unbedingt wieder stillen. Ich lernte eine – mittlerweile gute Freundin – kennen, die mich auch noch einmal dazu ermutigte es doch noch einmal zu versuchen. Die beiden stehen und standen mir die komplette Zeit beiseite, gaben mir rund um die Uhr Tipps und konnten mir durch ihre eigene Stillerfahrung viel helfen.

Henri war mittlerweile 10 Wochen alt.

Toll, dass du so starke Unterstützerinnen gefunden hast!

„Und so startete ich einen letzten und diesmal endlich erfolgreichen Stillstart!!“

Ich informierte mich im Internet über die korrekte Anlegetechnik, über Nachfrage-Angebot, zu wenig und zu viel Milch, schaute mir viele Videos an, ging in Stillgruppen und wollte es unbedingt schaffen. Einfach auch, um Henri den Start in die Welt noch angenehmer zu gestalten.

Nachdem ich durchs Pumpen immer noch eine Milchkuh war, dauerte es drei Tage bis sich meine Milchmenge angepasst hatte. Das war nicht angenehm, aber hat sich gelohnt.

Diesmal hatte ich nur minimal gereizte Brustwarzen und es war mit keinem Schmerz verbunden. Mit dem Stillen wurden auch die Krämpfe in der Brust weniger und ich nahm zusätzlich noch Magnesium und Calcium ein. So waren auch diese Schmerzen nach ein paar Tagen verschwunden.

Von wegen da müsse man durch…

Der Vasospasmus von dem hier in Form von Krämpfen in der Brustwarze die Rede ist, geht einher mit unsäglichen Schmerzen.

Bringt die Therapie mit hochdosiertem Magnesium & Calcium keine Besserung, steht darüber hinaus auch eine medikamentöse Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung. Außerdem ist Wärme meist sehr wichtig, um die schmerzhaften Symptome zu lindern.

Auf einmal war Stillen schön und es machte richtig Spaß, ich freute mich darauf meinen Schatz ganz nah bei mir zu haben. Ich merkte auch, dass Stillen mehr ist als Nahrungsaufnahme. Henri wurde schlagartig entspannter und zufriedener.

Ich bin froh es so oft versucht zu haben.

Niemals blind vertrauen

Ich empfehle jedem sich vorher gut zu informieren und sich eine Stillberaterin zu suchen. Ich hatte leider Pech und eine Hebamme erwischt, die sich mit dem Stillen nicht so gut ausgekannt hatte, was sicher nicht die Regel ist.

Damit will ich nur sagen, dass man nicht blind darauf vertrauen sollte und sich lieber an Stillberaterinnen wenden sollte, wenn es tatsächlich mal schwierig werden sollte.

Ich bin dankbar für die Gruppen und vor allem danke ich Verena & Yvonne für ihre Hilfe! Danke, dass ihr mir beigestanden habt, immer für mich da seid und mich ermutigt habt nicht aufzugeben!

Es lohnt sich so sehr zu kämpfen!!

Es lohnt sich so sehr durchzuhalten und das alles in Kauf zu nehmen.

Der Partner als wichtigste Rückenstütze

Ich habe einen wundervollen Ehemann, der mich zu jeder Zeit komplett unterstützt hat und dem es auch sehr am Herzen lag, dass wir Henri stillen können. Er hat mich immer wieder ermutigt durchzuhalten und hat mir immer gesagt, dass wir das schaffen.

Das ist allerdings auch nicht selbstverständlich, dass es den Ehemännern auch sehr am Herzen liegt. Dass sich die Ehemänner auch mit dem Stillen beschäftigen und das es diesen auch wichtig ist, dass es erfolgreich klappt. Ich finde das ganz wichtig, dass man diese wichtige Unterstützung bekommt und dass sich auch die Männer mit dem Stillen auseinandersetzen.

Das ist richtig! Ohne die Unterstützung der Männer scheitert das Stillen des Nachwuchses tatsächlich eher. Deshalb am Besten gemeinsam einen Stillvorbereitungskurs in der Schwangerschaft buchen.

Ich liebe es, wenn Henri glücklich stillt und mein Mann daneben sitzt und uns stolz anlächelt.

Henri ist seitdem viel glücklicher, viel entspannter und stillen ist einfach so viel mehr als Nahrungsaufnahme! Stillen stillt die Seele und ich kann das nur bestätigen.

Die Erinnerung ans Fläschchen bleibt

Ich lächle mittlerweile, wenn ich Mamas sehe, die aufgepackt mit Flaschen, Pulver und sonstigem Zeug unterwegs sind und denke an diese Zeit zurück.

Bin froh immer -ausreichend – und auf einfachstem Wege Henris‘ Trinken dabei zu haben. Ich bin froh nachts nicht mehr den Wecker zu hören, der mich ans pumpen erinnert. Ich bin froh nachts keine Fläschchen mehr abspülen zu müssen. Ich bin froh, dass Henri so unkompliziert wieder von der Flasche an die Brust gegangen ist.

Ich bin einfach froh zu stillen!!


 

Manchmal scheint es wie verhext zu sein. Alle beteiligten medizinischen Fachkräfte hinterlassen mehr Schaden, als geholfen zu haben.

Hast du ähnliche Erfahrungen wie Xenia & Henri machen müssen? Wie hat sich das auf deinen Stillbeginn ausgewirkt?

Oder war eure Geschichte völlig anders?

Wenn auch du deine Erlebnisse am Stillbeginn mit anderen Mamas teilen magst, dann schreib mir gerne eine eMail. Vielleicht liegt dein Stillbeginn auch schon weiter zurück – oder du stößt auf das Thema gerade während einer weiteren Schwangerschaft.

Nutze die Chance und lerne aus den Stillgeschichten für deine eigene, nächste Stillzeit.

Vielen Dank an dieser Stelle an Xenia, die bereits zum zweiten Mal eine ihrer Stillerfahrungen mit uns teilt. Ich wünsche dir und deiner kleinen Familie, dass noch ganz viele wunderbare Still-Stunden auf euch warten.

Alles Liebe und bis bald,
~Tabea

PS: hier findest du weitere Stillgeschichten vollgepackt mit Tipps

Quelle:
Das Babyheilbad ist Teil eines 3-schrittigen Prozesses den du ausführlich im Buch von Brigitte R. Meissner „Emotionale Narben aus Schwangerschaft und Geburt auflösen„* kennenlernen kannst.

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Tabea Laue | Stillen & Babyschlaf
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