Dein Baby zu stillen soll ja angeblich der günstigste Weg sein, dein Baby zu ernähren.

Ja klar – auch der Gesündeste. Darum geht es heute aber nicht.

Wenn ich mir die Checklisten für die Erstausstattung so ansehe, höre ich sowieso jedes Mal ein lautes “Ka-Ching!”. Nun gut. Nur das Beste für dein Baby. In Ordnung.

Aber beim Stillen?

Wenn du zu dem großen Anteil von 98% der Frauen gehörst, hast du tatsächlich nach der Geburt alles parat, was du brauchst. [bctt tweet=”Du kannst dein Baby ernähren. Mit dem was du bist und hast.” via=”no”]

Zwei gesunde Brüste.

Tatsächlich reicht auch eine!

Statt dessen lässt du dich hinreißen im Strudel geschürter Ängste zu versinken. Zaghaft gerechnet wirst du 650.- EUR und mehr dafür ausgehen, dass du schon alles hast.

Du glaubst, das sei übertrieben?

Ist es!

Die Berechnung ist es leider nicht.

Angst No.1: “Was tue ich, wenn mein Baby schreit!?”

Vermeintliche Lösung >> 4 Schnuller 20.- EUR – eine Schnullerkette 10.- EUR = Kostenpunkt 30.- EUR

Das alleinige Hilfsmittel gegen das Schreien eines Babys scheint in unseren Breitengraden ein Schnuller zu sein.

Als ich selbst schwanger war und zu Besuch im hohen Norden auf einem Babysachenflohmarkt bei einer Tombola einen Trostpreis gewann, wollte ich keinen der Schnuller haben. Die freundliche Hebamme meinte mich belehren zu müssen. Viele Schwangere würden dies meinen und sie alle würden eines besseren belehrt werden.

Häh?

Also werden Schnuller angeschafft. Nur zur Sicherheit. Besser zwei Formen und Materialien zur Alternative. Ach ja: und die Schnullerkette.

Angst No.2: “Was ist, wenn mir ganz plötzlich die Milch wegbleibt!?”

Vermeintliche Lösung >> Flaschenset 30.- EUR – Sterilisator 50.- EUR = Kostenpunkt 80.- EUR

Ich konnte noch nicht genau herausfinden, woher die Angst kommt, sehr plötzlich keine Milchproduktion mehr zu haben.

Natürlich habe ich Frauen erlebt und in solchen Zeiten als IBCLC-Stillberaterin begleitet.

Manchmal entsprach die Milchproduktion gerade nicht dem Hunger vom Baby. Aber das kam niemals plötzlich. Immer hatte es eine Entwicklung dorthin gegeben.

Dem Baby in diesen Situationen direkt ein Fläschchen zu geben, hat jedoch fatale Folgen! Denn dein Kopf weiß dann zwar, dass dein Baby gerade mehr Hunger hat, als es bei dir stillt. Aber dein Busen weiß es nicht.

Wenn du dir in einem solchen Moment frühzeitig Hilfe ins Boot holst, kannst du ziemlich sicher dein Geld clever in eine gute Beratung investieren. Dein Baby profitiert davon! Du übrigens auch.

Angst No.3: “Ich will mich nicht in der Öffentlichkeit ausziehen!”

Vermeintliche Lösung >> Ausstattung mit spezieller, schicker Stillkleidung – Kostenpunkt 200.- EUR

Ich verstehe es total. Wenn du mir sagst, dass du jetzt nicht gerade der FKK-Mensch bist, der sich gerne vor Fremden entblößt. Überhaupt kein Ding.

Musst du aber auch gar nicht.

Bist du häufiger unterwegs bist und dort auch (mal) stillst, bist du in der Regel so geübt mit dem Stillen, dass nur ein kleiner Teil deiner Brust aufgedeckt sein wird.

Der Kopf deines Babys ist – meistens – größer als dein Busen. Vor allem, weil ja gar nicht alles freigelegt werden muss Ein Schnuffeltuch oder eine Mullwindel (die Mamas fast immer dabei haben) kann wunderbar die restliche Haut bedecken.

Angst No.4: “Oh gott mich sieht jemand stillen”

Vermeintliche Lösung >>Stillponcho – Kostenpunkt 50.- EUR

Ist es dir peinlich zu zeigen, dass du überhaupt stillst? Ein Stillponcho oder eine Stillschürze kann da gute Dienste leisten.

Man wird dennoch ahnen können, dass du gerade stillst.

Außerdem: wo genau denkst du wirst du stillen, dass du so entblößt wärst? Und wie oft?
Lohnt sich diese Anschaffung wirklich? Oder kann – wie oben schon beschrieben – ein Mulltuch ebenso gute Dienste leisten?

Angst No.5: “Nur mit Stilltee bekomme ich Milch.”

Vermeintliche Lösung >> Kräutertee speziell für die Stillzeit (Milchbildungstee) – Kostenpunkt 16.- EUR

Tee ist dir ein Greuel? Kräutertee erst recht? Warum kommst du denn dann seit der

Schwangerschaft auf die Idee dir ständig irgendwelche speziellen Teesorten zu kaufen, die dir gar nicht schmecken?

Von Getränken, die du mit einer inneren Abwehrhaltung hinunterwürgst, bekommst du sicherlich keine sprudelnde Milchbildung.

Beschränke dich auf Getränke, die gut für dich sind und die du liebst.

Angst No.6: “Stillen tut am Anfang weh. Immer.”

Vermeintliche Lösung >> hochgereinigtes Lanolinfett – Kostenpunkt 17.- EUR

Es ist korrekt, dass das Stillen etwas völlig Neues für dich und deine Brust ist. Verschiedene Ursachen führen dazu, dass es zu Verletzungen der Brustwarze kommen kann.

Das einzige was angeblich hilft, ist die Wundercreme aus Wollfett.

Ebenso kann es jedoch sein, dass du diese gar nicht verträgst. Um das herauszufinden, kannst du dir ein Pröbchen zukommen lassen.

Noch viel sinnvoller: erlerne das korrekte Anlegen noch in der Schwangerschaft. Und lerne, wie du erkennst, ob dein Baby beim Stillen richtig angelegt ist. Damit kannst du Verletzungen zuverlässig vorbeugen.

Denn was nicht verletzt ist, muss auch nicht mühsam heilen.

Angst No.7: “Wie finde ich den richtigen Still-BH?”

Vermeintliche Lösung >> Still-BHs zum Wechseln (2 Stück) – Kostenpunkt 100.- EUR

Der Still-BH ist nach der Geburt häufig das erste Kleidungsstück, welches die frischgebackene Mama anlegt.

Dabei verändert sich dein Busen in den ersten Tagen nach der Geburt deines Babys mehrfach.

Gerade in dieser Phase ist es wichtig, dass Blut und Lymphe, ebenso wie die Muttermilch, gut in deinen Körpergefäßen fließen können. Wenn der BH dann zu eng sitzt – und das passiert meist ganz plötzlich – werden wichtige Flüssigkeitsströme in deiner Brust abgedrückt.

Auch gereizte Brustwarzen heilen viel, viel langsamer, wenn sie durch einen BH eingeengt sind.

Welche BH-Größe du in der Stillzeit haben wirst, zeichnet sich in den ein bis zwei Wochen nach Geburt ganz klar ab. Dann ist ein guter Zeitpunkt einen gut angepassten BH zu kaufen, wenn du möchtest.

Solltest du in der Klinik das Bedürfnis haben etwas drunter zu tragen, kannst du die dort vorrätigen Einmal-Netzslips am Zwickel durchschneiden lassen. So hast du: *tadaa* ein locker leicht sitzendes Bustier.

Angst No. 8: “Wenn mein Baby nachts vor Hunger schreit.”

Vermeintliche Lösung >> Babynahrung pro Packung – Kostenpunkt 18.- EUR

Den Bedürfnissen eines neugeborenen Babys erstmals gerecht werden zu müssen, kann eine echte Herausforderung sein.

Das Schreien ist dabei die letzte Möglichkeit, derer sich ein Baby bedienen kann, wenn wir es zuvor nicht verstehen konnten. Dann selbst noch Ruhe zu bewahren ist wirklich nicht immer einfach!

In den meisten Fällen ist es jedoch gar nicht der Hunger, der ein Baby zum schreien bringt. Hitze, Kälte, das Bedürfnis zu Pieseln oder Stuhlgang auszuscheiden oder das Verarbeiten von den Eindrücken des Tages verursachen solche Wein-Attacken.

Gut ist zu erlernen, wie dein Baby seine Bedürfnisse äußert. Schon vor dem Weinen. Mit Non-Verbalen Signalen.

So ist es viel einfacher für dich, dein Baby zu verstehen. Die leisen, nonverbalen Signale sind dabei viel klarer zu deuten, als wenn irgendwann gestresstes Weinen hinzu kommt.

Dann kannst du frühzeitig beginnen dein Baby nach seinem Hungerbedürfnis anzulegen und wirst die dementsprechende Menge an Muttermilch (nach-)produzieren.

Angst No.9: “Oh gott ich laufe aus.”

Vermeintliche Lösung >> Stilleinlagen – Kostenpunkt 6.- EUR

Milchflecken auf dem Shirt sind die totale Gruselvorstellung von vielen Frauen.

Die Frage ist, ob Stilleinlagen einen strömenden Milchfluss immer so ohne Weiteres abhalten!?

Tun sie leider nicht. Zumindest nicht alle.

Allerdings weißt du ja auch noch gar nicht, wie stark dein Milchfluss sein wird.

Deshalb kannst du dir die Vorab-Anschaffung sparen. Für die ersten Tage reicht es zur Not eine gefaltete Mullwindel mitzutragen.

Wenn sich abzeichnet, wie viel Schutz du brauchst, kannst du wählen, ob du waschbare oder Einwegstilleinlagen wählst. Ebenso welche Saugkraft.

Angst No.9: “Wenn mein Baby nicht Stillen kann”

Vermeintliche Lösung >> Milchpumpe – Kostenpunkt 20.- EUR – (bis 1.749.- EUR)

Bei dir funktioniert alles und dann das: dein Baby kann nicht stillen. Aus welchem Grund auch immer haut es einfach nicht hin mit euch zweien.

Gelegentlich gibt es diese Situation wirklich. Und in den allermeisten Fällen gibt es eine individuelle Lösung für euer Problem, welche das Stillen unmittelbar ermöglicht.

Eine günstige Handmilchpumpe kann später für diverse Gelegenheiten ein nützliches Tool sein, für den Stillbeginn kann ich sie leider überhaupt nicht empfehlen. Gerade zu Beginn der Stillzeit ist das Etablieren deiner Milchproduktion mit einer hochwertigen, elektrischen Pumpe effektiver.

Wenn ihr eine Milchpumpe benötigt, ist die Verschreibung auf Rezept möglich und ihr braucht euch das teure Gerät mit der Doppelpumpe nicht selbst kaufen!

Fazit:

Völlig ohne großartige Kosten in die Stillzeit zu starten ist tatsächlich möglich! Auch wenn uns die Vielfalt an Angeboten anderes suggeriert.

Weil ich so völlig geschockt war über all die Sachen, die du laut diverser Listen für die Erstausstattung in der Stillzeit angeblich brauchst, habe ich für dich ein kleines eBook geschrieben.

erstausstattung-stillen

 

In diesem eBooklet lernst du:

  • Was du wirklich brauchst für deine Stillzeit
  • Welche Eigenschaften beim Kauf zu beachten sind
  • Wie du sinnvolle Alternativen findest und unnötige Anschaffungen vermeidest (incl. Checkliste)

Trag dich gleich unten für die Updates ein und erhalte das Buch kostenlos zum Download.

Alles liebe und bis bald,
~Tabea

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Tabea Laue | Stillen & Babyschlaf
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  • Liebe Tabea,
    das ebook hätte ich dann gerne und würde es auch gern an meine Kundinnen weitergeben 🙂
    So ein schöner und richtiger und wichtiger Artikel !
    Ist zwar schon eine Weile her, kann ich aber ansonsten für Kind 1 fast durchgehend bestätigen. Und inzwischen stille ich seit 8 Jahren quasi durchgehend (also, nicht immer dasselbe Kind ;-)) und außer Still-BHs und ein bisschen Stillkleidung wurde nie mehr was “gebraucht”.

  • Liebe Tabea,

    ein wirklich toller Artikel. Ich habe leider eine ähnliche Anschaffungsliste abgearbeitet. Nicht vor der Geburt, sondern danach. Weils mit dem Stillen leider nicht geklappt bzw. nur kurzfristig. Leider war ich nicht gut genug informiert (inzwischen weiss ich alles ;-)) und wurde sowohl von den Schwestern im KH als auch von meiner Hebamme völlig falsch beraten. Danach konnte leider auch die Stillberaterin nichts mehr retten und dass obwohl ich Milch hatte ohne Ende. Ich bin durch diese ganze Sache echt traumatisiert gewesen, hab gerade 5 Monate abpumpen hinter mir und kann nur sagen: Informiert Euch vor der Geburt gründlich (informiert hatte ich mich auch), am Besten mit Hilfe eines Experten und denkt nicht: Die werden mir das im KH schon zeigen. Mein KH hat fürs Stillen einen echt guten Ruf, den ich nicht bestätigen kann. Die Schwestern hatten allesamt wenig Ahnung…Umso mehr freut es mich, dass ich sehe, dass Du, Tabea, Kinderkrankenschwester bist! Die Frauen, die an Dich “geraten”, dürfen sich wirklich glücklich schätzen!
    Alles Gute für Deine Arbeit!

    • Liebe Mary,

      deine Worte machen mir eine Gänsehaut – leider nur zum Teil in positiver Hinsicht.

      Manchmal wünschte ich, meine Arbeit wäre an dieser Stelle nicht notwendig – auch wenn ich sehr gerne helfe. Andere Wege sind mit weniger Investment an Zeit, Kraft, Nerven und auch Geld verbunden.

      Deshalb freue ich mich natürlich sehr über jede Mama, die dank des Stillvorbereitungskurses zu Beginn ihrer Stillzeit absolut Herrin über ihren Stillbeginn ist und dann auch ihre Ratgeber sehr weise wählt (–> http://www.mama-baby-vision.de/stillvorbereitungskurs )

      Danke für deine Wortmeldung – alles Gute für dich.
      ~Tabea

  • Ich möchte ganz schnell einen Kommentar zu den Still-BHs abgeben: Finger weg von wattierten BHs! Ich mag die normalerweise auch lieber, aber ganz ehrlich: Beim stillen sind sie dir und deinem Baby nur im Weg (ich spreche leider aus Erfahrung, weil ich da auch einen Fehlkauf getan habe)!

    Was ich hingegen empfehlen kann: Ich habe mir den 2er Pack Still-BHs vom C&A (€19) zugelegt und bin damit super zufrieden! Keine Bügel und nix was sonst drückt.
    Nachdem mein Unterbrustumfang stärker gewachsen ist als meine Brüste, habe ich mir mit einer BH-Verlängerung (gibts schon um ein paar Euro) geholfen.

    Lg,
    Michaela

  • Hallo,
    Ich schaffe es nicht dein e-book herunter zu laden, der Link geht immer wieder auf den Artikel.
    Ich suche nach weiteren Tipp für Frühchen und Zwillingen… meine werden wohl in 34+4 kommen, da mono mono, aber können vielleicht noch nicht eigenständig saugen. Ich würde aber gerne auf jeden Fall so schnell wie möglich stillen.
    Was rätst du?
    Bei der großen gings die ersten 6 Wochen nur mit stillen und pumpen/Fläschen Kombi, danach nur Brust.
    Vielen Dank, Nathalie

    • Liebe Nathalie,
      speziell zum Frühchen Stillen habe ich bisher nichts geschrieben – wende dich am Besten an die IBCLC in eurer behandelnden Kinderklinik und finde heraus ob sie vor Ort mit jemandem kooperiert oder im Rahmen der Vorbereitung bereits für Stillberatung verfügbar ist.

      Wenn du gerne meine Unterstützung haben möchtest, findest du meinen (allgemein gehaltenen, nicht auf FG spezialisierten) Kurs zum Abpumpen. In der Neonatologie hatte ich recht häufig auch mit dem Abpumpen für Frühchen zu tun, es war nur bisher kein Thema im Stillclub – aber ich bin bereit gerne auf alle nach und nach aufkommenden Fragen zu antworten, wenn du magst.

      Du findest den Stillclub noch offen bis zum 01.08.2021 und danach ist er mehrere Wochen geschlossen. Falls dich meine Nachricht zu spät erreicht, melde dich sehr gern nochmal bei mir.

      Lg
      Tabea

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