Eine völlig fremde Frau bei der Geburt dabei haben?

Wieso das?

Reicht es nicht, wenn du deinen Partner, deine eigene Mutter oder eine Freundin an deiner Seite hast? Schließlich begleitet dich doch die Hebamme unter der Geburt! Oder!?

Leider kann aber genau diese durchgängige Betreuung vor allem in Kliniken nicht immer gewährleistet werden.

Natürlich tut sie ihr Möglichstes – aber wer kann schon vorausahnen, wie viele Geburten zum gleichen Zeitpunkt stattfinden. Da kannst du das Glück haben und in den Genuss einer 1:1-Betreuung zu kommen oder parallel Gebärende und Schichtwechsel mischen den Geburtsverlauf auf.

Dein Partner bleibt natürlich an deiner Seite. Meistens. Doch vielleicht dauert die Geburt auch etwas länger. Vielleicht braucht auch er einmal eine Verschaufpause.

Früher gehörten die erfahrenen Frauen ganz ohne Frage zum Geburts-Setting dazu und sorgten auch nach der Geburt für die Mutter.

Die heutige Form der Begleitung durch eine geburtserfahrene Frau ist einem Zufallsbefund in einer Studie zu verdanken. Sie ist die Wiederentdeckung dieser engen Art der Geburtsbegleitung.

In der erwähnten Studie hatten die gebärenden Studienteilnehmerinnen der Gruppe mit einem intensiven Kontakt zur Studienleiterin während der Geburt den geringsten Verbrauch von Schmerzmitteln und die niedrigste Kaiserschnittrate.

Daraus entwickelte sich ein Konzept und die Weitergabe des Wissens um eine liebevolle, enge Geburtsbegleitung als Doula.

Um herauszufinden, wie dir eine Doula unter der Geburt helfen kann, habe ich den Kontakt gesucht und bin mit meinen Fragen auf offene Ohren gestoßen.

doula-münchen-bolzClaudia Bolz lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München. Sie ist die Doula (sprich: „dula“) hinter CaringBirth und begleitet Frauen die ihr Baby in München auf die Welt bringen möchten. Als Doula kommt sie mit zur Geburt und begleitet auf Wunsch die natürliche Geburt oder den Kaiserschnitt im Münchener Raum.

 

Mama-Baby-Vision: Kritische Stimmen sagen, dass Doulas ggf. gelangweilte Hausfrauen seien, die sich etwas dazu verdienen wollen und dass dies nur eine teure Leistung für finanziell gut gestellte Familien sei.

Was sagst du dazu?

doula geburtClaudia Bolz: “Es stimmt, dass eine Doula-Begleitung in Deutschland nicht von den Krankenkassen übernommen wird und somit leider eine reine Privatleistung ist. Allerdings bedeutet dies nicht, dass nur gut gestellte Familien sich eine Doula leisten können. Jeder Doula steht frei, wieviel sie für eine Geburtsbegleitung nimmt. Bei finanziell schwächer gestellten Familien besteht z.B. die Möglichkeit über den Verein Doulas in Deutschland eine ehrenamtliche Begleitung zu beantragen – der Verein übernimmt dann einen Teil der Kosten.

Ich kann jetzt nur für mich sprechen, aber eine Geburtsbegleitung ist für mich mehr eine Berufung denn ein Beruf. Mein Leben mit drei kleinen Kindern ist sicher alles andere als langweilig und gerade die Zeit der Rufbereitschaft kostet sehr viel Kraft und Ressourcen – oder eine sehr lange Geburt, da finde ich es selbstverständlich, mir diese Zeit auch angemessen bezahlen zu lassen. Ausserdem bilde ich mich stets weiter und dieses Wissen kommt meinen Klientinnen ja zu Gute.”

 

Mama-Baby-Vision: Wie ist eine fundierte Ausbildung von Doulas gewährleistet? Wer prüft das und was muss eine Doula nachweisen können?

Claudia Bolz: “In Deutschland kann man sich, soweit ich weiss, entweder über die GfG oder bei Melanie Schöne, Leiterin der Doulas in Deutschland (in Kooperation mit DONA) ausbilden lassen.

Ich habe meine Ausbildung und Zertifizierung direkt über DONA (Doulas Of North America) gemacht und weiss von der Ausbildung in Deutschland auch nur das, was auf den Websites von DiD bzw. GfG zu finden ist.

Die Ausbildung bzw. Zertifizierung über DONA war sehr aufwändig geregelt und hat ca. 2 Jahre benötigt. Neben einem 3-tägigen DONA-geprüften Workshop musste ich u. a. 15 Stunden Wehensupport nachweisen (in mind. 3 Geburten, wobei der Support erst ab 4 cm Muttermundsöffnung galt), Unterschriften und schriftliches Feedback von Müttern, Hebammen und Ärzten nachweisen, Geburtsberichte schreiben, diverse Bücher lesen, eine mehrseitige Referenzliste schreiben und zwei Personen (eine Mutter/Klientin und eine andere Person aus der Geburtszene) als Referenz angeben, sowie natürlich Mitglied bei DONA sein.

Das gesamte eingereichte Material wurde sehr intensiv geprüft, meine beiden Referenzpersonen wurden angerufen und über mich ausgefragt. Zu guter Letzt bekam ich ein 3 Jahre gültiges Zertifikat und darf die Initialen CD (DONA) hinter meinem Namen aufführen.”

 

Mama-Baby-Vision: Was genau nutzt es mir als werdende Eltern, wenn ich die Begleitung durch eine Doula wähle?

Claudia Bolz: “Die Eltern können sich ganz auf sich konzentrieren, den Kopf frei machen und sich in die Geburt fallen lassen. Sie werden in vorgeburtlichen Treffen und auch während der Geburt umfassend informiert. Die Doula ist eine bekannte Person und sie ist kontinuierlich an der Seite des Paares, das schafft eine warme, vertrauensvolle Stimmung.

In den meisten Fällen wird eine begleitete Geburt als positiv und schön in Erinnerung behalten. Die Eltern fühlen sich zu keinem Zeitpunkt allein gelassen oder hilflos dem medizinischen Personal ausgeliefert.”

 

Mama-Baby-Vision: Wie profitieren Väter von der Doula-Begleitung … oder werden diese dadurch wieder wie früher aus dem Geburtsgeschehen hinausgedrängt?

Claudia Bolz: “Absolut nicht, durch die Doula-Begleitung werden sie aktiv IN das Geburtsgeschehen mit einbezogen!

Viele Väter profitieren von einer Begleitung, sie fühlen sich entlastet, können sich ohne schlechtes Gewissen auch mal eine Pause gönnen und wissen ihre Partnerin immer in guten Händen. Eine Doula leitet den Partner an, wo und wie er seine Frau am Besten unterstützen und ihr helfen kann. Sie sorgt dafür, dass das Geburtserlebnis für alle in (möglichst) angenehmer Erinnerung bleibt.”

 

Mama-Baby-Vision: Manche Kliniken erlauben nur eine Begleitperson – wie regelt man sowas?

Claudia Bolz: “Ich denke, dass ist eher der Ausnahmefall, mir persönlich ist es noch nicht passiert. Ich weiss jedoch von einer Klinik, dass der Leiter der Geburtshilfe keine Doulas mag. Frauen, die gerne in dieser Klinik entbinden wollen, sage ich dann gleich, dass ich dort nicht offiziell als Doula auftreten möchte.

Optimalerweise gibt es in solchen Fällen dann noch eine andere Geburtsklinik in der Nähe oder ich begleite die Frauen als beste Freundin oder Übersetzerin.”

 

Mama-Baby-Vision: Und wie reagiert das Personal in Kliniken auf dich als Doula? Mit welchen Reaktionen habe ich als Frau zu rechnen, wenn ich mitteile, dass außer meinem Mann noch eine “Doula” mitkommen wird zur Geburt?

Claudia Bolz: “Das ist noch recht unterschiedlich, von einem ‘Nein, SOWAS erlauben wir hier nicht’ bis zu ‘Super, wir freuen uns’ war schon alles dabei.

Ich bitte alle meine Klientinnen auf alle Fälle vor der Geburt das Thema mit dem Klinikpersonal zu besprechen bzw. im Geburtsplan zu erwähnen, dass eine Doula dabei sein wird. Manche Hebammen hatten noch nie Kontakt mit einer Doula, andere haben schon häufiger mit einer zusammen gearbeitet.

Bisher habe ich noch keine gravierenden Probleme erlebt und viele Hebammen haben sich bei mir nach der Geburt für die tolle Unterstützung und Hilfe bedankt – selbst wenn sie mir anfangs zweifelnd gegenüber standen.

 

Mama-Baby-Vision: Wenn ein Paar gerade nachdenkt darüber mit einer Doula Kontakt aufzunehmen, sich aber jedoch noch nicht sicher ist – was rätst du denen?

Claudia Bolz: Fragen kostet nichts 😉

Und nur durch eine Kontaktaufnahme verpflichtet man sich zu nichts. Die meisten Doulas haben mittlerweile eine Homepage, dort kann man sich erstmal informieren und ungestört stöbern.

Viele Fragen können dann sicher in einem persönlichen Gespräch geklärt werden – per email oder am Telefon. Ein erstes Treffen ist für gewöhnlich unverbindlich und kostenlos. Danach kann frau immer noch ihrem Bauchgefühl folgen und sich entscheiden.

 

Herzlichen Dank, liebe Claudia, für die interessanten Einblicke in deine Erfahrungen und in die Ausbildung die für eine gute Doula-Begleitung so wichtig ist.

Vielen Frauen ist es heute wichtig ihre Selbstbestimmung auch während der Geburt zu behalten und eine kontinuierliche Betreuung zu erfahren während sie gebären. Manchmal scheitert es dabei an Klinikroutinen, Schichtwechseln oder anderen Aspekten.

Fazit.

Entscheidest du dich dennoch für die Klinik als Entbindungsort?

Dann kann dir dort – und natürlich auch an allen anderen Geburtsorten – die Doula deines Vertrauens helfen zu verstehen, wenn medizinische Aufklärungen nicht sofort verständlich für dich waren. Sie kann dir helfen, weitere Erklärungen zu erhalten – so wie du das brauchst. Ebenso kann sie deinen Partner in aller Ruhe anleiten helfende Massagegriffe bei den Wehen anzuwenden oder einfach die kontinuierliche Person sein die dich, wie eine gute, geburtserfahrene Freundin durch die Geburt begleitet.

Die Arbeit von Claudia Bolz, Doula in München, kann man auch auf ihrer Facebook-Seite rund um die Doula-Geburtsbegleitung verfolgen.

Hast du eine Frage, rund um die Geburtsbegleitung durch eine Doula? Dann schreib sie einfach in die Kommentare 😀

Alles Liebe und bis bald,
~Tabea

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein
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