Schwangerschaft & Geburt
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Sollten (werdende) Mamas wirklich weniger lesen und mehr aufs Bauchgefühl hören!?

Lesen oder aufs Bauchgefühl hören
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Mamas können es nur falsch machen. Oder?

Gerade habe ich einige Beobachtungen gemacht in meiner Community und fühlte mich zurückversetzt nach 2015.

Mein Sohn war etwa 1,5 Jahre alt, als wir eine Reise an unseren alten Wohnort machten. Wir begleiteten den Papa, der noch einige Formalien mit seinem vorangegangenen Arbeitgeber klären musste und nutzten die Gelegenheit für einen kleinen Urlaub.

Durch die beruflichen Termine hatten wir einige Zeit ohne Papa, die wir in einem netten Elterncafe verbrachten. Spielfläche für die Kinder – Frühstück für die Mamis. Perfekt!

“Die jungen Mütter heutzutage lesen zu viel im Internet”

Dabei kam es dazu, dass ich ein Gespräch unter den Leitungen mitbekam. Es ging darum, dass die jungen Mütter viel zu viel im Internet lesen würden.

Mein ganzes Leben habe ich im Internet verbracht. Gefühlt. Zwar war ich kein wirklicher early adopter, aber seit meiner Au-Pair-Zeit in England nutzte ich das Internet intensiv. Sowohl für den sozialen Austausch mit alten und neuen Kontakten, als auch für Recherche.

2015 war also das passiert, was ich schon vorher als Problem wahrgenommen hatte.

Alter Wein in neuen Schläuchen sozusagen.

Schon früher hatte ich Fachpersonal darüber sprechen hören, dass junge Mütter zu viel lesen würden. Diese Überzeugung konnte ich häufig in der Klinik hören, wo es natürlich um die Mamis ging, die ein Elternbuch auf dem Nachtkasten liegen hatten.

“Lies nicht so viel!”

Prinzipiell eine gute Idee, oder?

Die Überzeugung sich nicht durch lesen vom eigenen Bauchgefühl ablenken zu lassen: find ich super!

Bauchgefühl ist genial!

Doch sprechen wir Tacheles: Der Umgang mit einem Baby überschreitet häufig unser Bauchgefühl.

Oft haben wir unser Bauchgefühl in unserem vorangegangenen Leben kaum trainieren können. Der Umgang mit Babys passiert viel in den eigenen 4 Wänden. Zumindest all die Dinge die den Alltag betreffen.

Also tun wir das, was wir können, so lange das Baby noch nicht da ist oder sobald wir ratlos sind: wir lesen nach.

Ebenso können wir natürlich Familienmitglieder befragen, die bereits Kinder haben – oder Experten. Jede Mama macht das ein wenig anders. Eben nach Bauchgefühl 😉

Natürlich. Wenn wir anfangen zu lesen, kann es sein, dass wir mehr Informationen bekommen, als wir erwartet haben. Oder verwirrende Informationen. Überfordernde Informationen.

Kann sein!

Dann ist Selbstschutz angesagt.

Reduktion.

“Hör auf dein Bauchgefühl!”

Lesen ist trotz allem nicht immer die Lösung für alles.

Wo immer du dein Bauchgefühl spürst: Trau ihm erstmal!

Es kommt ja irgendwo her.

Das ist meine Überzeugung! Viele Mamas in meiner Beratung sind bei mir gelandet, weil ihr Bauchgefühl rebelliert hat.

Doch was passiert landläufig, wenn dein Bauchgefühl rebelliert?

DANN kommen wieder Menschen, die dir dein Bauchgefühl absprechen.

Ich beobachte das immer wieder: Dein Bauchgefühl sagt dir, dass…

  • deine Milch nicht reicht
  • dein Baby am liebsten im Körperkontakt schläft
  • dass Einschlafstillen super klappt
  • dass dein Baby eine “Auffälligkeit” hat

Seh ich ständig – aktuell bei Vanessa aus meiner Community. Ihr ist eine kleine Besonderheit an ihrem Baby aufgefallen. Das ist nicht ihr erstes Baby und tatsächlich hat sie dabei eine Besonderheit entdeckt, die ein frühes Hinweiszeichen auf eine eingeschränkte Zungenfunktion oder ein verkürztes Zungenband sein kann.

Doch was passiert?

“Alle” tun es ab. Wird schon nicht sein. Die Schwestern auf Wochenstation, die sie fragte. Ebenso ihre Hebamme. Menschen aus der Familie und auch andere Frauen.

Alle diese Menschen tun das, ohne überhaupt in Betracht zu ziehen genauer hinzuhorchen. Oder zu fragen.

Ja na klar – es kann sein, dass dieses Baby einfach eine Besonderheit hat. Doch gerade als Gesundheitspersonal sollten wir genauer hinsehen. Die Sorgen und das Bauchgefühl von Müttern ernst nehmen.

Es nervt!

Weisst du…. mich nervt das wirklich!

Und mich nervt nicht, dass du vielleicht ein Mensch bist, der total intuitiv agiert und das für sich so entscheidet. Oder ein Mensch der Pläne braucht.

Die Übeltäter sind in meiner Erfahrung: Frauen. Frauen die sich gegenseitig bewerten. Zumindest zu 90%. Frauen die aus Fachsicht das Gefühl einer Mama abtun oder aus persönlicher Ansicht.

Ja – das mit den Übeltätern mein ich echt so.

Denn es ist einfach kacke, wenn einer jungen Mama ständig hineingeredet wird und sie es niemandem Recht machen kann. Zu einer Zeit, wo sie vielleicht noch das Gefühl hat, sie sollte es Menschen recht machen. Muss sie nicht – das weiss ich auch. Aber das Gefühl, dass es hinterlässt weder nachlesen zu sollen noch auf das Bauchgefühl achten zu sollen ist einfach so blöd!

Letztlich geht das auch schon in der Schwangerschaft los – egal ob bei der Wahl des Geburtsortes, der Geburtsart oder der Entscheidungen, die man für das Baby so überlegt.

Bist du auch so eine?

Oder: Was kannst du tun, damit sich mein Aufreger nicht gegen dich richtet.

Tendierst du auch dazu, andere bestärken zu wollen? Dann hör auf zu sagen “da wird schon nicht sein” oder irgendwas in die Richtung.

Stattdessen: Interessier dich. Ehrlich!

“Oh spannend. Wo hast du das gelesen? Was bedeutet das für dich und dein Baby? Wie machst du das? Geht es dir gut damit? Fühlt sich das gut an?”

Oder wenn eine Mama erzählt, dass sie hin- und hergerissen ist, was nun das richtige ist, verweise ich so gern auf einen Tipp, den ich einmal von Isabel Falconer bekommen habe. “Überlege dir: Was sagt dein Kopf, was sagt dein Herz und was sagt dein Bauch.”

Genau diese Aufgabe gab ich diese Woche auch Christina in meiner Community. Sie schrieb mir zurück: “Der Kopf sagt was anderes, als Herz und Bauch.” Also forderte ich sie auf: “Finde heraus warum und ob er Recht hat.” Genau das tat sie und et voila: die Stimmen im Kopf waren Stimmen von anderen.

Wenn wir als junge Mamas mit einem Thema anfangen, denken wir häufig, dass wir die Erfahrung anderer hören wollen. Häufig hilft es uns aber mehr, wenn UNS jemand zuhört. Vielleicht zum ersten Mal.

Deshalb hast du gute Chancen mit zuhören und nachfragen mehr zu helfen, als mit deiner persönlichen Erfahrung. Diese wird immer einer anderen Situation entsprungen sein.

Bauchgefühl-Wissen-Balance

Du weisst nicht, ob du selbst zu viel liest? Oder ob dein Bauchgefühl oder die Stimmen in deinem Kopf / von außen stimmen?

Frage dich selbst, was dir gerade gut tut. Lies so viel du möchtest. So viel dir gut tut. Bei den Authoren, die dir gut tun.

Wenn du ein Thema kontrovers abklopfen willst, lies kontroverse Stimmen.

Wenn du gerade Sicherheit suchst und bei dir selbst nicht findest: wähle Autoren und Ratgeber, die sich für dich bewährt haben und deren Werte mit deinen übereinstimmen.

Es wird immer jemanden geben, der meckert. Das war bei Büchern so, beim Lesen im ominösen “Internet”, in “Foren” und heute bei Social Media.

Lies so viel wie es für dich passt, sag ich.

UND hör auf dein Bauchgefühl. Je mehr du es nutzt, desto besser kann es wachsen und gedeihen. Umso mehr Situationen sammelst du, bei denen du Sicherheit gewinnen kannst, weil du in die ein Abgleichsystem schaffst, mit dem du dir und euch gut tun kannst.

Ich bin mir sicher: Du findest deinen ausgewogenen Weg.

Alles Liebe,
Deine Tabea

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein