Lena überlegt eine Stillberaterin zu suchen. Sie fühlt sich nicht gut. Das Stillen verursacht nicht nur Schmerzen, sondern auch Verletzungen.
Doch etwas hält sie davon ab.
Die Scham wieder und wieder um Stillhilfe zu bitten
Sie hatte die zuständige Schwester im Frühdienst schon so oft um Hilfe geklingelt. Bestimmt würden die Schwestern bereits über sie reden.
Tim war Lenas erstes Kind und ihr Mann kann nur abends zum Besuch kommen. Dann ist gerade Übergabe im Schwesternzimmer. Er will nicht stören.
Die Schmerzen an der Brustwarze bleiben
Nachdem der Papa für die Nacht nach Hause gegangen ist, ist auch Tim endlich eingeschlafen. Nach Stunden ständigen Stillens und Herumgetragen werdens. Und: Lenas Brustwarzen tun einfach so schrecklich weh.
Die zuständige Hebamme stellt sich in der ersten Nachtdienstrunde bei Lena vor. Sie erinnert Lena daran, dass sie sich nachts melden solle, wenn Tim wach würde. Er sollte – wie jede Nacht in dieser Klinik üblich – gewogen werden.
Vom Stillen sagte sie nichts.
Lena erzählt von ihren Schmerzen und bekam eine Salbe, die sie nun auftragen sollte.
Zu viel Gewicht verloren – Zufüttern sagt die Schwester
Beim nächtlichen Wiegen dann der Schock.
Tim hatte zu viel Gewicht verloren! Bei der Geburt hatte er 3800 Gramm gewogen und jetzt nur noch 3550 Gramm. Kein Wunder dass er so gewimmert hatte am Abend.
Er hatte einfach Hunger gehabt!
Die Nachtschwester drückte ihr ein vorbereitetes, bereits angewärmtes Fläschchen in die Hand und einen verpackten Sauger. Sie solle jetzt gleich zufüttern, denn wenn morgen der Kinderarzt die Untersuchung machen würde, könnten Lena und Tim nicht entlassen werden.
Vom Fläschchen trinkt er fast die Hälfte. Und pennt den Rest der Nacht.
Danach geht gott-sei-dank alles gut.
Der Kinderarzt ist am Morgen völlig entspannt und nach den fälligen Untersuchungen darf die kleine Familie die Koffer packen und die Heimreise antreten.
Wegen all dem Trubel hat sich niemand mehr zum Anlegen finden lassen. Das tut weiterhin weh. Es hatte sogar ein wenig geblutet.
Die Milch reicht nicht und das Stillen tut weh
In den nächsten Wochen geht das Stillen mal besser mal schlechter. Abends bekommt Tim nun immer ein Fläschchen.
Die Verletzungen an den Brustwarzen waren den einen Tag besser, dann mal wieder schlechter. Alle Hausmittelchen, die Lena von ihrer Hebamme empfohlen bekommen hat, sind nun ausgeschöpft. Sie hatten keine wirkliche Veränderung gebracht.
Irgendwann geht Lena dann auch mal in einem Stilltreff den die Klinik angeboten hatte. Danach klappt es auch eine Weile das Fläschchen wegzulassen. Eine extrem anstrengende Zeit.
Und rückblickend eine wirklich blöde Entscheidung.
Tim war zwar zufrieden, aber der Kinderarzt wies einige Zeit später darauf hin, dass sie nun mit Beikost anfangen müssten, weil die Muttermilch nicht mehr reichen würde. Lena vermutet, dass sie doch zu wenig Milch hatte und kontaktiert nun eine Stillberatung in der Hoffnung, dass sie doch noch weiter voll stillen könnte.
Und vielleicht würden die Schmerzen ein wenig weniger.
…
Warum erzähle ich dir diese Geschichte.
Die Geschichte von Lena ist nicht exakt so passiert. Und doch spiegelt sich in Lenas Erfahrung der rote Faden, den ich wieder und wieder von Mamas erzählt bekomme.
Bei ihr sind viele Tipps & Beratungssituationen einfach völlig schräg gelaufen. Eine ungenügende Stillhilfe zum Beginn, alt hergebrachte Hausmittel statt modernem Wundmanagement und Ursachenbehebung. Und dann die ständige Sorge um das Gewicht, das – hätte man genau geschaut – niemals auch nur annähernd Grund zur Sorge hätte geben müssen – im Fall von Tim.
Meistens melden sich die Mamas für die Stillberatung nach 6-10 Wochen der Stillzeit, weil sie einfach nicht mehr weiter wissen.
Andere beißen sich bis in die Beikostzeit durch. Mit der Hoffnung, dass die Schmerzen mit dem selteneren Stillen nochmal besser würden.
Immer wenn wir uns in der Beratung dann unterhalten
- gab es zuvor viele Tipps, die alle ein paar Tage ausprobiert wurden, ohne dass sie nachhaltig etwas veränderten
- war medizinisches Personal involviert, welches zu wenig Zeit für Stillberatung hatte oder zu schlecht in Sachen Stillberatung ausgebildet war
- sind die Mamas unglaublich zäh und halten Schmerzen und Verletzungen bis weit über ihre Grenzen aus
- wurde zu lange nicht an eine qualifizierte IBCLC Stillberatung gedacht oder es wurde die Investition gescheut
So kannst du erkennen, ob es Zeit ist eine Stillberaterin zu suchen
Meistens erlebe ich im Vorgespräch zur Stillberatung, dass bereits lange gewartet wurde, ehe ich hinzugezogen werde.
Das hat ganz unterschiedliche Gründe. Individuelle Gründe.
Parallel führt dazu immer noch, dass das Vertrauen in unser Gesundheitswesen immer noch sehr hoch ist. Doch das ist nur noch teilweise berechtigt.
Dort wo es in spezialisierten Fachartzpraxen und Therapiezentren lange Wartelisten gibt, kommt an es anderen Stellen zu permanenter Unterbesetzung mit Personal.
Deshalb bekommst du heute von mir eine Zusammenfassung von Hinweisen, wann und bei wem du im Einzelfall schnellstmögliche Stillhilfe bekommst!
8 Situationen in denen du eine zusätzliche Stillberatung suchen musst, wenn du weiter Stillen möchtest
1. Wenn dein Baby am ersten Lebenstag kaum oder nicht stillen möchte
In der Bondingzeit während dein Baby innerhalb der 2 Stunden nach der Geburt bei dir liegt, ist zu erwarten, dass es sich sein erstes Stillpäuschen gönnt.
Sollte das nicht der Fall sein und dein Baby auch keine Anstalten machen sich da unterstützen lassen zu wollen, solltet ihr noch im Kreissaal eine erste Portion von der Menge 1/2-1 TL Kolostrum von Hand entleeren. Dann kann das deinem Baby mit dem Löffel gefüttert werden.
Auch in den nächsten 24 Stunden ist zu erwarten, dass dein Baby Schlafphasen von maximal 3-4 Stunden hat.
Ist dein Baby sehr verschlafen, ist euer Stillbeginn daher verzögert. Das kann zu Stillproblemen und zu medizinischen Problemen wie einer Gelbsucht führen.
Frage sehr konkret nach dem Dienstbeginn und einer Visite durch die im Team arbeitende IBCLC-Stillberaterin. Erfrage auch ihren Namen, um dich eine Stunde nach ihrem Dienstbeginn erneut nach ihr zu erkundigen. Das ist wichtig, denn du hast nur ein Zeitfenster von ca. 7 Stunden um sie zu Rate zu ziehen und sie wird auch regulär andere Mamas betreuen.
Lass – so lange du selbst nicht mobil bist oder beschäftigt bist – auch gerne deinen Partner oder eine dir vertraute Person nachdrücklich um die Visite durch die IBCLC-Stillberaterin bitten.
2. Wenn du Verletzungen an der Brustwarze hast, ist es Zeit eine Stillberaterin zu suchen
…und du mit Hausmittelchen hingehalten wirst.
Verletzungen, die beim Stillen entstanden sind, haben höchste Warn-Hinweis-Stufe.
So lange du in der Klinik bist, kannst du umgehend ein Gespräch mit der dort im Idealfall angestellten IBCLC-Stillberaterin anmelden. Möglicherweise ist sie selbst gerade nicht im Dienst und eine stillberatungserfahrene Kollegin muss einspringen.
Eine ausführliche Besprechung deiner Stillposition und eine ununterbrochene Begleitung über den Verlauf einer gesamten Stillmahlzeit sind dafür notwendig.
Außerdem kannst du die Qualität daran erkennen, ob mit dir ein fundiertes Wundmanagement besprochen wird.
3. Wenn dein Baby 7% Gewicht verloren hat, such dir eine Stillberaterin
Nach der Geburt verliert dein Baby an Gewicht.
DAS ist völlig normal!
Bei einer natürlichen Geburt, bei der keine Infusionen zum Einsatz kamen, liegt der zu erwartende Gewichtsverlust bei 7% und stoppt dann. Anschließend bleibt das Gewicht meist 2-3 Tage auf diesem tiefen Niveau, ehe es wieder steigt.
Manchmal sinkt das Gewicht auch weiter.
Das ist erstmal NICHT besorgniserregend.
Doch bereits bei 7% das Stillmanagement, das Anlegen und die Verteilung der Stillmahlzeiten über den Tag zu besprechen, sorgt für einen Sicherheits-Puffer.
So können Gründe, die das Stillen oder deine Milchproduktion erschweren frühzeitig erkannt werden.
Es ist dazu notwendig, dass mit dir noch einmal deine bisher eingenommenen Medikamente und deine Krankengeschichte durchgegangen werden. Ebenso deine Kinderwunsch- und Schwangerschaftszeit, sowie die Geburt sollten besprochen werden.
Bei der ununterbrochenen Beobachtung einer Stillmahlzeit können die Qualität des Schluckens und Anlegens deines Babys beobachtet werden.
Eine so ausführliche Stillberatung ist im klinischen Kontext nur selten eingeplant und meist nur an sehr belegungsschwachen Tagen zu leisten. Wenn dir keine inhouse-Stillberatung zur Verfügung gestellt werden kann, bitte ruhig vor Ort um Kontakte zu einer IBCLC Stillberaterin, die im Umkreis tätig ist und kontaktiere sie frühzeitig.
4. Wenn das Stillen Schmerzen verursacht, kann dir eine Stillberatung helfen
Immer noch wird vermittelt, dass es völlig normal sei, dass Stillen zu beginn schmerzt.
Und es ist wahr!
Viele Frauen erleben eine schmerzhafte Anfangsphase.
Schmerzen werden darüber hinaus ja völlig unterschiedlich erlebt.
Umso gefährlicher also, diese Schmerzen auszuhalten. Denn wenn du so tough bist, wie die meisten Frauen die ich kennengelernt habe, dann wird die die normale Sensitivität nicht von den Socken hauen.
Woran merkst du also, dass die Schmerzen mehr sind als “nur” eine anfängliche Hautirritation durch die neue Belastung der deine Brustwarzen ausgesetzt sind?
- Das Stillen tut über das Ansaugen hinaus und während der gesamten Stillmahlzeit weh
- Die Brustwarzen schmerzen auch zwischen den Mahlzeiten
- Die Brustwarzen schmerzen nachts mehr wie tags
- Die Brustwarzen schmerzen als würden Blitze hineinschießen
- Das Stillen sticht tief in der Brust an einer einzigen Stelle auf die du mit dem Finger zeigen kannst, wenige Momente – Minuten nach dem Beginn des Stillens
- Du während dem Stillen Schnalzgeräusche bei deinem Baby hörst oder fühlst, wie seine Zunge abrutscht
Und natürlich, wie oben schon genannt, wenn neben den Schmerzen auch noch eine Verletzung entstanden ist.
Die Lösung dieser Stillprobleme ist NICHT die Verordnung eines Stillhütchens, sondern korrekterweise wird hier zuerst nach den Ursachen gesucht.
Gerade wenn bereits Verletzungen entstanden sind, können Stillhütchen durch die Milch-Löcher eines Stillhütchens, die falsch angepasste Größe oder das falsche Aufsetzen zusätzliche Stillprobleme verursachen.
Auch bei Schmerzen kann sowohl eine Korrektur der Anlegetechik die notwendige Maßnahme sein, als auch das Lösen vieler anderer möglicher Ursachen. Diese werden im Rahmen von detaillierter Anamnese und Stillbeobachtung meist innerhalb einiger Sitzungen entdeckt.
5. Wenn dein Baby mehr als 10% Gewicht verloren hat, ist eine Stillberatung immer noch hilfreich
Die Gewichtsabnahme deines Babys ist höher, je weniger Zeit für zusätzliche Ausbildung & für die einzelne Mama vorhanden ist.
Bei 10% Gewichtsabnahme steht in den meisten Fällen längst ein Arzt, eine Schwester oder eine Hebamme mit irgendeiner Flüssigkeit zum Zufüttern in der Tür.
Doch das löst euer Problem erstmal nicht.
Klar – das Wichtigste ist doch die Versorgung deines Babys!
Oder?
Oder vielleicht doch seine Gesundheit?
Eine einmalige Gabe von Ersatznahrung jeglicher Art ist noch Wochen später im Darm nachweisbar. Es verändert den Körper und seinen Stoffwechsel.
Deshalb weiter oben die Empfehlung bereits frühzeitig eine IBCLC-Stillberaterin hinzuzuziehen, die sich die Zeit nimmt mit euch detailliert zu besprechen, wie ihr das gewonnene Zeitfenster nutzt, um Muttermilch in ausreichender Menge für dein Baby bereitzustellen.
Darüber hinaus gibt es Sonderregeln für die Gewichtsentwicklung nach Kaiserschnitt oder Geburtseinleitung, oder wenn unter der Geburt aus anderen Gründen Infusionen gegeben wurden. Diese Babys nehmen meist mehr ab, weil sie die zusätzliche Flüssigkeit noch ausscheiden müssen und brauchen zudem häufiger intensivere Unterstützung am Stillbeginn.
6. Wenn dein Baby beim Stillen schnalzt, such dir eine Stillberaterin, die mit dir herausfindet warum!
Hörst du dein Baby beim Stillen wieder und wieder schnalzen, geht das meist auch mit Schmerzen oder Verletzungen einher.
Muss aber nicht.
Dennoch ein Warnsignal dafür, dass dein Baby während der Stillmahlzeit das Vakuum, das es für eine gute Entleerung der Brust benötigt immer wieder verliert.
So kann es leicht sein, dass dein Baby zu wenig trinkt.
In der Stillberatung kannst du herausfinden, ob es in der Anlegetechnik Verbesserungbedarf gibt, oder ob anatomische Besonderheiten zum schnalzen führen.
7. Wenn dein Baby 10 Tage nach der Geburt sein Geburtsgewicht noch nicht wieder erreicht hat, ist das dein Signal für die Notwendigkeit einer Stillberatung
…spricht es dafür, dass etwas mit dem Stillen gehörig schief geht.
Ich habe von Hebammen & Kinderärzten gehört, die sehr entspannt bis zu 21 Tage auf das Wieder-Erreichen des Geburtsgewichtes warten.
Das ist in vielerlei Hinsicht ein Wagnis.
- Es gefährdet die gesunde Entwicklung deines Babys
- Es gefährdet deine Milchproduktion
- Es gefährdet eure Stillbeziehung
- Es gefährdet den natürlichen Stoffwechsel deines Babys
Die Richtlinie zum Wieder-Erreichen des Geburtsgewichtes sind 10 bis max. 14 Lebenstage nach der Geburt. Ein Zeitfenster das völlig ausreicht, wenn der Stillstart von selbst gut gelingt oder gut begleitet wurde.
Dazu ist es notwendig frühe Warnzeichen zu erkennen, sonst kann es unumgänglich werden auf das Füttern von Ersatznahrung zurückzugreifen. Bis dein Baby wieder genügend Kraft hat das Stillen zu meistern.
8. Wenn du vor einem Stillproblem stehst – in der Stillberatung finden wir eine Lösung
Es ist völlig egal, ob es sich dabei um riesige, harte Dolly-Buster-Brüste wegen einer überschießenden Lymphschwellung im Milcheinschuss handelt (häufig bei schlechter Stillbegleitung und nach Kaiserschnitt) oder einfach um ein Problem beim Handling während dem Anlegen.
Es ist auch egal, ob du noch in der Klinik, zu Hause oder erneut wegen einer Komplikation in der Klinik bist.
Durch die Stillberatung online kannst du mich von überall aus kontaktieren und ich werde dir helfen, das Stillproblem mit dir gemeinsam aus deinem Leben zu schaffen.
Und immer, wenn du dich unsicher in der Stillbeziehung fühlst
In unser Generation haben wir noch immer selten erlebt, dass wir eine andere Frau vor uns selbst erfolgreich und problemlos haben Stillen sehen.
Viele Fragen und Unsicherheiten tun sich auch im Verlauf der Stillzeit mit Entwicklungsschüben, dem Zahnen, einer Umstellung der Schlafgewohnheiten oder einer Änderung der Lebensumstände auf. Bis hin zur Beikost und dem Wiedereinstieg in den Beruf.
Um jederzeit ein offenes Ohr für deine ganz persönlichen Stillfragen zu bekommen, kannst du dich von mir durch die Stillzeit begleiten lassen. Mit der Still- und Entwicklungsbegleitung für Babys erstes Lebensjahr und darüber hinaus.
Bist du jedoch gerade Schwanger und überlegst, wie du dir das alles merken sollst? Ob du alles richtig machen wirst? Dann lege ich dir den Stillvorbereitungskurs online ans Herz, der schon vielen Frauen helfen durfte mutig und gestärkt in die Stillzeit zu starten. Und kleinen Hürden entspannt entgegenzusehen.
Hast du Fragen? Dann schreib mir einfach.
Alles Liebe und bis bald,
~Tabea
- Was ist der Milchspendereflex? - 23. Oktober 2024
- 16 geliebte Geschenke zur Geburt deines Babys - 25. August 2024
- 29 praktische Funktionen, die dir ein einfaches Mulltuch erfüllen kann - 2. August 2024