Das hübsche Bild eines zarten Babygesichtes ziert den Flur der Wochenbettstation.

Doch:

Was ist die gelegentlich bittere Wahrheit über den Alltag mit kleinem Baby?

Sie sind uns fremd.

Wir sind unbeholfen! Völlig überfordert. Von einem Baby!

Nix mit „babyleicht“…

Was ist normal?

Was bedeutet das?

und…

Was kannst du tun, um deinem Baby (und dir) zu helfen?

Am besten, du prüfst Vermutungen genau und lernst, was deine Beobachtungen tatsächlich bedeuten.

1. Vermutung: Dein Baby ist halb blind

Der Irrglaube, ein Baby würde kaum etwas sehen, wenn es auf die Welt kommt, ist inzwischen ausgeräumt!

Dein Baby sieht im Nahbereich bis ca. 20-30 cm sogar sehr gut!

Das ist übrigens genau der Abstand, den dein Baby beim Kuscheln, Stillen und Füttern von deinem Gesicht hat! So kann dein Baby also ganz genau sehen, wenn du es dabei anlächelst.

Es ist jedes Mal wieder faszinierend, ein Baby zu sehen, welches seine Mama mustert.

Du wirst es wissen – wenn dein Baby dich ansieht und ganz genau erkennt:

„Du bist meine Mama.“

Sprich ruhig mit deinem Baby – deine Stimme kennt es ja schon aus der Zeit in deinem Bauch. Jetzt kann es daran anknüpfen.

Sein Bild von dir vervollständigt sich immer mehr.

Hilf deinem Baby dabei, dich so oft wie möglich zu sehen. Beim Stillen kannst du ihm dein Gesicht zuwenden. Wenn es wach ist und nah bei dir liegen darf, kann es dich gut beobachten.

Dich und deine Mimik kennenzulernen, ist also ganz einfach.

So wird es immer vertrauter mit deinem Gesicht.

Zu viele Eindrücke verderben die Stimmung

Ebenso kann es sein, dass ihm die Eindrücke einmal zu viel werden.

Denen sind kleine Babys ausgesetzt:

  • In Blickrichtung gefahren oder getragen zu werden
  • Keinen Einfluss darauf zu haben, wer in das Körbchen oder den Kinderwagen hineinschaut
  • Unerwartetes Erscheinen von Objekten oder Gestalten in ihrem Blickfeld

Dann braucht es die Möglichkeit, sich abzuwenden!

Dein Baby kann noch nicht bewusst die Augen verschließen vor dieser Welt.

Immer wenn es zu dir gewendet ist, auf dir liegt oder zu dir blickend getragen wird, hat dein Baby die Chance sich von Eindrücken wegzudrehen. Sein Gesicht zu verstecken.

Diese Chance solltest du ihm so oft wie möglich lassen, damit es selbst helfen kann, sich vor Reizüberflutungen zu schützen.

2. Überraschung: Dein Baby will alle paar Minuten trinken

Kann es wirklich sein, dass dein Baby schon wieder Hunger hat? Es hat doch gerade erst gestillt!

Kurz und knapp – ja, es kann!

Es ist sogar sehr sinnvoll!

Der Magen eines neugeborenen Babys hat einen Durchmesser, wie eine geschälte Haselnuss und fasst nur wenige Milliliter.

Auch fläschchenernährte Babys profitieren von den physiologischen Mahlzeitengrößen. Angepasst auf ihre Magengröße.

Die kleinen, häufigen Mahlzeiten helfen, die Milchproduktion bei dir als Mama langsam im Sinne des Just-in-time-Prinzips anzukurbeln. Jede der vielen kleinen Mahlzeiten bringt den Verdauungstrakt dazu zu arbeiten.

Was uns zum nächsten Punkt bringt.

3. Beobachtung: Dein Baby hat schwarzen, zähen Stuhlgang

Dieses klebrige „Zeug“, das da in den ersten Tage aus deinem Baby „rauskommt“, nennt sich Mekonium. Oder Kindspech.

Und: ja – es ist wirklich zäh und pappig wie Pech.

Umso besser, wenn alles raus ist!

Denn auch wenn es schwarz aussieht, eigentlich ist Mekonium in einem ganz dunklgrünen Ton eingefärbt. Die Farbe kommt von der enthaltenden, eingedickten Gallenflüssigkeit. Vermischt mit abgeschilferter Haut und Fruchtwasser ist es der erste Stuhlgang den Babys entleeren.

Es ist übrigens besonders sinnvoll, wenn die Babys das Kindspech schnell loswerden, denn es ist darin das Bilirubin gespeichert. Dieses kann durch die Darmwand zurück in den Blutkreislauf gelangen und in hohen Dosen zur Gelbsucht führen.

Die Ausscheidung von Mekonium wird, wie oben bereits erwähnt, unterstützt durch die vielen kleinen Stillmahlzeiten, die die meisten Babys von sich aus einfordern. Ist dies nicht der Fall, kann es nötig werden, dass du dein Baby zum Stillen weckst.

In den ersten Tagen ist deine Muttermilch die sogenannte Vormilch, auch Kolostrum genannt. Dieses wirkt leicht abführend.

Die Mengen von Kolostrum (Vormilch), die du produzierst, sind davon abhängig, wie oft dein Baby stillt und wie effizient der Milchtransfer ist.

Um die Ausscheidung von Mekonium zu unterstützen, ist es gut, die Wirkung von Kolostrum voll auszunutzen!

Sollte dein Baby viel schlafen ist es gut, wenn du versuchst dein Baby zum Stillen zu wecken. Du kannst ihm auch einige Tropfen davon in den Mund träufelst, sollte es zu müde sein.

Manche Babys sind so verschlafen, dass es nötig ist, sie fürs Stillen zu wecken

4. Annahme: Dein Baby schläft den ganzen Tag

Ein verbreiteter Glaube ist, dass Babys „den ganzen Tag“ schlafen.

Doch erstaunlicherweise sind kleine Babys sogar recht oft wach! Für acht, zwölf oder mehr Mahlzeiten melden sie sich – unregelmäßig über 24 Stunden verteilt.

Da wir Erwachsenen aber alles gerne in genauen Zahlen wissen möchten, könnte man es so ausdrücken:

Im Durchschnitt wird dein Baby etwa alle zwei Stunden stillen wollen.

Wenn dein Baby aber mal 3 Stunden oder sogar 4 Stunden am Stück geschlafen hat, meldet es sich dann zum Ausgleich auch ein anderes Mal viel häufiger! Gerechnet wird dabei ab Beginn der letzten Mahlzeit, incl. Trinken und Versorgen.

Ruhige und entspannte Schlafphase finden viele Babys dabei, wenn sie kuschelig auf Mama oder Papa liegen.

Der Herzschlag des Elternteils ist die wohl beste „Einschlafmusik“.

Wenn du die Schlafphase später für ein klein wenig Bewegung nutzen magst, kannst du sehr gut auf ein gewebtes Tragetuch zurückgreifen. Tragetücher helfen auch für allgemein eher „unruhige Schläfer“. Ausprobieren und binden lernen kann man zum Beispiel mit einer qualifizierten Trageberaterin.

Mit dem Baby im Tragetuch kann man dann sogar unterwegs stillen.

5. Feststellung: Dein Baby schläft immer, wenn Besuch kommt

Viele Menschen freuen sich, wenn ein neuer Erdenbürger geboren wird. Manchmal kommen neben Freunden und Verwandten sogar Nachbarn zum (überraschenden) Wochenbettbesuch.

Bei so viel Trubel ist es oft verwunderlich, dass dein kleines Baby so ruhig ist.

Alle bewundern das schlafende Bündel.

Doch kaum ist der letzte Besucher gegangen, gibt es kein Halten mehr.

Es wird gestillt, geweint, getragen, gewickelt.

Du selbst fühlst dich plötzlich gar nicht mehr so ausgeglichen und glücklich, wie dich deine Besucher wahrgenommen haben.

Sobald der Besuch, der dir im Wochenbett ja bereits einiges an Energie gekostet hat, gegangen ist, gibt es kein Halten mehr.

Es wird gestillt, gequengelt, gekuschelt und Unruhe verbreitet. Schließlich gibt es einiges zu verarbeiten und nachzuholen!

Eigentlich bräuchtest du eine Pause.

Warum ich das weiß? Es geht ganz vielen frischen Familien ganz ähnlich.

Dein Baby hat sich während der Besuchszeit in den Schlaf zurückgezogen. Das ist der einzige Ort wo es vor all den neuen Eindrücken hin „flüchten“ kann.

Um dir selbst und deinem Baby zu helfen, braucht es ein wenig Team-Work.

Klare Absprachen, wann und wie lange Besucher kommen, können helfen. Wenn du und dein Partner einmal auf taube Ohren stoßt, kann es sinnvoll sein, das Stationspersonal ins Boot zu holen. Ein „Bitte-nicht-stören“-Schild ist manchmal schon vorhanden – oder kann sicher schnell ausgedruckt werden.

So habt ihr in Ruhe Zeit, euch aneinander zu gewöhnen und eure Belastung in sinnvollen Grenzen zu halten.

Dann braucht dein Baby die „Rückzugsstätte Schlaf“ nicht überstrapazieren.

6. Hoppla: Dein Baby zuckt, dass es durch den ganzen Körper fährt

Egal ob wach oder im Schlaf – viele Babys zucken plötzlich zusammen. Dabei muss es noch nicht einmal einen ersichtlichen Grund geben.

Das Zucken wird mit dem Moro-Reflex in Verbindung gebracht.

Die einzelnen Zuckungen treten auf, wenn sich dein Baby erschrickt, wenn es mit dem Rücken durch spontane Bewegungen plötzlich die Unterlage berührt oder wenn es von einer Schlafphase in die nächste wechselt oder auch einmal ohne erkennbaren Grund.

Wenn du dir unsicher bist, besprich deine Beobachtung

Mit einer Pflegekraft oder Hebamme, je nachdem, wer dir gerade zur Verfügung steht.

Informieren solltest du in jedem Fall jemanden, wenn die Zuckungen rhythmisch aufeinander folgen – über einen längeren Zeitraum.

Doch einzeln auftretende Zuckungen sind – auch häufiger am Tag – in der Regel völlig normal.

Fazit

Es gibt viele Beobachtungen, die du an deinem Baby machen wirst!

Die meisten davon werden dich erstaunen. Manche vielleicht erschrecken.

Und die meisten werden dir als „ganz normal“ bestätigt werden.

Und jetzt bist du dran!

Erzähle mir und den anderen (werdenden) Mamis, was dich an deinem neugeborenen Baby am meisten überrascht hat!

Bis bald, ~ Tabea

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Tabea Laue | Stillen & Babyschlaf
  • Hallo liebe Tabea,

    das finde ich ja ganz toll, was du hier machst. Das sind Fragen, die jede junge Mutter beschäftigt und da ist es einfach toll so jemanden wie dich zu haben.

    Ich wünsche dir mit deinem Projekt ganz viel Erfolg und viele junge Muttis, die deinen Blog lesen.

    herzliche Grüße
    Barbara

  • Einige Dinge waren mir tatsächlich neu, etwa dass das Schlafen des Babies bei Besuch eine Art Rückzug vor der Reizüberflutung darstellt. Eigentlich logisch. Ich hab auch schon Mamas mit Neugeborenen im Schwimmbad gesehen- die tun mir richtig leid, die Würmchen…..danke für den informativen Beitrag!

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