Ernährung in der Stillzeit
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Wirkt Salbei abstillend? Oder darf man Salbeitee und Salbeibonbons in der Stillzeit zu sich nehmen?

salbei in der stillzeit
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Kann Salbei die Milchmenge reduzieren? Ist es möglich, dass beim Trinken von Salbeitee die Milch weg bleibt oder man mit dem Lutschen eines Salbeibonbons ungewollt abstillt?

Salbei in der Stillzeit

Auf mein Social-Media-Posting in dem es nochmal konkret um die Wirkung von Salbei auf das Stillen ging, bekam ich viele Rückmeldungen.

Ich hatte folgende Infos veröffentlicht:

  • Behauptete problematische Wirkung: abstillend
  • – Hochdosierte Kapseln: In einer Studie gab es keine nachweisbare Wirkung
  • Tee: wird in der Kräutermedizin als Abstillend eingesetzt, hat ohne die entsprechenden Maßnahmen eines abstillenden Milchmanagements jedoch keine ausreichende Wirkung
  • Gewürz: darf genutzt werden
  • Bonbons: dürfen gegessen werden
  • Deo, Fusscreme, Duschgel, Intimwaschlotion: darf genutzt werden
  • Achtung: Der Placeboeffekt kann immens sein – also bitte glaub mir NICHT, sondern überlege, wem du glaubst und ob jemand dem du stark vertraust dir den Rat gegeben hat darauf zu verzichten.
  • Und was wäre wenn? Sollte dir bei der Verwendung “die Milch wegbleiben”, dann lässt du den Salbei einfach weg und stillst etwas häufiger, bis sich wieder alles eingependelt hat.
  • Ganz nach dem Motto “sag niemals nie”

Es meldeten sich Mütter, die froh waren, sich endlich auch mal wieder trauen einen Salbeibonbon zu lutschen.

Allerdings: Gerade einige Fachfrauen wollten mich darauf hinweisen, dass ihre persönliche Beobachtung oder auch die Literatur-Recherche zeige, dass z.B. Salbei eben doch milchreduzierend und abstillunterstützend wirke. Und überhaupt, was wären schon Studien, wenn man eigene Erfahrungen hat.

Ich selbst war früher der Ansicht, dass Salbei eben bei einigen wirkte, bei anderen nicht. Dennoch ein probates Gefühl, um die Anwendung zur Abstillunterstützung zu empfehlen.

Dann hörte ich immer häufiger Gegenteiliges. 

Nämlich dass der Milcheinschuss trotz intensiver Salbeinutzung kam. Dass der Milcheinschuss trotz 2 Litern Salbei-Tee am Tag kam.

Immer dann, wenn das eine Mama erzählte, kam sofort jemand und erklärte das Phänomen mit “reichlich Flüssigkeit führt ja auch dazu, dass die Milchproduktion oben bleibt” oder ähnlichem Wortlaut. Obwohl beim Abstillen ja bewusst die Flüssigkeitsaufnahme weiter dem eigenen Durstgefühl entsprechen soll.

Fakt ist: Die Studienlage ist dünn. Sehr dünn! Eine einzige Studie ist beschäftigt sich mit der Frage Cabergolin (ein Abstillmedikament) vs. Salbeiextrakt. Der vollständige Studienablauf ist leider unbekannt.

Ebenso wie die Literaturlage wenig Informationen hergibt. Sie führt auf Umwegen über Lawrence & Lawrence “Breastfeeding Guide for the medical profession”* zu dem PDR for Herbal Medicine*. Beide Werke liegen mir derzeit nicht vor. In Lawrence & Lawrence ist von einer “Minderung der Laktation” die Rede, während gleichzeitig darauf hingewiesen wird, dass der Einsatz als Gewürz jedoch ok sei. Dafür eine Warnung, die Einnahme in der Schwangerschaft sei kontraindiziert.

In deutschen Quellen finde ich lediglich mit Verweis auf ESCOP und EFSA, dass er vorsichtshalber in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht eingenommen werden sollte. Wie so vieles, auf das Schwangere und Stillende eben verzichten sollen. Der Vorsicht halber. Macht man ja gerne, wenn man das Kind schützen möchte.

Doch was ist mit der Studie, in der Salbei zum Abstillen untersucht wurde?

Es gab dabei eine Gruppe von 32 Frauen, von denen 16 mit einem Abstillmedikament und 14 mit hochdosierten Salbeikapseln und physikalische Maßnahmen (Kühlen) den Abstillprozess gestalteten.

Bei der Einnahme vom Abstillmedikament gab es die bekannten Nebenwirkungen. Zum einen am Tag der Einnahme Schwindel und Kopfschmerzen bei 44% und dann kam es darüber hinaus zu einem verspäteten Milcheinschuss bei 12 von 14 Frauen.

Bei der Einnahme von Salbei gab es keine spürbaren Nebenwirkungen. Bei der Befragung 3 Wochen nach Beginn der Einnahme hatten über die Hälfte der Mamas immer noch eine bestehende Milchproduktion.

Die Studie kam zu dem Schluss, dass Salbei besser verträglich als ein gewöhnliches Abstillmedikament sei. Auch die Zufriedenheit lag höher. Doch kann daraus eine Wirksamkeit von Salbei zum Abstillen abgeleitet werden?

Oder wurden vielleicht durch den Salbei lediglich die begleiten Problematiken (wie eine starke Lymphschwellung) verringert, weil Salbei astringierend wirkt? (Weshalb er auch bei übermäßiger Schweissproduktion eingesetzt wird…). Ein problemloser empfundener Milcheinschuss ist für die betroffene Mama angenehmer. Konnte so der Abstillprozess am Beginn der Stillzeit entspannter ablaufen, was zu einer höheren Zufriedenheit führte?

Oder wie hat der Salbei gewirkt? Das wurde nicht untersucht!

Es ging um den vergleich zwischen einem nebenwirkungsstarken Abstillmedikament und einer phytotherapeutischen Behandlung.

Was wirkt also?

Aus den Berichten von Kliniken, die Frauen anleiten ohne Medikamente abzustillen wissen wir, dass der Körper auch den frühen Abstillprozess gut kompensieren kann. Durch den Feedback Inhibitor of Lactation (FIL) wird die Milchproduktion unmittelbar gedrosselt, wenn die Muttermilch in der Brust zurückbleibt.

An was sollst du dich denn halten? Musst du vielleicht doch besser auf Salbei verzichten?

Wie in meinem initialen Posting geschrieben, sehe ich keinen Grund aus Sorge vor versehentlichem Abstillen auf Salbei zu verzichten.

Stärker als die Wirkung von Salbei ist der Umgang mit dem Stillen nach Bedarf mit häufigen täglichen Stillmahlzeiten. Solltest du vermuten eine Wirkung vom Salbei wahrzunehmen, lässt du ihn weg und stillst öfter. So bist du auf der sicheren Seite.

Vielleicht magst du ja den anderen Mamas, die hier lesen, teilen, ob du Salbei in irgendeiner Form zu dir genommen hast in der Stillzeit. Und wie es dir damit ging.

Wenn sich der Gedanke, dass etwas gefährlich ist einmal im Kopf festgesetzt hat, ist es häufig schwierig ihn wieder loszulassen.

Zum Glück ist Salbei nicht lebensnotwendig. Es gibt viele leckere Alternativen.

Eine gute Zeit wünsch ich dir,
~ Tabea

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein
  • Sabine sagt:

    Sehr interessant, ich bin da grade zufällig drauf gestoßen, weil ich das Thema ganz vergessen hatte und es mir wieder eingefallen ist, da ich nun schon zum x-ten Mal in der fast 2 jährigen Stillbeziehung mit K2 Salbeitee trinke. Ich bin erkältet und habe Halsweh, ich trinke bis zu 1 Liter Salbeitee mit Honig und merke gar nichts. Eigentlich wäre ich gar nicht so böse wenn die Stillzeit zu Ende ginge, aber auch diesmal stellt sich wohl keine Milchreduktion ein ?

  • Laura sagt:

    Ich bin gerade auf den Artikel gestoßen, da ich gestern Abend, aufgrund von Halsschmerzen eine Tasse Salbeitee mit Honig getrunken habe und nun online mich informieren wollte, ob wirklich nur eine Tasse die Milchproduktion so stark verringert, wie es bei mir gerade der Fall ist.
    Mein 2 1/2 Monate alt kommt bis zu drei Mal in der Nacht. Diese Nacht hat er durchgeschlafen, da er selbst erkältet ist und sich nicht fühlt. Zuletzt gestillt habe ich ihn gegen 21:45 Uhr und 5 Uhr früh wurde er wach. In dieser Zeit hätte ich normalerweise schon einen Milcheinschuss und pralle Brüste, die einfach nur schmerzen. Diesmal aber nicht. Ob es wirklich an der einen Tasse Salbeitee gelegen hat?
    Durchaus möglich… denn auch Stilltee hat bei mir seine volle Wirkung.

  • Andelina sagt:

    Hallo
    Ich habe gestern eine Tqblette Salbei gegen Schwitzen bzw Nachtschwärmer eingenommen
    Weshalb?
    Wir haben am 04.06.2022 kirchliche Trauung und da ich eher eine Person bin die viel und sehr leicht schwitzt, wollte ich für diesen Tag etwas unternehmen.
    Ca 20-25°C sind mir ok, alles drüber too much – überhaupt am Hochzeitstag!

    Ich stille noch nach Bedarf meinen 12m alten Sohn, mag nicht abstillen.

    Muss ich etwas befürchten?

    Die Tabletten sollen 1x täglich zur Mahlzeit eingenommen werden.

    Lg

  • Kathi sagt:

    Musste plötzlich wegen einer Erkrankung mit starken Medikamenten abstillen (Baby fast 4Monate alt, bis dato vollgestillt) trinke 4 Tassen Salbeitee am Tag und kühle (an den ersten 2 Tagen noch minimal abgepumpt weil es sich sehr stark gestaut hat. Bin jetzt an Tag 6 und musste schon gestern nicht mehr abpumpen, glaube das liegt am Salbei.

  • Sophie sagt:

    Gemäß den ESCOP- und EFSA-Leitlinien sollten Sie Salbeitee und Salbeibonbons während der Schwangerschaft und Stillzeit vermeiden. Sicherheit geht vor – für Mutter und Kind

    • Tatsächlich hatte ich sehr nach den Veröffentlichungen dazu gesucht. Sie werden zitiert, jedoch völlig ohne Erscheinungsjahr und exakter Quellenangabe.

      Außer bei anderen Salbeisorten (Salvia divinorum, auch Aztekensalbei) genannt – dazu gibt es eine detaillierte Veröffentlichung und die Begründung warum dieser nicht in der Stillzeit eingenommen werden sollte ist auch klar – es wirkt wohl als Hallzinogen. Laut BfR. Die Nutzung war allerdings auch da “nur” aus verschiedenen Beschreibungen. (Quelle: S. 309 / https://www.bfr.bund.de/cm/350/risikobewertung-von-pflanzen-und-pflanzlichen-zubereitungen-ergaenzte-auflage.pdf)

      Regulärer Salbei ist verbreitet und wird häufig zur Milchreduktion eingesetzt. DORT ist es aber eben fraglich, ob er überhaupt wirksam ist. Darum drehte sich auch der Text hier 🙂

      Eine Verzichtsempfehlung für Stillende wird auch nur in diesem Kontext wiederkehrend wiedergegeben.

      Ich hoffe, das gibt nochmal Kontext und Klarheit.

      Lg Tabea