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MML003 – Was bedeutet “bedürfnisorientiert” eigentlich für dein Baby?

bedürfnisorientiert mit dem Baby im 1. Lebensjahr
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“Bedürfisorientiert” ist ein großes Wort, mit dem sich viele Familien “schmücken”. Zum Glück! Heute betrachten wir genauer, was die Babys ihrerseits brauchen.

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AP in der Mitte der Gesellschaft…

Attachment Parenting, geprägt vom amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears, scheint in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein.

Gleichzeitig scheint es zu immer neuen Auswüchsen zu kommen. Grenzenlosigkeit. Ausgebrannten Mamas.

War das ursprünglich so gedacht? Und was brauchen Babys, um gut gedeihen zu können?

Das perfekte Bild der glücklichen Familie

Ein zufriedenes Baby ist satt & gewickelt. Wahlweise schläft oder lächelt es. In seiner Umgebung lächelnde Eltern und Großeltern, in einem hübschen Haus. Ordentlich ist es – jederzeit. Gesunde Mahlzeiten nimmt die Familie gemeinsam ein. Lächelnd.

Wenn Eltern, die einen bedürfnisorientierten Umgang bewusst oder aus dem Bauch heraus, wählen, sind sie wahlweise überrascht oder überfordert. Manchmal sind die Ansprüche des kleinen Wesens unverständlich und unüberwindbar.

Bevor ich auf 4 eng verknüpfte Aspekte von Bedürfnisorientierung genauer eingehe, möchte ich dir eine Geschichte erzählen.

Es ist die Geschichte von der Maus und dem Äffchen.

Die Geschichte von Mama Maus und Mama Affe

Hoch in den dick beblätterten Ästen sitzen auf einem der stabilsten und bequemsten Äste nebeneinander Mama Maus und Mama Affe.

Hier treffen sie sich Abend für Abend – schon seit ihrer Jugend, um der Sonne zuzusehen, wie sie sanft am Horizont hinabgleitet. Dabei erzählen sie sich von ihren Abenteuern zwischen den tropischen Bäumen hier im Urwald. Diese Treffen hatten zu einer Zeit begonnen, als beide noch ganz jung waren und selbst – zur gleichen Zeit – ihre Mama verloren hatten…. Doch das ist eine andere Geschichte.

Sie waren gerade selbst Mutter geworden

Inzwischen waren viele Jahre vergangen. Sie selbst waren Mütter geworden.

Die Maus hatte einen Wurf von 5 kleinen, kräftigen Mäuschen geboren. Anfangs ganz nackt, hatten sie inzwischen das erste Fell bekommen.

Das Affenweibchen war bereits zum zweiten Mal Mutter geworden und deshalb an diesem Abend – wie an vielen vorangegangenen – nicht alleine an dem Treffpunkt auf dem Ast erschienen. Das kleine Äffchen schlummerte auf Mamas Rücken. Heute war es außerdem spät geworden und die Sonne hing schon sehr tief. Es hatte eine ordentliche Rangelei zwischen den größeren Affenkindern gegeben, die hatte sie aufgehalten.

Mama-Maus ist sehr bedrückt

Nun setzte sie sich neben die Maus und hörte, wie diese seufzte.

Schon beim herklettern hatte sie gedacht, die Maus schluchzen zu hören. Und jetzt sah sie, wie diese verstohlen ein Tränchen beiseite wischte.

Das Affenbaby war gerade aufgewacht und war nach vorne geklettert, um ein paar Schluck der süssen Affen-Mamamilch zu trinken.

Da fragte die Affenmama die Mäusemama was sie denn so bedrücke.

„Ach weisst du….“ Erneut seufzte sie tief. „Du hast dein Kleines immer bei dir. Sorgst dafür, dass es jederzeit bekommt was es braucht. Mit meinen Mäusebabys ist das so völlig anders.“

„Anfangs machte ich mir oft Sorgen, dass sie in unserer Höhle gefunden würden. Doch sie verhielten sich mucksmäuschenstill. Irgendwann hatte mich mein Mäusemann überzeugt: wir machen schon alles richtig. Schließlich sind alle 5 gesund und entwickeln sich prächtig. Doch….“ Sie seufzte erneut.

„Doch weisst du. Jedes Mal wenn ich die Höhle verlasse plagt mich die Angst ihnen könnte doch noch etwas zustoßen. Und zuletzt nach unseren Abendtreffen….“ Sie machte eine Pause und schluckte.

„….da haben alle 5 so sehr gepiepst als ich kam. Wenn ich doch nur wüsste, was sie mir sagen wollten. Sie waren gar nicht mehr so zufrieden, wie ich das seit der Geburt kannte.“ Und dann setzte sie fort: „Außerdem ist es bald soweit, dass sie aus der Mäusehöhle das erste Mal hinaus dürfen. Und was soll ich denn dann tun, wenn sie unentweg piepsen?“

Die Äffin wiegte den Kopf hin und her, ehe sie sagte: „Du klingst wirklich sehr besorgt.“

Können wir unsere Kleinen vor allen Gefahren beschützen?

„Ja, ja, ja natürlich!“ antwortete die Maus schon ganz hektisch. „Was soll ich denn tun? Bei dir sieht das immer so leicht aus – du hast dein Junges dabei und bewegst dich weiter so elegant, als wäre gar nichts anders als früher. Doch wie soll ich denn alle 5 beisammen halten und vor all den Gefahren da draußen schützen?“

„Du hast Angst, du könntest den Herausforderungen die da auf euch warten nicht gerecht werden. Vor allem weil du noch gar nicht weisst wie deine Kleinen reagieren werden, wo sie nun ein ganzes Stück älter sind.“

„Ja. Du hast recht.“, antwortete die Maus. „Alles scheint sich gerade zu verändern. Sie sind kaum noch zu halten, die kleinen Racker. Dabei dachte ich, es würde einfacher, wenn sie irgendwann selbst die Welt entdecken werden. Doch tatsächlich habe ich große Angst, dass ihnen etwas zustoßen sollte.“

Sie schaute zur Äffin hinauf, die noch immer ihr Kleines auf dem Schoss hielt und es trinken lies.

„Du machst das alles so wunderbar. Hast ein Junges, dass fähig ist sich selbst festzuhalten. Bei dir läuft das so einfach nebenher!“ Vom Loben war die Maus nun in ein Jammern übergegangen.

Wann war Angst jemals ein guter Ratgeber?

„Weißt du,…“, sagte die Affendame. „Das klingt jetzt sicher erst einmal wunderbar, wie du das formulierst. Doch wirklich einfach war es auch nicht immer. Obwohl ich es nicht anders kenne von all den Tanten aus dem Clan.” Und sie fuhr fort. “Weisst du – als Mama spürst du genau die Bedürfnisse deiner Mäuschen. Und manche ihrer Bedürfnisse können dich mit deiner Angst konfrontieren. Und wann ist Angst schon ein guter Ratgeber?”

“Du hast recht.”, sagte die kleine Maus – zwischen Erkenntnis und Erleichterung. “Könnte mich meine Angst in der Höhle halten, würden wir verhungern!”

Da verschwand nun auch der letzte Sonnenstrahl am Horizont und die Maus verabschiedete sich mit einer festen Umarmung des Fingers der Affendame. Und strahlte diese noch einmal an, ehe sie losflitzte um zu ihren Jungen zu kommen.

Sie kuschelte sich zu ihren Kleinen und lies sie trinken

Sie flitzte so schnell den Baum hinunter wie sie sich gerade noch stabil halten konnte und zögerte auch nicht auf dem Weg zurück zur Höhle. Und welch ein Wunder – die Mäuschen schliefen noch ganz ruhig und hatten noch gar nicht angefangen zu piepsen, wie sonst, als sie immer nur gelauscht hatte aus Angst die Kleinen aufzuwecken.

Offenbar hatten die Kleinen also gar nicht unentweg gepiepst oder sich in Gefahr gebracht. Sie war erleichtert. Und wie sie sich so zu Ihnen kuschelte, fingen die ersten von ihnen auch schon an die kleinen Zitzen zu suchen, um warme, leckere Mäusemilch zu trinken.

Nun wusste die Maus, dass sie sich wieder mehr vertrauen durfte. Anstatt sich aus Angst zurückzuhalten.

Also noch einmal die Frage…

Was bedeutet “bedürfnisorientiert” für dein Baby

Wie wichtig wird es deinem Baby sein, ob die Kleidung die es trägt wirklich neu ist? Oder abgetragen?

Bedürfnis-Aspekt Nummer 1 – Individuelle Bedürfnisse.

Natürlich gibt es Grundbedürfnisse an denen wir uns orientieren können. Dazu werden wir uns auch in der kommenden Folge detaillierter sprechen.

An der Geschichte vom Mäuschen und vom Äffchen konntest du es aber schon feststellen:

Bedürfnisse sind vor allem auch immer (!) individuell!

Auch unter den Menschenbabys finden wir die Mäuschen und die Äffchen. Und während letztere lauter nach ihrer Bedürfniserfüllung schreien, dann tun dies die Mäuschen oft erst nach langer Zeit.

Dann ist es wichtig die entsprechende Sprache zu erkennen.

Wenn du ein Mäusebaby hast, dann wird es dir leichter fallen, frühe Bedürfnissignale zu bemerken.

Wenn du ein Affenbaby hast, dann hörst du manches Bedürfnis vielleicht immer nur laut geschrien. Du bist deshalb keine schlechtere Mama.

Bedürfnis-Aspekt Nummer 2 – Das Warten Lernen.

Die Fähigkeit auf etwas zu warten muss erlernt werden.

Dieses Lernen kommt mit dem natürlichen Lebensalter.

Unter Druck lernen wir hingegen sehr ineffektiv. Deine Bemühungen, deinem Kind mit Nachdruck das Warten beizubringen, brauchen daher viel mehr Energie, als wenn du dich dem Fluss der natürlichen Entwicklung hingeben kannst.

Sobald die Bereitschaft für das Erlernen des “Wartens” da ist, ist es hingegen viel leichter darauf einzugehen. Dafür braucht es deine Aufmerksamkeit dafür.

Lernen braucht außerdem Vorbilder. Und es lohnt sich immer wieder, wenn du dich fragst, wo du deine Vorbildfunktion noch besser ausleben kannst.

Bedürfnis-Aspekt Nummer 3 – Die Dimension der Zeit.

Wusstest du, dass die Dauer von Zeit sich ständig ändert?

Überleg mal. Wenn du früher eine Reise gemacht hast. Oder zu deinen Großeltern gefahren bist.

Wie lange hat das gedauert?

Wie lange dauert es heute?

Das liegt daran, dass wir Zeit abhängig von der Zeit erleben, die wir schon gelebt haben.

Je länger wir leben, desto kürzer dauert der Moment im Verhältnis dazu.

Je kürzer unser Baby erst lebt, desto länger dauert der Moment im Verhältnis hierzu.

So hat dein Kind, wenn du umgehend reagierst, dennoch eine Weile gewartet, die du gar nicht wahrnehmen konntest.

Bedürfnis-Aspekt Nummer 4 – Die Angst vor dem Verwöhnen.

Vielleicht hast du schon einmal die Behauptung gehört, man könne ein Baby im 1. Lebensjahr nicht verwöhnen.

Und dann plötzlich schon?

Woher kommt diese ständige Angst vor dem Verwöhnen?

Vermutlich daher, dass wir mit der Angst beseelt sind, dass es zu Angewohnheiten kommen könnte, die zu irgendeinem Zeitpunkt dann nicht mehr tragbar sind.

Doch welche Angewohnheit wird es sein, die dich dann quält. Weißt du das genau?

Ist es nicht viel sinnvoller frühzeitig auf dich zu achten und die Angewohnheiten, die du gerade nicht mehr leisten kannst auszuschleichen und zu ersetzen?

Darum sollst du von vorne herein auf dich achten

Von den Mamas, die ich in der Beratung begleite höre ich die unterschiedlichsten Sätze.

  • Wird dir gesagt, du sollst dich durchbeißen, wenn du beim Stillen Schmerzen hast?
  • Wird dir gesagt, das wird schon, wenn deine Milch nicht reicht?
  • Wird dir gesagt, dann lass es einfach mal schreien, wenn dein Baby nur in deiner Nähe Ruhe findet?

Bedürfnisse sind ganz individuell – sowohl bei deinem Baby, als auch bei dir. Lass dich nicht darauf ein, dich ständig mit anderen vergleichen zu lassen.

Außer vielleicht in Momenten, in denen dir das gerade Kraft gibt.

Lege von Anfang an auch deine Bedürfnisse mit in die Waagschale und lerne, wie diese erfüllt werden können. Stück um Stück. Ja – das ist meist ein Marathon – noch ein Grund von Anfang an darauf zu achten 🙂

Doch egal zu welchem Zeitpunkt es zum Thema bei euch wird. Angewohnheiten sind veränderbar.

Manchmal braucht das etwas Geduld und Spucke und geht leichter mit etwas Unterstützung an deiner Seite. Also meld dich gern, wenn du mich brauchst.

Alles Liebe für dich,
~Deine Tabea

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein