Manche Babys spucken nach der Geburt ziemlich viel Fruchtwasser. Oft fühlen sie sich damit nach der Geburt richtiggehend elend. Sie würgen und erbrechen regelrecht. Versuchen das verschluckte Fruchtwasser auf jedem möglichen Weg loszuwerden.
Weil es ziemlich beängstigend sein kann, wenn dein frisch geborenes Baby unter dieser Übelkeit leidet, werde ich dir hier zusammenfassen, was du wissen solltest.
Vielleicht hast du schon einmal gehört, dass man sagt “Speikinder sind Gedeihkinder” – allerdings hat das Würgen nach der Geburt nichts mit diesem Spruch zu tun. Dort spricht man von den Babys, die nach dem Stillen immer – oder fast immer – Muttermilch spucken.
Wenn dein Baby direkt nach der Geburt Fruchtwasser spuckt, heißt das noch nicht, dass es später auch Muttermilch spucken wird.
Warum dein Baby so viel würgen muss
Während der gesamten Schwangerschaft ist dein Baby im Fruchtwasser geschwommen. Aber nicht nur das. Schon ab ungefähr der 14. Schwangerschaftswoche hat dein Baby auch begonnen das Fruchtwasser zu trinken.
Es ist also völlig normal, dass der Magen über den Tag verteilt immer wieder mit Fruchtwasser gefüllt war.
Auch die Verdauung ist bereits während der Schwangerschaft in Betrieb – zum Teil. Die Haut-Partikel, die im Fruchtwasser schwimmen werden im Darm abgelegt und ergeben später den ersten Stuhlgang – das Mekonium. Das Wasser selbst wird durch Nieren und Blase geschleust und wieder ausgepieselt.
Und wieder getrunken.
Völlig steril 🙂
Auch am Tag der Geburt trinkt & pieselt dein Baby.
Und nun ist es soweit: Vielleicht war eure Geburt ein Höllenritt, ein Kaiserschnitt – oder sie war eine völlig friedliche medikamenten- und intervensionsfreie Geburt.
Unabhängig von der Art der Geburt konnte ich bereits immer wieder feststellen, dass (sehr grob geschätzt) 10-20% der Babys nach ihrer Geburt für einige Stunden Fruchtwasser spucken. Manche beutelt es richtiggehend und sogar mehrere Tage.
Nach einem Kaiserschnitt vermutet man – es gibt dazu aber keinerlei mir bekannte Erhebungen, Statistiken oder Belege – dass es damit zusammenhängen kann, dass die Babys nicht durch einen langen, engen Geburtskanal mussten. Sie spucken dann tatsächlich auch mal große Mengen Fruchtwasser.
Andere Babys hingegen “würgen nur”.
Wie du richtig reagierst, wenn dein Baby gerade würgt und spucken muss
Es kann sehr erschreckend aussehen, wenn sich dein Baby erbricht.
Umso wichtiger, selbst einmal tief durchzuatmen, damit du deinem Baby gut helfen kannst.
Falls dein Baby gerade in seinem Bettchen liegt, wenn es spucken muss, kannst du es sanft zu dir nehmen.
Dazu kannst du ruhig mit ihm sprechen und dadurch sowohl dein Baby, als auch dich selbst beruhigen.
Wenn ihr in der Klinik seid, kannst du natürlich auch den Schwesternruf betätigen, damit dich eine Krankenschwester anleitet, wie du deinem Baby gut helfen kannst.
Der Umgang mit spuckenden Babys ist in den Kliniken recht unterschiedlich, deshalb kann es sein, dass du dort Reaktionsarten erlebst, die ganz anders sind, als das was ich beschreibe.
Was du tun kannst, damit es deinem Baby schnell besser geht
Es dauert unterschiedlich lange, bis es Babys mit Übelkeit wieder besser geht – deshalb hier ein paar Tipps, die deinem Baby helfen können:
Dein Baby Hochlagern
Manchen Babys hilft es schon mit dem Oberkörper etwas höher gelagert zu sein, um nicht mehr so viel würgen und spucken zu müssen. Andere liegen lieber auf dem Bauch.
Die Bauchlage kannst du ohne weiteres nutzen, so lange du dein Baby im Blick hast.
Haut-auf-Haut-Bonding
Häufig konnten wir im Team beobachten, dass Babys die im direkten Haut-zu-Haut-Kontakt mit ihrer Mama lagen, viel weniger würgen und spucken mussten.
Außerdem ist es sehr praktisch, weil du dein Baby nach dem Spucken dann nicht umziehen musst. Einfach eine Mullwindel parat halten, mit der – egal welche Menge – gleich aufgewischt werden kann.
Sobald dein Baby zur Ruhe kommen kann, geht es ihm möglicherweise schon viel besser.
Wärme
Ist es gerade nicht möglich bei dir zu liegen, kannst du es mit einem warmen Kirschkernkissen wärmen.
Direkt bei dir ist es sowieso mollig warm.
Besucher-Verbot
So lange euer Start noch holperig ist, hilft es, wenn ihr erstmal noch auf Besuch verzichtet. Besucher – egal wie lieb und geliebt sie sind – sind immer ein Unruhefaktor für dein Baby.
Du würdest vermutlich auch keine Zuschauer haben wollen, wenn dir grade kotzübel wäre – oder?
Stillen
Eher unerwartet, aber tatsächlich: Anlegen kann helfen, denn das Kolostrum regt die Verdauungstätigkeit deines Babys an.
So hilft das Stillen auf beruhigende und sanfte Weise, dass es dem kleinen Körper deines Babys bald besser geht.
Wenig Trubel
In den Tagen im Krankenhaus sind meist viele Termine. Die meisten davon, lassen sich verschieben.
Das mag dem Klinikpersonal nicht unmittelbar Recht sein, aber ihr habt als Eltern die Verantwortung und Entscheidung über das, was mit eurem Baby geschieht und nicht geschieht.
Was du tun kannst, wenn dein Baby nicht Stillen möchte
Damit das Stillen gut funktioniert ist es wichtig, dass ihr schon bald nach der Geburt damit beginnen könnt.
Ist deinem Baby übel oder schläft es viel, steht ihm vielleicht noch gar nicht der Sinn nach Stillen.
Ein solcher verzögerter Stillbeginn hat häufiger zur Folge, dass
- Babys eine Gelbsucht bekommen, weil das abführend wirkende Kolostrum fehlt und die Verdauung nicht angekurbelt wird. Dadurch wird im Kindspech gelagertes Bilirubin über den Darm rückresorbiert.
- Babys mehr Gewicht verlieren als sie dürfen. Weshalb bei 7% Gewichtsverlust eine Stillberatung hinzugezogen werden sollte, um bis zur maximalen Gewichtsabnahme von 10% noch einen Reaktionspuffer zu haben.
- Babys müde bleiben und zu viel schlafen, weil ihnen durch das Fehlen der Muttermilch auch die Energie fehlt.
- Babys keinen Hunger zeigen, weil ihr Stoffwechsel noch nicht ausreichend aktiviert wurde – du kannst dir das vorstellen wie eine unnatürliche Fastenzeit für dein Baby.
Alle diese Folgen führen meist dazu, dass du zu wenige Tage nach der Geburt dann dazu angehalten wirst zuzufüttern.
Doch du kannst vorbeugen!
Du kannst deinem Baby das wertvolle Kolostrum mit einem Teelöffel geben, auch wenn es sehr müde und verschlafen ist, oder immer wieder spucken muss.
Das geht am Besten, indem du…
- Dir einen gereinigten Teelöffel geben lässt
- Eine Brustmassage durchführst, um den Milchspendereflex auszulösen
- Mit der Hand Kolostrum entleerst
- Dein Baby mit etwas erhöhtem Kopf in deinen Arm legst
- Den Teelöffel mit Kolostrum direkt gegen oder an die Unterlippe deines Babys hältst
- Dein Baby das Kolostrum mit der Zunge schlecken lässt oder es ihm Tröpfchenweise einflößt
So kann dein Baby alle ein bis zwei Stunden eine kleine Menge Kolostrum bekommen und sobald dein Baby doch mehr Interesse am Stillen zeigt ist zudem deine Milchproduktion bereits mehr angeregt worden.
Wie das Entleeren der Muttermilch von Hand schon direkt nach der Geburt gut funktioniert, zeigt dir dieses Video.
Fazit für den Umgang mit spuckenden Babys
In manchen Kliniken ist es üblich spuckende Babys auf einem Beobachtungsplatz oder in einem Wärmebett zu überwachen. Auch Sauerstoffgaben werden manchmal ins Spiel gebracht, wobei Sauerstoff als Medikament zu sehen ist und der Einsatz gut überlegt sein soll.
Eine Trennung von dir und deinem Baby wird dein Baby auch nicht vom Spucken bewahren.
Gerade wenn sich dein Baby plagt ist es gut, wenn es dich in der Nähe hat und sich gut aufgehoben fühlt. Sollte sich dein Baby so sehr verschlucken, dass sich seine Lippen oder der Bereich um den Mund herum bläulich verfärben, wende dich an die Schwestern.
Sie können akut helfen und euch beistehen – denn meist beruhigen sich Babys sehr schnell wieder.
Um deinem Baby wirklich zu helfen, kannst du die vorgeschlagenen Maßnahmen vorbeugend einsetzen. Und du kannst darauf bestehen, dass dich jemand anleitet, wie du selbst dein Baby am Besten in Ruhe begleitest, wenn es so sehr würgen muss.
Sollte der Stillbeginn verzögert oder holperig geworden sein, kannst du dir eine Stillberaterin an die Seite holen, die euch helfen wird.
Wenn du Fragen hast, melde dich gern.
Alles Liebe und bis bald,
~Tabea
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Liebe Tabea,
vielen Dank für deinen guten Artikel! Ich hoffe
Mein kleiner Sohn hat leider an seinem ersten Tag so viel Fruchtwasser erbrochen, ihm war es so elend, dass er trotz all meiner Bemühungen wie du sie empfiehlst, gar nichts zu sich nehmen bzw. bei sich behalten wollte.
Die erste Schwester nahm das leider nicht ernst. Erst die Schwester der nächsten Schicht hat ihn sich genauer angesehen und dann ganz schnell in die Kinderklinik verlegen lassen. Sein Blutzucker war so niedrig, dass er kurz vor dem Krampfanfall stand. Und er war ziemlich ausgetrocknet.
Ich kann allen Betroffenen nur raten, gegenueber dem Personal durchsetzungsstark aufzutreten,wenn das Fruchtwasser-Erbrechen einem Angst macht.
Liebe Amira,
au-weiha – was für eine schreckliche Erfahrung 🙁 Hoffe euch geht es inzwischen gut?
Letztlich ist der direkte Kontakt mit medizinischem Personal natürlich NIE durch einen Blogartikel zu ersetzen!! Ich hoffe das versteht sich von selbst.
Lg
Tabea