Möchtest du “Montessori mit deinem Baby machen”? Oder hast du noch nie von Maria Montessori gehört?
Nach ihr werden weltweit viele Kinderhäuser benannt und es gibt darüber hinaus noch viele viele mehr, die nach ihrem Konzept arbeiten. Wunderschöne Materialien und anregende Spielideen – weit weg vom allgemeinen Konsumwahn.
Schon in meiner ersten Schwangerschaft hat mich das Thema Montessori beschäftigt und ich fragte mich, welche Spielmaterialien wohl schon für unser kleines Baby geeignet wären. Was würde dem “Montessori-Anspruch” gerecht werden?
Weil ich es unglaublich schwierig fand hilfreiche Informationen dazu zu bekommen, freue ich mich total, heute mit dir diesen Artikel teilen zu dürfen, den Ilse Maria Lechner für uns verfasst hat. Sie erklärt uns, wie Montessori auch in euren Lebensalltag Einzug nehmen kann und euer Leben bereichern wird.
Montessori im Babyalter
Die meisten Eltern wollen ihre Kinder zu verantwortungsbewussten Menschen erziehen, die sich selbstbewusst den Herausforderungen des Lebens stellen.
Unsere Zeit braucht aber Menschen, die nicht nur selbstbewusst und leistungsbereit sind, sondern auch über eine gefestigte Persönlichkeit verfügen, klar ihre Werte vertreten und kreativ nach Lösungen suchen.
Vielen scheint Montessori-Pädagogik der richtige Weg zu sein, um dieses Ziel zu erreichen.
Was ist eigentlich Montessori-Pädagogik?
Montessori-Pädagogik ist weniger ein Konzept, als eine innere Haltung. Es geht darum „der psychologischen Entwicklung des Kindes von Geburt an zu helfen“.
Maria Montessoris Ansatz ist geprägt von einem großen Respekt – fast einer Ehrfurcht – gegenüber der Entwicklungsarbeit des Kindes. Es geht darum, das Kind zu beobachten und die äußere Welt so zu gestalten, dass sie dem Kind ermöglicht, sich seinem Bauplan und seinem Tempo gemäß zu entwickeln.
„Die Menschen, die den Säugling in der ersten Zeit seines Lebens behüten und pflegen, müssten in einer ganz anderen Weise vorgebildet sein, als es jemals heute geschieht. Wie zart müsste dieses kleine Wesen angefasst werden und mit welcher Ruhe müsste es umgeben und mit welcher Aufmerksamkeit beobachtet werden, um alle seine Bedürfnisse, die von so ungeheurer Wichtigkeit für das ganze Leben sind, befriedigen zu können. Stattdessen richtet sich auch in dem liebevollsten Elternhaus und bei der besten Pflegerin das Interesse auf die Dinge, die das Kind umgeben und die es gefährden könnten, und nicht auf die Notwendigkeiten der kleinen sich entfaltenden Seele.“
Maria Montessori
Dieses Zitat bringt wunderschön zum Ausdruck, welches Ziel die Montessori-Pädagogik verfolgt.
Maria Montessoris Pädagogik beruht auf einer genauen aber vorbehaltlosen Beobachtung von Kindern.
Im Zuge dieser Beobachtung hat Maria Montessori festgestellt, dass die vom niederländischen Botaniker Hugo de Vries entdeckten Empfänglichkeitsperioden bei Tieren, die den Erwerb bestimmter Fähigkeiten ermöglichen auch in der Entwicklung von Kindern auftreten.
In diesen Phasen lernt das Kind bestimmte Fähigkeiten leichter, da die ganze Aufmerksamkeit auf diese Fähigkeit gerichtet ist. Sie nannte diese Perioden sensible Phasen.
Innerhalb dieser Phasen fällt Kindern das Erlernen bestimmter Fähigkeiten leicht. Verstreichen diese Perioden ungenützt, so kann das Versäumte nur mühsam nachgeholt werden.
Die erste sensible Phase (0 – 3 Jahre)
Diese Phase bildet die Basis für den Aufbau der Persönlichkeit und wird von Maria Montessori in ihrem Werk „Das kreative Kind“ als die Phase des unbewussten Schöpfers bezeichnet.
Sie ist gekennzeichnet durch den absorbierenden Geist.
Das Kind nimmt die Eindrücke der Umwelt wie ein Schwamm auf. Diese bilden die Bausteine für den Aufbau der kindlichen Psyche und des Gedächtnisses. Genau darum ist es so bedeutsam, wie wir als Eltern in dieser Phase mit unseren Kindern umgehen.
Alles, was in dieser Phase passiert gräbt sich tief ins Unbewusste ein.
Obwohl wir als Erwachsene nur schwer diese Art des Lernens nachvollziehen können, bekommen wir einen Eindruck davon, wenn wir ein Neugeborenes beobachten.
Der Blick eines Kindes, das seine Umwelt buchstäblich mit allen Sinnen wahrnimmt, seine anfängliche Überraschung, wenn es ihm gelingt ein zufälliges Ereignis zu wiederholen. Der Funken der Erkenntnis, der in seinen Augen aufleuchtet, gibt uns einen Eindruck davon.
Empfänglichkeiten der Phase 0 – 3 Jahre
Empfänglichkeit für Bewegung
In diesem Alter entwickeln sich die Fähigkeiten der Hand, des Gleichgewichts und des Laufens. Die psychische Entwicklung geht mit der physischen einher.
Empfänglichkeit für Ordnung
Das Kind benötigt diese Ordnung, um seine Umwelt zu strukturieren und sich in der Welt zurecht zu finden. Genau darum sind in diesem Alter Rituale wertvoll. Sie strukturieren den Tagesablauf und schaffen Orientierung.
Wenn ein Kind vor dem Schlafen gehen immer gebadet wird, dann lernt es, diese beiden Abläufe miteinander zu verbinden. Es kann sich bereits darauf einstellen, dass jetzt eine Ruhephase kommt.
Über die Ordnung baut das Kind seine Strukturen auf, schafft Zusammenhänge und bekommt Orientieren. – Und zwar sowohl im Raum, als auch in seinem Innenleben.
Es ordnet, teilt ein, kategorisiert um ein besseres Verständnis zu erhalten.
Empfänglichkeit für Sprache
Die Entwicklung der Sprache steht in engem Zusammenhang mit dem Gehörsinn.
Das Kind lernt Klänge (Vokale) und Geräusche (Konsonanten) voneinander zu unterscheiden.
Anfänglich nimmt das Kind die Sprache mit dem absorbierenden Geist auf. Es saugt quasi den ganzen Klangteppich, der es umgibt auf. Es wendet schon sehr früh den Kopf zur menschlichen Stimme hin.
Es schenkt der Mimik des Sprechenden Aufmerksamkeit. Schon bald können Babys den Gesichtsausdruck von Erwachsenen deuten. Besonders genau beobachten sie die Bewegungen des Mundes.
Etwa ab dem 6. Lebensmonat erzeugt das Baby Silbenlaute. Zuerst passiert das zufällig, bald schon erkennt das Kind, dass es die Laute steuern kann und beginnt mit großer Freude zu brabbeln und zu quietschen.
Wie kannst du dein Kind also im Babyalter unterstützen?
Förderung nach Maria Montessori im Babyalter ist unspektakulär.
Das Wichtigste ist, dass du dich an deinem Kind orientierst.
Es geht nicht darum, was es laut irgendwelchen Erziehungsratgebern können sollte, es geht auch nicht darum, was du dir wünschst. Der bestimmende Faktor ist dein Kind. Beobachte, was es gerade tut und überlege dir, wie du es am besten unterstützen kannst.
Vorbereitete Umgebung
Schaffe eine kindgerechte Umgebung. Die Umgebung soll – vor allem im Kinderzimmer – an das Kind angepasst sein und nicht umgekehrt.
Bewegung
Gib deinem Kind die Möglichkeit, sich seiner Entwicklung gemäß zu bewegen! Bremse es nicht in seinem Bewegungsdrang, hetze es aber auch nicht und fördere keine Bewegungen, die es noch nicht selbständig ausführen kann.
Tragen
Babys sind Traglinge.
Sie genießen den Körperkontakt und daher ist es eine gute Idee, wenn du dir ein Tragetuch oder eine Babytrage anschaffst. Die Reize die dein Kind durch den Körperkontakt erhält tragen wesentlich zu Gehirnentwicklung bei.
Liegen
Solange dein Kind noch nicht krabbeln und sitzen kann, ist eine gute Krabbeldecke eine tolle Investition. Das kann eine einfache, warme Decke sein, die gut zum Boden isoliert.
Um deinem Kind Reize zu bieten, kannst du einen roten Ball, einen kleinen Spiegel oder eine Rassel auf die Decke legen.
Gib deinem Kind die Möglichkeit sowohl auf dem Bauch, als auch auf dem Rücken zu liegen.
Sitzen, krabbeln und laufen
Folge einfach dem natürlichen Bewegungsdrang deines Kindes.
Unterstütze aber keinesfalls Bewegungen, die es noch nicht selbst kann. D. h. setze dein Kind nicht auf, solange es nicht selbst sitzen kann und führe es auch nicht an der Hand, wenn es noch nicht selbst gehen kann.
Ich weiß, dass viele Kinder das wollen. Das führt aber nur dazu, dass dein Kind Bewegungen durchführt, denen seine Muskulatur noch nicht ganz gewachsen ist. Wenn die Muskulatur reif ist, dann kommt auch die Bewegung.
Ordnung
Zeitliche Ordnung
Auch hier kannst du dein Kind unterstützen, indem du den Tag strukturierst und diese Gewohnheiten weitgehend beibehältst.
Vor allem sensible Kinder reagieren empfindlich, wenn der Tagesablauf sich immer wieder verändert.
Äußere Ordnung
Aber auch das Zimmer sollte eine gewisse Ordnung haben.
Sorge dafür, dass auch das Babyspielzeug im Kinderzimmer immer am selben Platz zu finden ist. Dein Kind beobachtet dich und lernt bereits.
Innere Ordnung
Dazu gehört zum Beispiel die Herstellung von Zusammenhängen.
Ein sprachliches Beispiel ist die Gliederung von Begriffen in Kategorien. Kategorie Obst: dazu gehören die Wörter Apfel, Birne, Banane, usw.
Sprache
Sprich mit deinem Kind von Anfang an in einer normalen Sprache. Verwende keine Babysprache.
Begleite auch die Alltagstätigkeiten mit deinen Erzählungen. So saugt dein Kind nicht nur die Sprache auf, sondern bekommt nebenbei mit, was du gleich machen wirst. Schon lange bevor es selbst sprechen kann, versteht es grundsätzlich, was du ihm sagen willst.
Du kannst dir das so vorstellen: Wenn du eine Fremdsprache erlernst, kannst du in groben Zügen abschätzen, was dein Gesprächspartner von dir will. Noch lange bevor du in der Lage bist, dich richtig auszudrücken.
Fazit dessen, was ich heute gelernt habe…
Mit meinem Sohn fehlte mir das Hintergrundwissen der Montessori-Pädagogik mit diesen Details.
Die intensive Beobachtung war es dennoch, die uns geholfen hat, den Alltag mit ihm zu gestalten.
Für das Üben dieser grundsätzlichen Grundhaltung hast du reichlich Zeit. Denn im 1. Lebensjahr sind die Babys noch ganz viel mit sich selbst beschäftigt.
Wenn du mehr über konkrete Montessori-Materialien erfahren möchtest, dann schau bald wieder vorbei. Ilse wird in Kürze nochmal zu Gast hier im Blog sein und dann mehr über die Materialien erzählen, die euer Spiel bereichern können.
Hast du schon jetzt Fragen? An Ilse oder zu Montessori im Baby- und Kleinkindalter? Dann schreib gleich in den Kommentaren.
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Alles Liebe und bis bald,
~Tabea
- Montessori-Spielzeug im Baby- und Kleinkindalter - 10. Januar 2017
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