Geht es dir manchmal auch so? Du lebst gemütlich vor dich hin und dann fängt ein „Thema“ an, an deine Tür zu klopfen. Die ersten zwei, drei Mal bringst du noch gar nicht miteinander in Verbindung…
Doch dann kommt ein Einschnitt, der dich rüttelt und endlich wach werden lässt.
„Es ist dringend Zeit!“, scheint dich das Leben anzubrüllen.
So ging es mir in den vergangenen Tagen.
Weil es so laut wurde, schreibe ich dir heute einfach mal von meinen Erlebnissen und ich bin jetzt schon gespannt von dir in den Kommentaren zu lesen, wie es dir damit geht…
Es geht um das Thema „Wertschätzung in Form von Geld“ und in anderen Formen. Wir können wertschätzend kommunizieren und miteinander umgehen. Spätestens in der Gleichstellungsdiskussion sprechen wir über die Wertschätzung in den Gehältern.
In der Selbstständigkeit treffe ich mit den verschiedensten Menschen zusammen und in diesen unterschiedlichsten Kontaktpunkten, kam es auch immer wieder zum Thema Wertschätzung in Form von Geld.
Lass mich dir davon erzählen…
1. Wertschätzung in Form von Kursgebühren
Es begann am vergangenen Mittwoch in unserem Mama-Treff.
Wir sprachen – wie meistens – über verschiedene Themen, die im Leben als frische Mama so bewegen und neu sind. Dazu gehört auch, dass es die unterschiedlichsten Aktivitäten mit Baby gibt.
Oft sind es Kurse. Und die Kosten Geld.
„Viel Geld!“, stand dabei im Raum.
Pekip, Babymassage, Babyschwimmen, Kinderturnen, Spielkreis, Pikklergruppe, …die Angebote sind vielfältig.
Ebenso vielfältig können wir heute vergleichen – dank Internet. Land auf, Land ab werden da in Foren die Preise für einen Pekipkurs nebeneinander gestellt.
„Sind 48 EUR für 8 Treffen ok?“, fragt eine Mama
„Wir haben für 10 Treffen 90 EUR bezahlt.“, lautet die erste Antwort, ehe es in den weiteren Preisvergleich geht.
„15 Termine 58 Euro“
„Wir haben damals glaube ich mehr bezahlt.“
„Bei uns sollten es 90 EUR sein.“
„Wir hatten 10 Treffen für 95 EUR.“
„Wir haben für 10 nur 60 EUR bezahlt.“
„Ich kenn einen Anbieter, bei dem ist es umsonst.“
Und (nahezu) gratis erhalten wir als Eltern tatsächlich einiges. Offene Treffs, die staatlich gefördert oder ehrenamtlich getragen werden.
Auch die umfangreichen Hebammenleistungen kommen uns als Kassenleistung zugute, ohne unseren Geldbeutel zu berühren.
Auf diese Weise ist es möglich, dass uns allen – unabhängig von unseren finanziellen Möglichkeiten – weitreichende Angebote zur Verfügung stehen. Eine Vielzahl davon kann nur angeboten werden, weil die Familie der Person – meist sind es Frauen wie wir – nicht auf die Einkünfte angewiesen ist.
So können wir Veranstaltungen besuchen, die mit viel Herzblut geplant, vorbereitet und abgehalten werden.
Bei einem Kurs mit dem Baby empfinden wir 9 EUR für eine Kurseinheit möglicherweise als für zu teuer – im Vergleich mit weniger als 4 EUR. Dass zu der Kurseinheit meist noch einmal die gleiche Dauer an Vorbereitung, Nachbereitung und Fahrzeit gehört… dass Kinder in der Zeit gut betreut sein müssen und dass selbst bei einer Gruppe von 10 Teilnehmerinnen ein Bruttostundenlohn übrig bleibt, von dem nach Abzug von Steuern, Versicherungen und Gebühren weniger als der gesetzliche Mindestlohn bleibt?
Das Problem der Anbieterin?
Diese Frage wird jeder Kursteilnehmer und jede Anbieterin selbst beantworten müssen.
Auch in der Beratung von Eltern in den verschiedenen Aspekten des Elterndaseins kommt die Frage nach dem Wert einer persönlichen und individuellen Beratung immer wieder den Tisch.
Meine Kollegin Eva Wenger hatte bereits vor einiger Zeit dazu einen Artikel geschrieben und die Frage „Wie viel darf eine Trageberatung kosten?“ in den Raum gestellt.
2. Wertschätzung in Form von Unterstützung
Wir sprachen eine Weile darüber, als ich gefragt wurde, wie sich eigentlich der wöchentliche Treff finanzieren würde.
Tatsächlich gehört er zu jenen „gratis“ Angeboten, die land-auf, land-ab angeboten werden. Finanziert von Kliniken, staatlichen, städtischen oder gemeinschaftlichen Förder- und Finanzierungstöpfen.
So wird auch der Mama-Treff finanziert. In meinem Fall vom Landesprogramm „STÄRKE“, welches in Baden-Württemberg unterschiedliche Familienangebote fördert. Zumindest anteilig oder zeitweilig.
Und ich wurde von den Mamas gefragt, ob sie mich unterstützen können. Damit der Treff zukünftig umfassend finanziert wird und keine ehrenamtlichen Zeitanteile benötigt.
Doch genau das ist der Punkt.
Ich bin überzeugt, dass es nicht notwendig ist, die Finanzierung zu ändern.
Sehr gerne investiere ich all die Zeit, die für den Mama-Treff benötigt wird, denn er gibt allen Teilnehmerinnen die Möglichkeit einen Raum für Austausch und Tipps in der neuen Rolle als Mama zu finden.
Es ist mir offline genauso wichtig, Mamas mit den Fragen zu helfen, wie ich es hier im Blog tue. Der ist ja auch kostenfrei einsehbar.
Wertschätzung erfahre ich da also in Form von Unterstützung.
Indem von dir oder meinen Besucherinnen im Mama-Treff weiter erzählt wird, dass es meine Arbeit gibt und wo man mich findet. Oder indem ganz konkrete Infos geteilt werden.
3. Wertschätzung in Form von Sachleistungen
Erneut begegnete mir das Thema Wertschätzung dann auf einigen Blogs.
Denn wir Blogger erhalten nicht nur dein Vertrauen, wir erhalten auch regelmäßige Angebote von Firmen.
Die neue Marketingstrategie bedeutet, dass uns Bloggern Sachleistungen zur Verfügung gestellt werden. Mit einem Bericht darüber, garniert mit ansprechenden Fotos, soll auch bei dir das Bedürfnis geweckt werden
- einen Urlaub in dem schönen, vorgestellten Hotel zu genießen
- ein neues Spielzeug für dein Baby zu kaufen
- eine andere Aktivität, ein Erlebnis, Kleidung, Make-up und vieles mehr.
Auch für Buchrezensionen können Sachleistungen zur Verfügung gestellt werden. Ich selbst bin tatsächlich sehr dankbar, wenn ich ein Buch, welches ich für dich gerne rezensieren möchte nicht erst selbst kaufen muss.
Doch natürlich gibt es auch Schwierigkeiten, wenn diese Sachleistungen zur Verfügung gestellt werden. Denn wie ehrlich können wir sein, wenn wir etwas kostenfrei bekommen haben? Werden wir möglicherweise als undankbar wahrgenommen, wenn wir kritisch rezensieren und dann keine weiteren Angebote mehr bekommen?
Welche Verantwortung haben Elternblogger an der schönen, neuen Mama-Welt?
Diesen Fragen müssen wir uns stellen, wenn wir als Blogger Sachleistungen annehmen.
Darüber hinaus sind gesponserte Artikel-Erlebnisse allerdings meist nicht fair bezahlt. Zumeist sogar überhaupt nicht bezahlt.
Deshalb ist es sehr wichtig für jede von uns abzuwägen, welche Kooperationen möglich sind und wie weit unsere Bezahlung in Form von Sachleistungen gegen eine positive Meinung gehen darf.
Ob es noch wertschätzend ist.
4. Wertschätzung in Form von Selbstwertschätzung
Ich weiß nicht, wie es dir damit geht.
Aber ehe ich an mich selbst denke, kommen vorher meistens viele andere Menschen.
Außer wenn es ums Essen geht 😀 – da werde ich viel zu unausstehlich, wenn ich nicht auf mich achte.
Am deutlichsten macht sich meine manchmal noch fehlende Selbstwertschätzung in einem typischen Alltagsbeispiel, wie ich es vergangene Woche erlebte.
Mein Mann machte mich darauf aufmerksam, das er es schön fände, wenn ich mir mal wieder ein paar neue Klamotten kaufen würde – es wäre ja gerade auch vorgezogener Sale. Was für eine Gelegenheit.
Ja – ich shoppe nicht gern.
Online geht so lala – in Läden ist es fast noch schlimmer. Schon längstens wollte ich mir eine selbstwertschätzende Typberatung bei Sophie von Imageconsulting-Berlin machen. Bisher verfolge ich nur ihre Tipps im Blog.
Letztlich hatte ich mir den digitalen Einkaufswagen zwischen all den Spielunterbrechungen gefüllt. Am Freitag kam pünktlich zum Wochenende die Lieferung.
Den Vogel hab ich dann abgeschossen, als ich rumüberlegte, ob ich dieses eine Teil, welches mir sehr gefällt, welches aber einen ganz anderen Stil hat, als den, den ich bisher trage, behalten möchte.
Es ging um 15 EUR.
Ja – wir brauchen uns jetzt noch nicht einmal über Kleidungsstücke mit nachhaltigen Preisen unterhalten.
Es fällt mir leichter Geld für hochwertige Nahrungsmittel auszugeben, als für mein Aussehen.
Genau deshalb schreibe ich hier.
Denn diese Woche habe ich jetzt ein Kleidungsstück bestellt, um das ich schon eine Weile herumschlawänzle. Mal sehen, ob ich es an mir sehen mag 🙂
Zuvor noch einmal zurück zu letzter Woche.
5. Wertschätzung in Form von Verlässlichkeit
Am vergangenen Wochenende bekam ich dann eine Information, die mich ziemlich durcheinander gebracht hat.
Ein Mensch, mit dem ich vor kurzem Zusammen gearbeitet hat, hat ein paar essentielle Absprachen, die wir getroffen hatten in einer anderen Art verstanden oder ausgelegt, als sie vereinbart waren.
Mir selbst war es vor etwa 2 Jahren einmal ähnlich ergangen.
Mein Ehemann hat viele Talente die mich faszinieren. Handwerkliches Geschick gehört nicht dazu. Aber ich bildete mir ein, ein umgebautes Trofast-Stufenregal als Wickeltisch für unsere neue Wohnung haben zu wollen.
Im gleichen dunklen Farbton unserer Badmöbel.
Die Beauftragung erfolgte. Der fällige Betrag lies mich schlucken. Es war ein Vielfaches dessen, was der vorangegangene Auftrag gekostet hat.
Der war kleiner gewesen.
In meiner Laienhaftigkeit in Sachen Holz-Möbelstücke hätte ich den Arbeitsaufwand als 1,5fach eingeschätzt. Aber nicht als 3-4fach.
Da es keinen schriftlichen Auftrag gegeben hatte und auch keine Detailabsprachen, wäre ich streng genommen vielleicht sogar im Recht gewesen.
Aber dieser Mann hatte den von mir in Auftrag gegebenen Einsatz gezeigt. Das Ergebnis war nicht so perfekt abgeschliffen, wie beim ersten … aber hey.
Ich schluckte, erinnerte mich daran, dass ich diesen Wickeltisch gerne in dieser Form haben wollte und dass er seine Arbeitszeit für mich investiert hatte.
Die Verlässlichkeit ihm das erwartete Honorar zukommen zu lassen, tat meinem Geldbeutel in diesem Moment ganz schön weh. Und ich hatte etwas daraus gelernt. Meine Kundinnen erhalten immer zuvor auch eine schriftliche Mitteilung über die vereinbarten Honorare.
Mein Wort gegenüber dem Schreiner war verlässlich. Ebenso ist es mein Wort gegenüber Menschen mit denen ich zusammenarbeite.
Fazit in Sachen Wertschätzung
Die Form von Wertschätzung kann ganz unterschiedlich sein.
Sie ist die Begleitwährung bei allem, was wir uns gegenseitig mit auf den Weg geben.
Welche Rolle Geld dabei spielt, ist völlig unterschiedlich.
Das hängt dabei weniger von den Personen ab, die sich dabei treffen, sondern viel mehr von dem Kontext in dem wir uns treffen. Auf welche Verabredungen hin wir uns treffen.
Vor einigen Wochen hatte ich den technischen Hilferuf einer anderen Bloggerin – ich darf es sagen, es war Isabel von Magna-Mater – auf dem Bildschirm. Gern griff ich kurz zum Hörer und erklärte ihr eine Einstellung, die sie nicht gesehen hatte und sich nen Wolf frickelte.
Am Ende unseres Telefonates fragte sie, ob es eine Möglichkeit gäbe mir im Sinne eines „Energieausgleiches“ etwas Gutes zu tun.
Zuerst war ich überrascht.
Letztlich sehr dankbar.
Und ich habe etwas gelernt. Nämlich, dass es verschiedene Wege des Energieaustausches gibt, die wir ebenso bewusst kommunizieren können. Dazu gehört ebenso die Wertschätzung in Form von Geld, bei dem in meiner Verantwortung liegt damit so umzugehen, dass der Wert weiter fließen kann.
Manchmal kommt der Energieausgleich aber auch auf Umwegen… von einer ganz anderen Seite wieder zurück. Hat angeblich was mit Karma und so zu tun – kenn ich mich nicht aus.
Wichtig ist für mich einfach, dass wir – wenn wir einen Energieausgleich erwarten – darüber sprechen.
Das mache ich seit diesem Monat auch viel öfter und klarer. Dazu gibt es kostenfreie Impuls-Sessions, die genau dafür da sind … Mamas die mit mir arbeiten möchten, können abgleichen, ob sie unser beider Energieinvestition als stimmig erachten. Denn gerade in der Stillberatung geht es ja oft um Zeit, physische Kraft und emotionelle Ressourcen.
Und du?
Was hast du schon in Sachen „Wertschätzung“ lernen dürfen? Vielleicht hat dich das Leben bisher auf ganz andere Wertschätzungswege geführt oder du hat ein besonderes oder unscheinbares Wertschätzungserlebnis gemacht?
Was durftest du schon in Sachen „Wertschätzung“ lernen?
Erzähl mir davon doch in den Kommentaren. Ich freue mich von dir zu lesen!
Alles Liebe und bis bald,
~Tabea
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Liebe Tabea,
da ist er ja! Toller Artikel – einmal musste ich sogar sehr lachen, nämlich als es um die Kleiderfrage ging (die kenne ich nur allzu gut!). Ich wünsche Dir sehr, dass das neue Stück Dich gut kleidet und Dir gefällt.
Auch Du hast bei mir nachhaltig etwas bewegt, nämlich in der geschlossenen Diskussion, bei der ich mich impulsiv etwas weit aus dem Fenster gelehnt hatte und sich Dein Satz „Leben und leben lassen“ in meinen Frontallappen eingebrannt hat! Danke dafür. Danke auch für die Erwähnung (schau nochmal bei dem Link, der öffnet sich nämlich direkt auf Deiner Seite, statt im neuen Tab). Danke für Deine schnelle und unkomplizierte Hilfe damals :). Und vor allem: Danke für die großartige und so wichtige Arbeit, die Du leistet. Das Herzblut und Dein Engagement kommen direkt durch die Leitung hier an.
Weiter so und Herzensgrüße,
Isabel
Liebe Isabel,
ja – an diese Diskussion erinnere ich mich auch mit Freude 😀
Schön, dass wir uns gegenseitig so inspirieren 😉 ich freue mich weiter von dir zu lesen.
Bis bald,
~Tabea
Liebste Tabea,
du schreibst mir wiedereinmal sowas von aus der Seele!
Bzgl Kleidung vs. Essen setz ich die Prioritäten ganz genau so wie du (90% Second Hand, 80% Bio/Regionales hochwertiges Essen) – „Du bist was du ißt“ ist in meinen Augen einfach essentieller als „Kleider machen Leute“. „Wozu Sachen kaufen von Geld, was man nicht hat, um damit Leute zu beeindrucken, die man nicht mag?“ (aus „Immer die Andern“ von „die Kleingeldprinzessin“) 😀
Für mich ist da nur sekundär ein Zusammenhang mit Selbstwertschätzung, wenn ich mir Kleidung gönne – primär bin ich auf dem Gebiet glaub zu sehr Pragmatiker – sie muß primär ihren Zweck erfüllen, nämlich wärmen, bequem sein, zu mir passen, so dass ich mich drin wohl fühl – denn ich sag mir – wozu soll ich mich z.b. in nen Anzug zwängen, wenn ich das, was damit gemeinhin assoziiert wird, gar nicht vertrete? Das beißt sich irgendwie mit meinem Anspruch so authentisch wie möglich zu sein. Andrerseits hab ich z.b. in den letzten Jahren auch kleidungstechnisch ne Entwicklung von Erdfarben hin zu mehr Bunt gemacht, was wohl aber auch meine innere Entwicklung ein ganzes Stück weit wiederspiegelt. Trotzdem trag ich weiterhin überwiegend SecondHand um mehr Geld für inhaltlich wertvolle Lebensmittel übrig zu haben. Und ich fühl mich kein bisschen schäbig damit. Was nützt mir äußerer Schein, wenn meine Gesundheit wegen Mangelernährung den Bach runtergeht? Nix.
Bzgl faire Entlohnung von (mit Herzblut) angebotenen Dienstleistungen: Transparenz ggü. der Kundschaft ist da wohl das zielführendste, zumindest der kurze Hinweis, was einem netto nach Abzug aller notwendiger Geschäftsausgaben, Steuern, Versicherungen und co unterm Strich überhaupt in der Kasse bleibt (pro Stunde od Kurs / etc). Wie ja auch EvaWegener so schön schon aufgeschlüsselt hat. Um das Vorurteil in den Köpfen der Kunden, man würde sich am Honorar/Kursbeitrag persönlich übermäßig bereichern, gleich mal den Wind aus den Segeln zu nehmen, falls entsprechende Reaktionen kommen. Das trägt denk ich wahrscheinlich ein großes Stück zum Verständnis&Akzeptanz bei.
Das Thema geistert mir die letzten Tage auch wieder durch den Kopf – bzgl Haushaltshilfe:
Eine Mitbewohnerin, die selbst grad arbeitslos ist, hilft mir seit ein paar Wochen regelmäßig im Haushalt, nur – und da fangen meine Gewissensbisse an – will sie überhaupt keinen Lohn dafür (obwohl ich ihr diesen (in Form von Geld) explizit angeboten hab, als ich bei ihrem ersten Hilfseinsatz erwähnte, dass ich regelmäßig Unterstützung bräuchte, um mehr Zeit für mein Kind zu haben)… Hab selbst während dem Studium lang genug für z.T. noch nicht mal Mindestlöhne gejobbt um damit Miete, Essen, Krankenkasse zu finanzieren, und mich dabei mangels anderer Jobmöglichkeiten im Umkreis z.T. auch (vorübergehend) ausbeuten lassen… Daher will ich das auch keinem anderen zumuten (ist das erste Mal, dass mir jemand regelmäßig im Haushalt hilft). Daher hab ich nun schon die letzten Male immer viel Augenmerk auf Erfahrungs/Wissensaustausch und nebenbei Zustecken von div. Naturalien (war auch eh noch am Ausmisten gewesen) gelegt, womit ich ihr auch sichtlich ne Freude gemacht hab. Trotzdem hab ich Gewissensbisse bei der Vorstellung, ihr das gesamte Spektrum einer regelmäßigen Grundreinigung zu übertragen (wegen des Umfangs, mit der Qualität ihrer Unterstützung bin ich super zufrieden), weil das schon ca 3h pro Woche wären. Will halt niemanden ausbeuten…
Ich hab nun gestern von ner Freundin noch jemanden vermittelt bekommen, der Haushaltshilfe gegen Geld anbietet (und alleinerziehend ist) – so dass ich grad überlege, beides zu kombinieren – die bezahlte Haushaltshilfe für die wöchentliche Grundreinigung und meine Mitbewohnerin für einmalige Aktionen, Akutfälle (Geschirrtürme, Wäscheberge…) und Urlaubs-Pflanzengießen zu engagieren… Ich glaub das fühlt sich ganz gut an… Mal sehn was die Realität dann dazu sagt. 🙂
Ein anderer Aspekt im Zusammenhang von Wertschätzung und Geld – ist eine Anekdote aus meiner Schulzeit.
Mein Vater war immer sehr scharf darauf schnellstmöglich unsere frisch ausgegebenen Zeugnisse einzusehen. Seine Form der Wertschätzung äußerte sich dann so, daß wir für jede 1 und 2 einen gewissen Geldbetrag bekamen. Bei ner 3 und schlechter hieß es dann jedoch „Woran hat’s gfehlt?“.
Dies hinterließ bei mir jedes Mal einen bitteren, unangenehmen Beigeschmack. … Hätte mir viel lieber ne immaterielle, emotionale Wertschätzung gewünscht statt Geld und auch kein Nachbohren bei Noten, die ihm nicht gefielen (er hat sich aber auch das ganze Schuljahr über kein bißchen darum geschert, wies bei uns in der Schule grad lief…), war damals aber noch nicht in der Lage ihm das so ins Gesicht zu sagen…
Noch einiges aktueller, ein weiteres Beispiel bzgl „Wertschätzung“ durch meinen Vater:
Ich bin quasi pünktlich zum Studiums-Ende Mama geworden, immer noch in Elternzeit und hab dadurch im letzten Jahr vor der Schwangerschaft nix in den ALG I Topf eingezahlt geschweige denn Anspruch auf mehr als 300€ Elterngeld/Monat. Ergo leb ich grad von Hartz 4 und kümmer mich Vollzeit praktisch alleinerziehend um meine Tochter (16 Monate), die sich partout noch nicht fremdbetreuen lassen will (ich zwing sie auch nicht dazu, denn ihr Urvertrauen ist mir heilig).
Alle Eltern sollten eigentlich wissen, welch 24/7 Fulltime Job und ohne Urlaubsanspruch das ist. Bei meinem Vater scheint das nicht der Fall zu sein – sonst käm er wohl kaum auf die Idee, im Kontext des Verfassens seines Testaments, mich einfachmal kurzerhand komplett enterben zu wollen. Mit dem Argument, er wolle „auf gar keinen Fall, dass Gelder von ihm auf irgendeine Art und Weise zur Finanzierung von „Nichtstun“ (wörtlich) verwendet werden müssen“ (er unterstellt mir einfach stillschweigend, dass ich noch bis zum Ende seiner Tage von Hartz 4 leben werde – falls er schwer krank geworden sein sollte, wär mir das neu)… Klar – keiner weiß sicher, wann sein letztes Stündlein geschlagen haben wird – aber was ist wichtiger? Materieller Besitz, der einem im Grab eh nix mehr nützt – oder das Wohl der eigenen Kinder und Kindeskinder – und ein respektvoller, empathischer Umgang auf Augenhöhe mit diesen, so dass diese einen in positiver Erinnerung behalten?
Zuletzt noch ein Gedanke zum Aspekt Wertschätzung und Verlässlichkeit:
Ich versuche stets nur Zusagen zu machen, die ich auch mit annähernd 100%iger Wahrscheinlichkeit einhalten kann
andersherum macht es mich dann aber extrem wütend, wenn ich mich dann auf die Zusagen anderer verlasse, die diese dann aber nicht einhalten.
So jüngst geschehen – ich war mit Kind und Kegel den ganzen letzten Winter über verreist – ein Mitbewohner bietet von sich aus sogar an, sich währenddessen um die Pflege meiner Pflanzen und Tiere (Fische, Schnecken) zu kümmern und bringt auch die Fachkompetenz dazu mit, zusätzlich wies ich ihn auch detailliert ein (er selbst hält Ziegen, so daß ich ihm bzgl der Pflege von Tieren eine gewisse Zuverlässigkeit zugetraut hab).
1 Monat nach der Abreise erfahr ich dann, dass sich plötzlich ein Kumpel eines anderen Mitbewohners kurzerhand (ohne meine Zustimmung) in meinem (WG)Zimmer einquartiert hat und er darum die Pflege meiner Schützlinge kurzerhand (ohne meine Zustimmung) an diesen deligiert habe. Mein prompter Widerspruch gegen sowohl als auch (Zimmer bewohnen und Pflege delegieren) wurde einfach stillschweigend ignoriert (hatte keine Kraft + andere Sorgen und somit keine Kapazitäten für wöchentliche Konrollanrufe, fänd ich grundsätzlich eigentlich auch sehr übertrieben)… Das Ende vom Lied war dann dass der ungebetene Untermieter kurz nach Weihnachten einfach sang und klanglos abgehauen ist – nochmal jemand drittem, von dem er genau wußte, dass ich mit dem auf Kriegsfuß stehe, meinen Zimmerschlüssel in die Hand gedrückt hat – und sich dann erstmal wochenlang niemand um meine Schützlinge kümmerte, nicht mal der, ders ursprünglich angeboten hat. Fazit – die Schnecken alle tot (vertrocknet, verhungert, unterkühlt), das Aquarium wär um ein Haar komplett ausgetrocknet (zum Glück sind meine Fischlis super robust) und die Hälfte meiner Pflanzen vertrocknet/erfroren/zu wenig Licht. Dessen nicht genug – das ganze Zimmer bis in den hintersten Winkel auf hirnloseste Weise auf den Kopf gestellt, Inventar auf den Dachboden, ins Zimmer einer Mitbewohnerin und was weiß ich wohin (nicht alles wieder aufgetaucht) verschleppt. Keiner hielt es für nötig, mich überhaupt darüber zu informieren.
Gleich nach unsrer Rückkehr versuchten mich dann zuletzt noch der Mitbewohner, der sich eigentlich hätte um meine Schützlinge kümmern sollen und der, der den Schlüssel zuletzt hatte (die beiden sind befreundet), mich sehr vehement zu bearbeiten, dass ich unserem Vermieter gegenüber (wg Nebenkosten) die Klappe darüber halte, was vorgefallen ist… Das riecht mir verdammt streng danach als ob da wer (aus schlechtem Gewissen? Oder wohl eher aus Angst, sie könnten für die offenen Nebenkosten, die durch den ungebetenen Untermieter entstanden, zur Kasse gebeten werden…) heraus seinen eigenen Arsch retten will… Angeblich „um mir zu helfen“…
Beim Aufräumen haben sich v.a. diese beiden trotz mehrfacher Aufforderung meinerseits massiv drum herum gewunden, mitzuhelfen – dadurch zog sich das Chaos noch nen ganzen Monat hin, die aufgetankte Energie zerrann und die Sehnenscheidenentzündung an meinen Handgelenken flammte wieder auf..
Wie würdet ihr am klügsten mit einer solchen Situation umgehen?
Alles Liebe,
Sarah
Liebe Sarah,
mensch – ich hatte total vergessen dir hier zu antworten.
Ja – manchmal ist es wirklich nicht leicht eine gute Reaktion zu finden.
Im „Pure Mama-Essenz“ Kurs haben wir diese Woche ja eine Übung gemacht, die mir da immer wieder hilft mit der Frage „Wie mache ich es leicht“.
Dazu darf es auch gehören, dass die Reaktion nicht sofort kommt, sondern erst später. Oder dass sie erst kommt und wir sie dann tatsächlich auch mal relativieren, wenn sie zu heftig war.
Gut ist es sicherlich auch, Stück um Stück – jeden Tag ein kleines Bisschen die eigenen Grenzen besser klar zu bekommen und zu kommunizieren. Dabei auszuprobieren, zu tüfteln – so wie die Kinder es machen.
Gibt dir das eine Idee?
~Tabea