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Stillen, wenn die Muttermilch fehlt? – Die Geschichte einer Stillzeit

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Kann eine Mama in unseren Breitengraden nicht Stillen, so gibt sie das Fläschchen. Das ist die übliche, von der Gesellschaft angenommene Variante, wenn Mama keine Milch hat.

Die Wahrheit ist, dass bis dahin meist schon ein konfliktreicher Leidensweg hinter Mama & Baby liegt. Denn irgendwie ist es ja dazu gekommen, dass die Milch nicht genug war.

Das Ruder der Milchproduktion herumzureißen ist manchmal möglich.

  • Selbst, wenn zu wenig Brustdrüsengewebe diagnostiziert wurde.
  • Selbst, wenn Abstilltabletten genommen wurden.
  • Selbst, wenn die Vorzeichen ebenso unklar sind, wie der Weg, den es dabei zu beschreiten gilt.

Stillberaterinnen auf der ganzen Welt begleiten immer wieder ähnliche Situationen.

Den Wunsch die Milchproduktion wieder anzukurbeln, kann das Umfeld meist nicht verstehen. Die Angst vor Überforderung, vor Erfolgsdruck, vor einem Hunger leidenden Baby ist groß, wenn wir in der Beratung über Re-Laktation sprechen.

Doch auch ohne diesen Druck ist es möglich, die Eigenschaften des Stillens zu nutzen, welche die Flasche eben nicht geben kann. Halt und Trost zu spenden. Selbst ohne Muttermilch.

Kimberley erzählt, wie sie ihr zweites Kind stillte, nachdem die Muttermilch bereits versiegt war. Ihr ganz persönlicher Bericht ist der Teil einer Serie von Stillgeschichten. Jede Erfahrung ist ein wenig anders oder sogar völlig anders. Meine Kommentare und Erläuterungen dazu wirst du an der – pinken – Schriftfarbe erkennen können.

Ein unfassbar schwerer Start

kimberly-portraitMonde und Jahre vergehen, aber ein schöner Moment leuchtet ein Leben lang hindurch.”

Es gab nichts schöneres als die Vorstellung ein zweites Kind bald in den Armen halten zu dürfen.

Erinnerungen an die erste wunderschöne Geburt flogen im Kopf umher und die Freude auf die anstehende Geburt wuchs mit jedem Tag. Doch es sollte alles nicht so kommen wie gewünscht.

Trotz harmonischer Denkweise & entspannter Vorbereitung erlebten wir die Geburt als etwas schreckliches und das Gefühl der Glückseeligkeit wurde von Angst, Schmerz & Sorge bedeckt. Nun war er da, vollkommen und wunderschön.

Er hatte einen unfassbar schweren Start.

Planung und Realität können so leicht durcheinander gewirbelt werden. Das macht es doppelt schwer zu verstehen, wenn der Start anders kommt als er vielleicht visualisiert war.

Meine Empfindungen waren so ganz anders als bei meinem ersten Kind.

Nach dem ich meinen Sohn durch eine Schulterdystokie (Schulterdystokie ist ein seltener Notfall, der am Ende der zweiten Geburtsphase auftreten kann. Es hängt damit zusammen, wie das Baby seinen Weg durch die Vagina auf die Welt macht. Man spricht von Schulterdystokie, wenn der Kopf des Babys geboren wurde, aber eine seiner Schultern stecken bleibt oder beide Schultern quer liegen) nicht atmend auf die Welt brachte, völlig geschwollen und blau, saß der Schock so tief, dass ich kaum aufnahmefähig war.

Plötzlich Panik bei der Frage nach dem Stillen

Nach dem ich ihn nun in den Armen hielt, das Massaker genäht wurde und ich die Frage hörte, ob ich gern stillen möchte, reagierte ich völlig panisch. Und so bekam mein Sohn die Flasche.

Offenbar war niemand da, der den Schock von Kimberly erkannte.

In manchen Kliniken wird heute das “physiologische Abstillen” praktiziert, welches Raum & Zeit für die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen lässt.

Bereits nach 1 1/2 Wochen merkte ich, wie sehr ich mich nach dem stillen sehnte.

Als Gefangene des Traumas, das uns beide steuerte, drängte ich diesen Gedanken immer wieder beiseite. Unser kleiner benötigte manuelle Therapie aufgrund schwerwiegenden Blockaden.

Er schrie vor Schmerzen und mein Befinden, welches ich lange vor mir herschob, entpuppten sich irgendwann als Depressionen. Es war so unfassbar belastend.

Unser Erstgeborener zu dem Zeitpunkt 21 Monate, kam völlig zu kurz. Unsere Bindung war plötzlich so anders und ich war nur noch in der Lage zu weinen.

Ich wusste es könne nicht so weiter gehen, ich musste für mich und meine Familie stark sein.

Im Wochenbett sind Schatten & Licht manchmal sehr nah beieinander. Der gleichnamige Verein ist deutschlandweit aktiv und vermittelt regionale Kontakte.

Journaling alsVentil für die eigene Gefühlswelt

Ich fing an jeden Gedanken aufzuschreiben als alle schliefen, ich recherchierte und stieß auf das Buch: “Emotionale Narben aus Schwangerschaft und Geburt auflösen: Mutter-Kind-Bindungen heilen oder unterstützen“* von Brigitte R. Meissner.

Die wertvolle Herangehensweise die von Frau Meissner gelehrt wird, macht es möglich, zu einem frühen Zeitpunkt das Re-Bonding mit deinem Baby zu erleben. Sie kommt bei Stillproblemen zum Einsatz, nach Kaiserschnitt, nach einer traumatisch erlebten Geburt und in anderen Situationen.

Das besondere: sie wirkt unabhängig vom Alter deines Babys – auch wenn es längst dem Babyalter entwachsen ist.

Während ich also das Buch aufsog, fand ich uns in jedem Kapitel wieder und beschloss ihre Methoden des Heilgesprächs & Heilbads auszuprobieren.

Heilgespräch, Heilbad und das Anknüpfen an den Herzensfaden sind die 3 Bestandteile der Arbeit im Bindungswiederaufbau und bei der Heilung der entstandenen seelischen & emotionalen Wunden.

Sie können eigenständig, angeleitet oder begleitet durchgeführt werden – ganz nach den individuellen Bedürfnissen.

Heilgespräch, Heilbad & das Anknüpfen an den Herzensfaden

Es tat unheimlich gut seine Gedanken los zu werden, zu weinen und zu wissen, dass das kleine Wesen, welches dir zu hört ganz genau weiß wovon man spricht.

Das Heilbad hatte auf uns beide eine rekonstruierende Wirkung der Geburt, das Ankommen auf dieser Welt .

Arbeiten mit bewusster Kommunikation stammt aus der Arbeit der Kinderpsychoanalyse und wurde in den Baby-Heilprozess übernommen.

Ein Verständnis der Worte geschieht dabei beim Baby viel mehr emotional, statt rational. 

Nackt und eingekuschelt genossen wir jede Sekunde & als ich ihn so eingekuschelt auf mir liegen sah verspürte ich dieses Gefühl ihn zu stillen.

Das Heilbad wiederholten wir einige Male und ich wusste es gäbe eine Alternative das “trocken Stillen”.

Das “trockene Stillen” ergänzt das Bondingbad auf eine höchst natürliche Art und Weise, selbst wenn keine Milchproduktion vorhanden ist.

Abhängig von der persönlichen Situation kann es der Beginn des Stillens werden, oder weiterhin für den Bindungsaufbau genutzt werden.

In vielen Fällen kann es sogar zu einer Milchproduktion kommen, aber das war gar nicht mein Wunsch. Ich wollte mich nicht unter Druck setzen. Wir genossen einfach dieses gemeinsam Moment den wir nach jedem Heilbad hatten & es war etwas wundervolles, einzigartiges.

Etwas was uns den Schmerz, die Trauer & die Erinnerungen nahm.

Konfrontation mit abwertenden Reaktionen

“Nicht normal” .. diese Reaktion bekam unser Heilungsprozess, unsere Heilungsmethode.

Das “trockene Stillen” ist in unseren Breitengraden völlig unbekannt. Die weibliche Brust hat eine höchst sexuelle Stellung in der Gesellschaft erhalten.

Entsprechend sind die Reaktionen von Unglauben bis Ablehnung gar nicht ungewöhnlich. Wichtig ist es hier, für einen persönlichen oder fachlichen Rückhalt zu haben, um eine größtmögliche emotionale Sicherheit für alle Beteiligten zu gewährleisten.

Am Anfang war es für mich sehr schwer damit umzugehen, aber tief in meinem Herzen wusste ich es ist das Richtige völlig egal, was andere davon halten.

Es war Balsam für unsere Seelen und nichts und niemand konnte nachempfinden was wir fühlten. Es tat uns beiden einfach unheimlich gut, schon nach wenigen Malen zeigte sich zum Schreien eine deutliche Verbesserung.

Das Ablegen war plötzlich kein Kampf mehr, er strahlte mit jedem mal das man ihn ansah & auch die allgemeine Zufriedenheit stieg an.

Nun sind 4 Monate seit der Geburt vergangen und uns beiden geht es gut. Unsere Familie hat sich gefunden, jeder hat seinen neuen Platz eingenommen und in den Momenten in denen ich meine Söhne betrachte weiß ich das Wunder möglich sind!


 

Die Geschichte von Kimberley hat mich sehr berührt. Gerade weil sie nicht wusste, dass die Baby-Heilbäder Teil meiner stillberaterischen Arbeit sind. Ich finde die Beschreibung ihres Erlebens wieder in der Beobachtung der Mama-Baby-Paare, die ich mit dem Bondingbad unmittelbar begleiten oder zur selbst angewandten Durchführung anleiten durfte.

Vielleicht kennst du eine Mama, der die Erfahrung von Kimberley weiterhelfen kann, dann verlinke ihr gerne diesen Stillbericht.

Oder du hast selbst eine “bunte” Stillerfahrung gemacht…

Mich interessiert: Warum hast du dich für einen “untypischen” Stillweg entschieden? Erzähl uns davon in den Kommentaren!

Kimberley und ihre Familie hat einen guten Weg für sich gefunden. Dabei wünsche ich von Herzen weiterhin alles Liebe & Gute.

Du kannst mir übrigens gern jederzeit eine eMail schreiben mit eurer Stillgeschichte. Als Statement für die Vielfältigkeit des Stillbeginns, kann sie hier im Blog einen Platz finden. Schreib mir auch bei Fragen einfach eine eMail.

Alles Liebe und bis bald,
~Tabea

PS: hier findest du weitere Stillgeschichten vollgepackt mit Tipps

Quelle:
Das Babyheilbad ist Teil eines 3-schrittigen Prozesses den du ausführlich im Buch von Brigitte R. Meissner “Emotionale Narben aus Schwangerschaft und Geburt auflösen“* kennenlernen kannst.

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein