Das Einschlafstillen ist das perfekte Komplettpaket von Nahrung, Nähe, Wärme, Kontakt, Rhythmus, Sicherheit, eigener Oxytocin-Ausschüttung und schlafmittelähnlicher Substanzen aus der Muttermilch. Einschlafbegleitung ohne Stillen ist der Wunsch vieler Eltern, aus unterschiedlichstem Anlass.

Wichtig zu wissen ist, dass (Ein-)Schlafen kein erlerntes Verhalten ist, sondern ein Entwicklungsprozess. Dieser dauert physiologisch mehrere Jahre.

Im 1. Lebensjahr kommt zudem hinzu, dass sich die Gehirnmasse deines Kindes verdoppelt. Im Schlaf! Denn im typischen Baby-Schlaf-Rhythmus und in der Art der Schlafstadien die ein Baby im Schlaf durchläuft, wächst das Gehirn einfach optimal.

Alles was in der letzten Wachphase erlebt und entdeckt wurde, wird hier gefestigt.

Ebenfalls gefestigt werden negative Erlebnisse – weshalb von allen Methoden die mit Frustration und Distanz arbeiten abzuraten ist! “Schlaflernprogramme greifen tief in die seelische Entwicklung des Kindes ein und hinterlassen Spuren.” schreibt Katrin Brandt im Focus dazu.

Grundsätzliche Prinzipien

Die Übergangssituation in den Schlaf bedeutet: völliges Loslassen. Entspannung braucht für Babys Sicherheit und Begleitung!

1. Einmal satt bitte

Ohne Stillen einzuschlafen darf nicht heissen, dass dein Baby hungrig einschlafen muss. Das geht nämlich nicht! Wenn du das Stillen vom abendlichen Einschlafen trennen möchtest, suche dir einen alternativen Platz zum Stillen.

Sollte dein Baby dabei schon so müde sein und einschlafen, ist der nächste Punkt wichtig.

2. Der 20 Minuten Trick

Die Schlafphasen deines Babys reihen sich anders als bei uns Erwachsenen. Dein Baby befindet sich etwa 20 Minuten lang in einer Leichtschlafphase. Ablegen ist in dieser Zeit riskant.

Das Erreichen des Tiefschlafes kannst du testen, indem du z.B. den Arm am Hemdsärmelchen anhebst. Ist der Arm schwer, kannst du es mit dem Ablegen probieren. Tipps dafür weiter unten.

3. Unnatürlicher Schlafrhythmus

Hast du gewusst, dass unser 8-Stunden-Nachtschlaf-Rhythmus gar nicht sooo natürlich ist? Er ist viel mehr eine Entwicklung als Anpassung an die Umstände, die mit der Industrialisierung und den Öffnungszeiten der Betriebe in unser Leben kam.

4. Brücken in den Schlaf

Babys die friedlich Schlafen und diesen Frieden auch innerlich spüren, haben die Erfahrung großer Sicherheit erlebt. Welche 13 Brücken beim Übergang in den physhiologischen Babyschlaf helfen, habe ich bereits einmal erklärt.

5. Sicheres Schlafen im 1. Lebensjahr

Alle Schlafempfehlungen weisen auf die Notwendigkeit hin, dass dein Baby im 1. Lebensjahr zu seiner Sicherheit im Elternschlafzimmer schlafen sollte! Ein Ausquartieren ist bei passender Gestaltung der Schlafplätze auch häufig gar nicht erforderlich.

Mehr zu den Empfehlungen zum sicheren Babyschlaf findest bei 1001kindernacht.

Liebevolle Einschlafbegleitung ohne Stillen

Die Einschlafbegleitung ohne Stillen zu gestalten, heisst nicht automatisch, dass dein Kind auch nachts nicht mehr Stillen würde. Die Nächte ohne Stillen (oder Prenahrung) auszukommen ist ebenfalls ein Entwicklungsschritt, den man nicht herbeizwingen kann.

Vor allem auch im 1. Lebensjahr wird vom nächtlichen Abstillen dringend abgeraten! Hier wäre eine Umstellung auf Flaschennahrung notwendig.

Die Liebevolle Einschlafbegleitung umfasst auch ohne Stillen viel Präsenz, Fokus und Ruhe.

6. Ritual

Abhängig vom Alter und Charakter deines Stillkindes kann ein Ritual hilfreich sein. Es geht nicht um etwas aufwändiges, oft reicht einfach die gleichbleibende Abfolge bestimmter abendlicher “To-do’s”

Z.b. Nach dem Abendessen die Rollos herablassen, um die Melatoninausschüttung zu fördern. Der Verzicht auf künstliches Licht. Handy aus (blauer Monitor). Gesprochen wird in gedämpfter, tieferer, sonorer Stimme. Stillen im Stillstuhl. Zähneputzen. (Oder anders herum, falls dein Kind aktuell beim Stillen noch einschläft).

Es gibt darüber hinaus auch Babys, die für Rituale wenig empfänglich sind. Dann kann es sein, dass es erfolgsversprechender ist, wenn du ganz auf die aktuellen Bedürfnisse eingehst.

Danach…

7. Tragen

Das Einschlafen in der Trage oder dem Tragetuch kann jede Bezugsperson übernehmen.

Einer der Vorteile, den manche Eltern hierbei nutzen ist, dass es überhaupt nicht stört die Zeit zum Kochen oder Wäsche hängen zu nutzen.

8. Kuscheln

Das Spielen bis zum kuschelig werden und dann in sonorer Stimme kuschelnd brummen, singen, Geschichten erzählen oder einfach meditieren und gleichmäßig atmen.

Manche Kinder schlafen hierbei ganz wunderbar ein.

9. Wiegen

Gehalten-sein bringt Sicherheit. Beim Wiegen ist oft gar nicht viel Bewegung notwendig, die kann dein Baby sogar zusätzlich unruhig machen. Wichtiger ist, dass du ganz bei dir und deiner Atmung bist.

10. Spaziergang

Manche Kinder schlafen ohne Stillen in den heimischen Wänden einfach gar nicht gut ein. Ein abendlicher Spaziergang mit Trage oder Kinderwagen kann helfen.

11. Pezziball

Der Pezziball wird von vielen Eltern als bequemer Platz für die Einschlafbegleitung empfunden. Er kann aber auch gegenteilig wirken und viel Unruhe in die Begleitungssituation bringen!

Es geht also nicht darum, dein Kind ruhig zu hopsen, sondern in Ruhe zu begleiten.

12. Pucken

Das Pucken ist eine Wickelmethode, die “Selbst-Weck”-Situationen durch unwillkürliche oder reflektorische Zuckungen deines Babys unterdrücken soll. Außerdem wird damit das Gefühl des eng gehalten werdens simuliert.

Wichtig ist: es ist eine Simulation und kein Ersatz. Dein Baby braucht tatsächlich aber einfach menschliche Nähe.

Pucken kann helfen zu entlasten, sollte aber überdacht werden, wenn es zum one-and-only wird.

Ebenfalls wichtig: eine hüftschonende Pucktechnik wählen.

13. Einschlafplatz

Häufig stellen wir uns recht genau vor, wo unser Baby einschlafen soll. Aber hast du schon einmal daran gedacht, dass dein Baby dazu eine eigene Meinung hat?

Natürlich hört es sich verlockend an: Baby schläft im Bettchen ein und dort weiter. Job done.

Die Wahrheit ist aber: bis dein Baby nachts völlig eigenständig ist, vergeht noch etwas Zeit.

Und nachdem es primär dein Wunsch ist, dass ihr euch von dem Einschlafstillen löst, darfst du gerne über eine großzügige Kompromissbereitschaft beim gewählten Einschlafplatz zeigen.

Das kann also auch beim Spielen auf dem Boden sitzend sein.

Oder im Garten.

Manche Mamas haben sich letztlich gegen das Einrichten eines Stillstuhles entschieden und die Einschlafbegleitung doch weiter mit Einschlafstillen zu gestalten. Aber: auf einer sicheren, großen Liegefläche umgesetzt. So, dass sie nach der Begleitung wieder aufstehen konnten…

Wichtig ist, dass die Schlaffläche genug Platz für euch beide bietet und die Eigenschaften eines sicheren Schlafplatzes erfüllt!

…und, sie haben angefangen, konstruktiv zu nutzen, wenn das Baby nur mit Brust einschläft.

14. Ablegen

Eine Zitterpartie ist häufig der Versuch das Baby abzulegen. Weiter oben habe ich dir schon über das 20-Minuten-Zeitfenster erzählt.

Der Ablegeplatz sollte zudem mindestens genauso warm wie deine Arme sein, in denen dein Spatz eingeschlafen ist. Kälte ist ein Aufwachreiz.

Für viele Kinder darf der Schlafplatz auch nicht ganz still sein. Ebenfalls aber natürlich nicht mit plötzlichen Geräuschen – beides sind Aufwachreize.

Manche Kinder brauchen es völlig Dunkel zum (ein)schlafen. Zumindest phasenweise. Eine tiefstehende, durch die Rollos leuchtende Sonne verhindert da schnell das einschlafen – zusätzliche Verdunklungsrollos können helfen.

Beim Ablegen selbst kann es helfen, wenn du erst einmal sehr körpernah bleibst, so lange, bis dein Stillkind “angekommen” ist und zurück in den Tiefschlaf gefunden hat.

 

Wenn du anfängst dich in dein Kind und die natürlichen, sicherheitsgewährenden Aufwachreize hineinzudenken, kommen dir vielleicht noch weitere Ideen. So kannst du Stück um Stück eure Einschlafsituation gestalten.

Bis sie sich entwicklungsbedingt erneut ändern wird.

Muss die Einschlafbegleitung ohne Stillen überhaupt sein?

Wer mich ein wenig kennt weiss: ich hinterfrage sehr gerne!

Das liegt nicht daran, dass ich dich in deinem Wunsch oder euch als Familie nicht ernst nehmen würde! Vielmehr liegt es daran, dass ich genau das tue!

Der Wunsch, dass

  • der Papa eine ebenso innige Bindung zum Baby findet
  • der Papa entlasten kann
  • die Nächte weniger anstrengend werden
  • du auch mal weggehen kannst
  • du wieder zum Sport kannst
  • dein Baby nicht so völlig abhängig von dir ist
  • du auf eine Dienstreise kannst

….alles mögliche kann hinter dem geäußerten Wunsch nach alternativen Einschlafbegleitungsmethoden ohne Stillen liegen!

In der Beratung während der Stillzeit gehören auch diese Fragen essentiell zu meiner Arbeit! Bei meinem Online-Programm NOW! dreht sich alles darum, die Bedürfnisse wieder in die Waage zu bringen.

Ich bin mir sehr sicher – auch du wirst das schaffen!

Schau gern auch nochmal genauer hin, was du gerade einfach brauchen kannst … sorge gut für dich und du kannst besser das geben, was dein Kind gerade von dir braucht.

<3

Alles Liebe,
Deine Tabea

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein
  • Liebe Tabea,

    Danke für diesen verständnisvollen Artikel, der unterschiedliche Bedürfnisse von uns Menschen (klein und groß) miteinbezieht.
    Wir machen es so: Wenn ich zuhause bin, stille ich. Und meistens schläft der Kleine dabei ein. Manchmal klappt das aber auch nicht, und dann übernimmt der Papa, schuckelt und kuschelt, und nach ein wenig Meckern kommt früher oder später der Schlaf. Die wenigen Male, die ich bisher abends ausgegangen bin, hat es ähnlich (dann mit Muttermilch-Fläschchen) funktioniert. Ich bin total froh, dass wir alle drei stillen können, denn das macht uns alle freier und erlaubt unterschiedliche Konstellationen.

    Liebe Grüße, Gesche

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