Die Frage, ob Tee für Babys geeignet ist und ab wann Babys Tee trinken dürfen, kommt ganz häufig auf. Viele verschiedene und kontroverse Empfehlungen kursieren dabei unter medizinischem Fachpersonal und somit auch unter Mamas.
Ehe ich näher auf die Frage eingehe, möchte ich dir daher eine Geschichte erzählen.
Es ist etwa eine Woche her.
Mein Mann kommt geschockt nach Hause. Also wirklich richtig irritiert und voller Mitteilungsdrang. Seine Fahrten zur Hochschule erledigt er fast immer mit dem Zug. Da sieht er einiges… aber diesmal war es anders.
Völlig fassungslos beschreibt er die Situation die er beobachtet hat.
Während der Fahrt konnte er sehen, wie ein 1jähriger Bub vor den Augen seiner Mama einen Cheesburger gegessen hat.
Er will schon weiterwettern, da zieht unser Sohnemann die volle Aufmerksamkeit auf sich. Schließlich sind die Zeiten mit Papa am Abend rar. Da ist keine Zeit Mama & Papa in Smalltalk verfallen zu lassen.
Meine Gedanken hingegen gehen zu einer Aussage, die vom spanischen Kinderarzt Carlos Gonzales stammen soll. Er muss es in einem Vortrag zum Thema Beikost einmal so formuliert haben. Ihm wurde eine Frage zu der damals noch recht neuen Beikostform des Baby-led-weaning gestellt, bei der viele Lebensmittel – insbesondere Gemüse – gerne in Stick-Form gegeben werden.
Teil dieser Beikostform ist, dass (fast) alle Lebensmittel von Anfang an erlaubt sind. So wie es im Bereich „Brei“ inzwischen an sich auch angekommen ist – doch das soll hier nicht das Thema sein.
Ob man dann auch Pommes geben dürfe – war die Frage.
Gonzales antwortete wohlüberlegt und dennoch für viele nicht nachvollziehbar.
Natürlich sei auch das Essen von Pommes im Beikostalter möglich, soll er geantwortet haben.
Seine Begründung war simpel. Um viele Ecken muss sie sinngemäß folgendem entsprochen haben: In einer Familie, in der viel Fast-Food konsumiert wird, wird die Ernährung nie einer ausgewogenen ökologischen Ernährung gleichen. Ein paar Monate hin oder her machen da im Verlauf eines ganzen Lebens kaum noch einen Unterschied.
Was hat die Geschichte über den Cheesburger mit Babytee zu tun?
Als Eltern stehen wir unter einem enormen Druck alles richtig machen zu wollen.
Entweder wir machen uns diese Auflage selbst, oder wir bekommen sie „von außen“ auferlegt.
Wir wollen unserem Bauchgefühl vertrauen. Unserem Mutterinstinkt. Gleichzeitig wollen wir der Hebamme oder dem Arzt vertrauen, der uns betreut.
Dann werden wir konfrontiert mit der Packung Babytee in der Abteilung mit den Windeln und dem Babyzubehör – auf dem steht „ab der 2. Lebenswoche“. Er heißt „Bäuchleintee“, „Bauchwohl“, „Wohlfühltee“ oder macht klar, dass er für Babys ist.
Es gibt ihn als Pulver oder Beutel.
Kein großes Budget – da landet er schnell mit im Wagen. Könnte man ja vielleicht brauchen. Außerdem soll er dem Baby ja gut tun.
Und: man hört so viel darüber, dass viele Babys unter Bauchweh leiden würden und viel weinen. Von Koliken ist häufig die Rede.
Also – was ist das nun mit dem Tee?
Es wird doch wohl nicht verkauft werden, wenn es giftig oder gesundheitsschädlich für die Babys wäre.
Oder doch?
Was bewirkt Tee im Körper vom Baby?
Das Ziel bei der Verwendung von Fencheltee ist, dass Bauchschmerzen gelindert werden.
Bei Untersuchungen von Weinenden Babys konnte jedoch keine sichtbare Veränderung im Darm festgestellt werden, welche den Einsatz von Wirkstoffen rechtfertigt.
Darüber hinaus kann Fencheltee – wenn er wirkt – wie jedes Medikament auch eine gegenteilige Wirkung auslösen. Er sollte also mit großer Vorsicht gegeben werden. Er kann auch Bauchschmerzen auslösen.
Grundsätzlich bewirkt Tee aber noch etwas ganz anderes: das Fassungsvermögen des Magens deines Babys ist begrenzt. Er ist darauf ausgelegt pro aufgenommener Flüssigkeitsmenge auch eine gewisse Anzahl von Kalorien zu erhalten. Durch die zusätzliche Gabe von Tee in der „Vollstillzeit“ reduzierst du seine Kalorienaufnahme künstlich.
Von Diäten wissen wir längst, dass unser Körper ein Hungernot-Programm kennt – eine Maßnahme die in keiner Lebenssituation sinnvoll ist. Schon gar nicht bei einem so kleinen Babykörper, der im 1. Lebensjahr sein Körpergewicht & sein Gehirngewicht vervielfacht und auf jedes bisschen Kalorien angewiesen ist.
Welchen Tee darf man dem Baby geben?
Wenn dennoch Tee gegeben werden soll, solltest du darauf achten, dass er
- biologisch angebaut und idealerweise von einem unabhängigen Testinstitut getestet wurde.
- kein Zucker enthalten ist, weder Kristallzucker, noch andere Zuckerarten wie Glucose, Fructose, usw. die sich auch noch heute häufig in Tees verstecken.
- Besondere Vorsicht ist geboten wenn der Tee die Aufschrift „ohne Kristallzucker“ enthält
Tee ist in den letzten Jahren immer wieder in die Kritik geraten, weil er unter anderem Giftstoffe enthält, welche unter dem Verdacht stehen Krebs zu erregen. Exakte Studien fehlen dazu zwar noch, aber dennoch hat das Bundesamt für Risikobewertung bereits 2013 eine Warnung herausgegeben, die auch Babytee betrifft.
Darf man Pre-Nahrung mit Tee anrühren?
Ein Grundsatz mit dem ich selbst ausgebildet wurde, war „keine Medikamente in die Nahrung mischen“. Das galt für alles – denn die Dosierung ist in diesem Moment ja nicht mehr wirklich steuerbar – abhängig davon wieviel dein Baby aus der Flasche getrunken hat.
Pre-Nahrungen sind in ihrer Zusammensetzung geringfügig unterschiedlich, haben dabei gleichzeitig strengen gesetzlichen Normen.
Es wird ausschließlich empfohlen die Pre-Nahrung exakt so anzurühren, wie es auf der Packungsanleitung vorgesehen ist. Hierbei geht es um das Mischverhältnis zwischen Wasser und Milchpulver – nicht, wie viel häufiger angenommen um die Tagestrinkmenge.
Die Tagestrinkmenge ist bei Prenahrung ebenso nach dem Bedarf des Babys auszurichten, wie beim Stillen. So ist eine zusätzliche Gabe von Tee ebenfalls nicht vorgesehen und wird daher auch von offizieller Seite NICHT empfohlen. Einzelempfehlungen basieren häufig auf eigenen Erfahrungen, einem veralteten Lehrstand und halten sich dennoch hartnäckig.
Die Beachtung des Mischverhältnisses für Fläschchennahrung ist auch deshalb so wichtig, weil die Nieren durch zusätzliches Wasser belastet werden. Es kann zu einer umgangssprachlich sogenannten Wasservergiftung kommen.
Der bekannteste Fall, der mit einer Wasservergiftung beim Baby in Verbindung gebracht wird, war ein verstorbenes Baby aus Georgia / USA. Es hatte über einen langen Zeitraum gestreckte Milch erhalten.
Ist es sinnvoll zusätzlich Babytee für Flaschenkinder zu geben?
Zusätzlicher Tee wird auch für Flaschenkinder von offizieller Seite nicht empfohlen.
Wenn dein Baby mit Verstopfung oder Bauchschmerzen auf die Nahrung reagiert, ist es notwendig zu prüfen, ob eine Unverträglichkeit vorliegt.
Von Verstopfung spricht man bei festem, schwer entleerbaren Stuhlgang. Manchmal hilft es bereits, ein betroffenes Baby für sein großes Geschäft „abzuhalten“ – wie es Windelfrei-Eltern tun. Dabei ist die aufrechte Haltung unterstützend für eine leichtere Entleerung des Stuhlgangs.
In entspannten Phasen kann darüber hinaus mit einer regelmäßigen Bauchmassage die Darmbewegung unterstützt werden.
Kann der Tee dein Baby vergiften?
Nicht jedes Baby trinkt gleich so viel Tee, dass es zu einem Ungleichgewicht im Körper kommt – doch die Gefahr ist prinzipiell da.
Mit Vergiftung ist in diesem Fall jedoch NICHT gemeint, dass es sich hier um pures Gift wie zum Beispiel Quecksilber handelt.
Es ist eher die Rede von der jüngst durch Medienberichte bewusst gemachten Wasservergiftung.
Selbst für die spätere Beikostzeit (ab der 3. ersetzten Mahlzeit) spricht die offizielle Empfehlung von notwendigen 200 ml über den Tag verteilt. Idealerweise handelt es sich dabei – so die Empfehlung – um frisches, klares Wasser. Getrunken wird dabei aus einem offenen Behältnis, weil die Flüssigkeitsaufnahme dabei nicht Gefahr läuft zu hoch zu werden.
Braucht dein Baby zusätzliche Flüssigkeit durch Babytee bei Hitze oder Krankheit?
Eine große Sorge kommt auf, wenn die Temperaturen im Sommer steigen oder sich eine Krankheit anbahnt.
Die Empfehlung „viel trinken“ ist hier völlig korrekt!
Vor Beginn der Beikostzeit mit etwa einem halben Jahr, bleibt das Getränk der Wahl Muttermilch oder Prenahrung.
Verwirrend, wenn du vielleicht schon einmal gehört hast, dass Milch für Erwachsene nicht als Getränk, sondern als Nahrungsmittel gilt. Doch dabei geht es vorrangig um Tiermilch – nicht um arteigene Muttermilch oder speziell hergestellte Säuglingsnahrung.
Kleine Säuglinge mit Erkrankungen erhalten darüber hinaus am besten zusätzliche Flüssigkeit per Infusion, welche ebenfalls in der Zusammensetzung exakt an die körperlichen Bedürfnisse angepasst ist.
Solltest du nun auf Tee verzichten?
Weißt du, du bist die Mama.
Du entscheidest.
Häufig ist das Füttern von Tee eine Verzweiflungstat, wenn es dem Baby nicht gut geht. Ebenso das Anrühren von Nahrung mit Teeflüssigkeit.
Alles was ich tun kann ist, dir die oben genannten und verlinkten Gedanken zugänglich zu machen und du schaust einfach selber, was du daraus machst.
Statt die vermuteten Bauchschmerzen kannst du mit den Lauten der Dunstan-Baby-Language möglicherweise herausfinden, ob das Weinen einen anderen Grund hat. Und wenn sich die Bauchschmerzen bestätigen gibt es viele Alternativen zur Gabe von Tee, die schon vielen Babys helfen konnten.
Ich wünsche dir und deinem Baby weiterhin alles Gute – es ist eine anstrengende Zeit, in der ihr gerade lebt. In einer kleinen vertrauenswürdigen Stillgruppe kann es sein, dass du tolle Inspirationen bekommst, wie du dir das Leben mit dem Baby leichter gestalten kannst.
Alles Liebe und bis bald,
~Tabea
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